Heft 1 / 2008 - BDSW
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Geschäftsführung Kundengelder nicht<br />
nur für private Zwecke entnommen.<br />
Vielmehr nutzte sie diese in erheblichem<br />
Umfang zur Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebes.<br />
Der Schadenfall und das<br />
unrühmliche Ende mit der Insolvenz aller<br />
Tochterunternehmen habe die Politik auf<br />
den Plan gerufen. Sowohl aufsichtsrechtliche<br />
Fragestellungen als auch Überprüfungs-<br />
und Kontrollmechanismen aller<br />
am Bargeldkreislauf beteiligten Akteure<br />
Eva Schreiber und Ruth Staudinger, Veranstaltungs-Sekretariat<br />
BDWS, Waldemar Marks,<br />
Arbeitsdirektor SECURITAS Sicherheitsdienste<br />
GmbH & Co.KG<br />
seien zur Debatte gestanden. Dennoch<br />
funktioniere die Gesamtwirtschaft nach<br />
wie vor durch die Bargeldver- und -<br />
entsorgung. Ungefähr zwei Drittel aller<br />
finanziellen Unternehmungen würden<br />
bar abgewickelt. Obwohl Scheck- und<br />
Kreditkarten, Prepaid-Karten und Cyber-Money<br />
zum Einsatz kämen, würde<br />
Bargeld weiterhin stark nachgefragt.<br />
Entsprechend befinde sich der Rückzug<br />
der Bundesbank aus der Fläche auf<br />
dem Prüfstand. Damit Geld- und Wertdienstleister<br />
künftig Aufgaben wie das<br />
Cash Recycling übernehmen können, so<br />
Kröger, ist hierfür das Kreditwesengesetz<br />
zu novellieren. Darüber hinaus müssten<br />
allgemeinverbindliche Mindestarbeitsbedingungen<br />
– hier schließt sich der Kreis<br />
zu den Vorrednern – gewährleistet sein.<br />
Voraussetzung sei jedoch, dass sich das<br />
Erlangen einer Allgemeinverbindlicher-<br />
WIRTSchAfT uND POLITIk<br />
klärung von Flächentarifvertragsregelungen<br />
sicherstellen lasse. Aus Sicht der<br />
BDGW ist das entsprechende Verfahren<br />
folgendermaßen zu ändern: Bei einem<br />
gemeinsamen Antrag der Tarifvertragsparteien<br />
soll die Zulassung der Erklärung<br />
über eine gesetzliche öffnungsklausel<br />
auch ohne Einvernehmen mit dem Tarifausschuss<br />
erfolgen.<br />
Zugleich sei die Bargeldversorgung in<br />
allen Prozessabläufen noch sicherer zu<br />
machen. Die Bundesvereinigung selbst<br />
habe ihren brancheneigenen „BDGW-<br />
Sicherheitsstandard“ sehr verschärft:<br />
„Schon immer hat ein klassischer Sicherheits-Check<br />
stattgefunden, bei dem die<br />
„physische“ Sicherheit etwa von Fahrzeugen<br />
kontrolliert worden ist. Er regelt vor<br />
allem baulich-technische Anforderungen<br />
und die Durchführung von Werttransporten.“<br />
Hinzugekommen sei nun noch<br />
eine durch externe Wirtschaftsprüfer<br />
vorgenommene Begutachtung der wirtschaftlichen<br />
Sicherheit. An den weiterhin<br />
erforderlichen Absicherungsmaßnahmen<br />
in der täglichen operativen Arbeit bestand<br />
für den BDGW-Vorsitzenden kein<br />
Zweifel: „Wir müssen alle Anstrengungen<br />
unternehmen, um das Leben unserer Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter sowie die<br />
Werte Dritter zu schützen. Wie die Todesfälle<br />
in den vergangenen Jahren, zeigt<br />
der brutale Raubmord hier in Berlin, dass<br />
erheblich mehr in „Sicherheit investiert“<br />
werden muss.“ Ehe Kröger MdB Jörg-<br />
Otto Spiller ans Rednerpult bat, fasste er<br />
zusammen: „Wir alle wissen, dass Sicherheit<br />
ihren Preis hat. Deshalb kommt uns<br />
der neue Werbeslogan, dass wir Technik<br />
lieben, sehr gelegen. Er gefällt uns einfach<br />
besser als der den Geiz überbewertende<br />
Satz.“<br />
In der Warteposition<br />
Die Vorlagen griff der Berliner Bundestagsabgeordnete<br />
gerne auf. Bereits angesprochen<br />
war der Raubmord, auf den<br />
auch der frühere Weddinger Bezirksbürgermeister<br />
kurz einging. In Berlin-Wittenau<br />
überfielen Ende Oktober 2007 drei<br />
Männer einen Geldtransport. Vor einer<br />
1/<strong>2008</strong><br />
Postbank verletzten sie einen Geldboten<br />
durch mehrere Schüsse tödlich. Den Hinweis<br />
auf die Notwendigkeit, Mittel für<br />
die Sicherheit auszugeben, konnte der<br />
Vortragende nur unterstützen. Für ihn<br />
stand fest: „Hätte es entsprechende Sicherheitsvorkehrungen<br />
bei dem Geschehen<br />
in Reinickendorf gegeben, könnte der<br />
Mitarbeiter noch leben.“ Erst vor kurzem<br />
konnte die Polizei den dritten, bis dahin<br />
flüchtigen mutmaßlichen Täter dingfest<br />
machen.<br />
Was die Prüfung und das Inverkehrbringen<br />
von Bargeldbeständen durch<br />
Mitgliedsunternehmen der BDGW anbetreffe,<br />
sei die Situation immer noch<br />
ungeklärt. Ermutigend verwies der finanzpolitische<br />
Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion<br />
auf Folgendes: „Ihnen ist<br />
allen bekannt, dass sich die Bundesbank<br />
und private Anbieter bereits vor Gericht<br />
getroffen haben. Die Bundesbank hat erst<br />
einmal Recht bekommen. Im Anschluss<br />
hat sie allerdings ihre Gebühren erhöht,<br />
damit die privaten Dienstleister eine<br />
Chance haben.“<br />
Die geforderte Gewerbeordnung lehne<br />
das Bundesfinanzministerium ab, denn<br />
eines sei festzuhalten: „Mit Sicherheit<br />
wird die Bundesbank nicht die Qualität<br />
herabsetzen. Das will sie auch gar nicht:<br />
Wenn Geld draufsteht, muss auch Geld<br />
drin sein.“ Deshalb sei es unabdingbar, bei<br />
der Geldversorgung private Anbieter mit<br />
einzubeziehen. „Mir hat es sehr gefallen,<br />
dass Sie so konstruktiv auf die Aufgabe<br />
eingehen“, lobte Spiller die Zusammenarbeit<br />
mit der BDGW.<br />
Im Dialog<br />
Gut eingestimmt fanden sich anschließend<br />
größere und kleinere Gruppen zum<br />
Austausch zusammen. Benannt waren<br />
die Themen, die alle Vertreter der beiden<br />
die Veranstaltung ausrichtenden Organisationen<br />
beschäftigten. Hier trafen sie<br />
Abgeordnete, die wie Iris Gleicke, Parlamentarische<br />
Geschäftsführerin der SPD-<br />
Fraktion, aufmerksam und zuhörend das<br />
Gespräch suchten.