02.03.2013 Aufrufe

Die Struktur der Bahnindustrie in Ostdeutschland - Otto Brenner Shop

Die Struktur der Bahnindustrie in Ostdeutschland - Otto Brenner Shop

Die Struktur der Bahnindustrie in Ostdeutschland - Otto Brenner Shop

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Kapitel 3<br />

Durch die Beschaffungspolitik <strong>der</strong> F<strong>in</strong>alisten geraten die Systemhersteller unter starken Kostendruck und s<strong>in</strong>d veranlasst,<br />

ihrerseits Teile und Komponenten aus Low-Cost-Län<strong>der</strong>n zu beziehen. <strong>Die</strong> damit verbundenen Qualitätsrisiken<br />

verschärfen die Produkthaftungs- und Gewährleistungsproblematik bei den Systemherstellern. Es wird von<br />

ihnen erwartet, dass sie sich ebenfalls <strong>in</strong> Produktion und Beschaffung <strong>in</strong>ternationalisieren und <strong>in</strong> den Zielmärkten<br />

<strong>der</strong> Wachstumsregionen mit den F<strong>in</strong>alisten präsent s<strong>in</strong>d. Sie müssen dabei e<strong>in</strong>en Wi<strong>der</strong>spruch lösen, <strong>der</strong> so beschrieben<br />

werden kann: „E<strong>in</strong>e höhere System<strong>in</strong>tegration bleibt oft nur solange effektiv, wie sie auf Basis eigener<br />

Wertschöpfung ,bedient‘ werden kann. Steigt <strong>der</strong> Umsatz lediglich durch den erhöhten Zukauf von außen, so<br />

steigen parallel hierzu die Risiken, ohne dass gleichzeitig ihre Beherrschbarkeit zunimmt“ (Leenen, Maria/Neumann,<br />

Lars (2005), S. 16). <strong>Die</strong> Zahlungsmodalitäten zwischen F<strong>in</strong>alisten und Systemzulieferern verschärfen die<br />

(f<strong>in</strong>anziellen) Risiken <strong>der</strong> Systemlieferanten zusätzlich.<br />

Im Zuge <strong>der</strong> Restrukturierung <strong>der</strong> Wertschöpfungskette werden die Teile- und Komponentenhersteller unter starken<br />

Wettbewerbsdruck geraten, <strong>der</strong> jene Unternehmen, die nicht rechtzeitig auf die damit verbundenen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

reagieren können, <strong>in</strong> existentielle Krisen br<strong>in</strong>gen wird. <strong>Die</strong> Kunden sehen <strong>in</strong> diesem Segment und se<strong>in</strong>er<br />

„Harmonisierung“ e<strong>in</strong> großes Potenzial zur Kostenersparnis, weil viele <strong>der</strong> hier hergestellten Produkte auch aus<br />

Low-Cost-Regionen beschafft werden können. <strong>Die</strong> Hoffnung vieler Teile- und Komponentenhersteller aus <strong>Ostdeutschland</strong>,<br />

aufgrund <strong>der</strong> räumlichen Nähe zu den F<strong>in</strong>alisten auch zusätzliche Marktanteile und Zulieferervolum<strong>in</strong>a zu gew<strong>in</strong>nen,<br />

wurde <strong>in</strong> den letzten Jahren nicht Realität. Wachstum sche<strong>in</strong>t vor allem <strong>in</strong> den Auslandsmärkten realistisch<br />

zu se<strong>in</strong>. Beides, die Erhaltung <strong>der</strong> Marktanteile im B<strong>in</strong>nenmarkt und <strong>der</strong> Erfolg <strong>in</strong> den Wachstumsmärkten, stellt<br />

neue Anfor<strong>der</strong>ungen an die Teile- und Komponentenhersteller. Dazu gehören ihre weitere Spezialisierung, ihre<br />

Internationalisierung, die Erhöhung ihrer Innovationsfähigkeit, ggf. die Diversifizierung <strong>in</strong> an<strong>der</strong>e Branchen und die<br />

