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Heft 1 / 2008 - BDSW

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1/<strong>2008</strong><br />

Zudem müsse ein Erfüllungsortprinzip eingeführt werden, das<br />

ein Anbieten von Leistungen aus Billiglohn- in Hochlohngebieten<br />

verhindere. Mit ver.di habe der BDWS bereits einen bundesweit<br />

gültigen Erfüllungsort-Tarifvertrag ausgehandelt. Für<br />

dessen beantragte Allgemeinverbindlichkeit hatte Waschulewski<br />

jedoch böse Vorahnungen: „Eine Ablehnung der BDA ist nicht<br />

auszuschließen.“<br />

Darüber hinaus sei zu erwarten, dass in den kommenden Jahren<br />

Arbeitskräfte aus den EU-Beitrittsländern nach Deutschland<br />

kommen. Derzeit arbeiteten 500.000 teilweise sehr gut ausgebildete<br />

Sicherheitskräfte in den zwölf Beitrittsländern. Bei Stundenlöhnen<br />

von ein bis zwei Euro dürften sie sich wohl auch für<br />

Arbeitsplätze in deutschen Sicherheitsunternehmen interessieren.<br />

Eine Aufnahme der Sicherheitsbranche in das Entsendegesetz<br />

sei dringend geboten: „Nur dann sind auch für ausländische<br />

Anbieter unsere Mindestlöhne rechtlich klar zu regeln“,<br />

war der BDWS-Präsident überzeugt. „Der Entlohnung und den<br />

Arbeitsbedingungen unserer Beschäftigten gilt unser besonderes<br />

Augenmerk. Unsere Qualitätsbemühungen werden nur dann<br />

fortgesetzt, wenn wir dafür angemessene Löhne für unsere Mitarbeiter<br />

erzielen. In unserer schwierigen Branche benötigen wir<br />

die Unterstützung durch die Politik“, appellierte Waschulewski<br />

an die Zuhörer und übergab das Wort an MdB Gerald Weiß.<br />

Geregelter Wettbewerb<br />

In seinen Ausführungen widmete Weiß sich zunächst dem<br />

Arbeitsmarkt in Deutschland, der für ihn Licht und Schatten<br />

zum Ausdruck bringt. Das Licht oder den Glanz verbinde er mit<br />

einer Zahl, die gegenwärtig 1,1 Millionen Arbeitslose weniger<br />

aufzeige. In ihr spiegle sich ein stabiles Wachstum wider, durch<br />

welches sich der Arbeitslosenbeitrag auf 3,3% habe absenken<br />

lassen. Mehr als 70.000 Arbeitsplätze seien in den letzten zehn<br />

Jahren geschaffen worden. Leider sei allerdings nur zu wahr,<br />

dass die neuen Stellen auf die vorhandene Bedrohung oder Gefahr<br />

zurückzuführen seien.<br />

Die bereits angesprochene dunkle Seite der Arbeitsmarktentwicklung<br />

sparte Weiß ebenfalls nicht aus. Der Schatten ergebe<br />

sich durch billige Arbeitskräfte, die aus den Erweiterungsgebieten<br />

der Europäischen Union kommen: „Wir ermöglichen es, dass<br />

sich Billigkräfte auf uns ergießen“, rief er dem Auditorium zu.<br />

„Das schreit regelrecht nach einem Eingriff des Staates: Jetzt<br />

sind erst einmal wieder Wettbewerbsregeln aufzustellen, um<br />

gegen verkappte Arbeitnehmerüberlassung vorzugehen.“ Menschenwürdige<br />

und die Existenz sichernde Lohnvereinbarungen<br />

gelte es zu treffen: „Es kann doch nicht sein, dass der Einzelne<br />

sich beim Staat holen muss, was der Markt nicht hergibt“, prangerte<br />

der hessische Vorsitzende des Bundestagsausschusses<br />

für Arbeit und Soziales an. Mittlerweile gebe es 1,1 Millionen<br />

„Lohn-Aufstocker“. Leute also, die zusätzlich zu ihrem Einkommen<br />

Hartz-IV-Leistungen beziehen. (Eine Studie des Nürnberger<br />

Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat<br />

im Januar 2007 sogar 1,3 Millionen sogenannte Aufstocker<br />

festgestellt. Anspruch auf solche zusätzlichen Sozialleistungen<br />

zur Erhöhung des Einkommens hat in Deutschland jeder Arbeitnehmer.<br />

Voraussetzung ist, dass er den Lebensunterhalt für<br />

seine Familie und sich nicht selbsttätig verdienen kann. Anm.<br />

der Verf.) Deshalb müsse der Tarifautonomie unbedingt die Vorfahrt<br />

eingeräumt werden. In das Arbeitnehmer-Entsendegesetz<br />

(AEntG) vom 26. Februar 1996 seien wettbewerbsordnende Elemente<br />

einzufügen. Bisher schreibe dieses nur Mindestarbeitsbedingungen,<br />

wie beispielsweise Mindestlohn, in einem nach §<br />

5 Tarifvertraggesetz allgemeinverbindlichen oder dazu erklärten<br />

von links: Gerald Weiß, Vorsitzender Bundestagsausschuss Arbeit und<br />

Soziales, Dr. Harald Olschok, Hauptgeschäftsführer BDWS, Wolfgang<br />

Waschulewski, Präsident BDWS<br />

Tarifvertrag fest. Im Sicherheitsbereich seien 650 Unternehmen<br />

überaus organisiert. Mit seiner Einschätzung, dass sich<br />

Sicherheitsdienstleistungen und Dumpinglohn nicht vertragen,<br />

sprach der Redner den Gästen aus dem Herzen. Auftraggeber<br />

sollten ihr Augenmerk vielmehr auf das bestmögliche, optimale<br />

Angebot richten. Das Entsendegesetz binde alle Anbieter tariflich:<br />

„Mit dem Ausland – also den ursprünglich protektionistischen<br />

Vorgaben bei einem grenzüberschreitenden Erbringen<br />

von Dienstleistungen – hat das überhaupt nichts zu tun.“ Neben<br />

Lohnuntergrenzen müsse es Ziel sein, gemeinsam eine Wettbewerbsordnung<br />

zu schaffen: „Letzteres ist auch im Interesse der<br />

Regierung“, versicherte Weiß den Anwesenden.<br />

Sicherheitsstandards erforderlich<br />

Auf ein anderes Thema, das ebenfalls die Gestaltung von Tarifverträgen<br />

beinhaltet, stimmte Hans-Jürgen Kröger ein: die<br />

Bargeldversorgung. Nach Aussage des Vorsitzenden der Bundesvereinigung<br />

Deutscher Geld- und Wertdienste e. V. tangiert<br />

sie hierzulande eines der Kernfelder des Wirtschaftslebens: „Wir<br />

alle betrachten es als eine Selbstverständlichkeit, an den Geldautomaten<br />

zu gehen und Banknoten abzuholen oder andere<br />

Transaktionen vorzunehmen.“<br />

Verhaltensänderungen habe nicht einmal der von der Firma<br />

Heros im Jahr 2006 verursachte Schaden in Höhe von rund 300<br />

Millionen Euro mit sich gebracht. Bei einer Tochtergesellschaft<br />

des Marktführers der Geld- und Werttransportbranche hatte die<br />

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