Bewältigung <strong>der</strong> damit verbundenen f<strong>in</strong>anzwirtschaftlichen Herausfor<strong>der</strong>ungen.<br />

Marktchancen haben jene Teile- und Komponentenhersteller, die im Zuge sich vertiefen<strong>der</strong> Arbeitsteilung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Zuliefer<strong>in</strong>dustrie mit ihrem technisch anspruchsvollen Spezialprodukt e<strong>in</strong>e Marktnische gefunden haben, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sie<br />

sich als Technologieführer auch gegen Komponentenherstellern aus an<strong>der</strong>en Weltmarktregionen, die <strong>in</strong> den<br />

B<strong>in</strong>nenmarkt e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen, behaupten können. Ihre Erfolgsbed<strong>in</strong>gung wird die kundenorientierte Weiterentwicklung<br />

dieses Spezialprodukts se<strong>in</strong> und das flexible E<strong>in</strong>gehen auf beson<strong>der</strong>e Kundenwünsche.<br />

Wenn mit ke<strong>in</strong>em o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em nur ger<strong>in</strong>gen Wachstum des B<strong>in</strong>nenmarktes <strong>in</strong> mittlerer Frist gerechnet werden kann,<br />

so hängt <strong>der</strong> Markterfolg <strong>der</strong> Komponentenhersteller vom Grad ihrer Internationalisierung ab. Das erfor<strong>der</strong>t produktionsseitig<br />

e<strong>in</strong>e stärkere Kooperation mit Partnern aus Low-Cost-Regionen und marktseitig die Orientierung auf<br />

die Wachstumsregionen des Weltmarktes. Ihre Chance liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Intensivierung <strong>der</strong> Kooperation mit (europäischen)<br />

Partnern und <strong>der</strong> Herstellung weltweiter Lieferfähigkeit. Es gibt bei zahlreichen Komponentenherstellern bereits erhebliche<br />

Anstrengungen und beachtliche Erfolge zur Erhöhung ihres <strong>in</strong>ternationalen Engagements, die vergleichsweise<br />

ger<strong>in</strong>ge Exportquote <strong>der</strong> Branche <strong>in</strong> <strong>Ostdeutschland</strong> deutet jedoch auf Nachholbedarf h<strong>in</strong>, gerade kle<strong>in</strong>e und<br />

mittlere Unternehmen (KMU) müssen durch ihre Größe bed<strong>in</strong>gte Hemmnisse überw<strong>in</strong>den. Zudem for<strong>der</strong>t die<br />

Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Märkte e<strong>in</strong> hohes Anpassungstempo.<br />

<strong>Die</strong> Erhaltung und Weiterentwicklung des Innovationspotenzials zur Verteidigung <strong>der</strong> produktbezogenen Spezialisierung<br />

bleibt für viele Teile- und Komponentenhersteller e<strong>in</strong> entscheidendes Erfolgskriterium. <strong>Die</strong> Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

s<strong>in</strong>d bei KMU mit ostdeutschen Eigentümern komplizierter als bei solchen im Besitz <strong>in</strong>ternational<br />

agieren<strong>der</strong> Konzerne. Zwar ist ihnen häufig geme<strong>in</strong>sam, dass sie z. B. erfolgreich s<strong>in</strong>d bei <strong>der</strong> Gestaltung bilateraler<br />

Kontakte zu Hochschulen, <strong>der</strong> Vermittlung von Praktikumsplätzen und <strong>der</strong> Begleitung von Diplomarbeiten. Jedoch<br />

s<strong>in</strong>d ostdeutsche KMU eher selten <strong>in</strong> branchen- o<strong>der</strong> clusterorientierte Innovationsnetzwerke <strong>in</strong>volviert und können<br />

dies aus eigener Kraft heraus auch selten selbst anstoßen. Hier besteht Handlungsbedarf zur Weiterentwicklung<br />

des wichtigsten Wettbewerbsvorteils <strong>der</strong> Zuliefer<strong>in</strong>dustrie.<br />

46

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!