Die Struktur der Bahnindustrie in Ostdeutschland - Otto Brenner Shop
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Kapitel 5<br />
o<strong>der</strong> kuppelbar s<strong>in</strong>d. <strong>Die</strong> wettbewerblich beschleunigte Typenvielfalt führt zu hohen Lager- und Ersatzteilkosten und<br />
erschwert den Bedienern/Kunden das Zurechtf<strong>in</strong>den im System (vgl. Ernst/Jünger/Krötz, ETR 53/2004, S. 278 ff.)<br />
Zur Intensivierung des Herstellerwettbewerbs durch die DB gehört z. B. auch das Aufbrechen von monopol- und<br />
duopolartigen Lieferantenstrukturen, um <strong>in</strong> wichtigen Segmenten wie z. B. <strong>der</strong> Leit- und Sicherungstechnik<br />
(Beispiel elektronische Stellwerke) die Barrieren zum Markte<strong>in</strong>tritt von Konkurrenten zu senken (vgl. HB, 16.10.03,<br />
S. 14). Der neu ausgeschriebene Auftrag <strong>der</strong> Bahn für 400 Regionalzüge mit e<strong>in</strong>em Wert von bis zu 2 Mrd. E, <strong>der</strong> im<br />
Sommer 2006 vergeben werden soll, soll dem Vernehmen nach an e<strong>in</strong>en Konzern und nicht an e<strong>in</strong> Konsortium vergeben<br />
werden (vgl. Berl<strong>in</strong>er Zeitung, 27.01.2006, S. 10). <strong>Die</strong>ser Auftrag ist für die Auslastung <strong>der</strong> Kapazitäten <strong>der</strong><br />
drei großen F<strong>in</strong>alisten von Bedeutung und dürfte die Konkurrenz zwischen ihnen weiter verschärfen. Er be<strong>in</strong>haltet<br />
Chancen für die Standorte Hennigsdorf, Görlitz und Berl<strong>in</strong>. Umgekehrt ist mit verschärften Auslastungsproblemen<br />
an diesen Standorten zu rechnen, wenn sie diesen Auftrag nicht gew<strong>in</strong>nen und ke<strong>in</strong>e gleichwertigen Ersatzaufträge<br />
akquiriert werden können.<br />
Um die Ziele <strong>der</strong> Fahrzeugstrategie zu erreichen, verän<strong>der</strong>t die DB AG ihre Beschaffungspolitik. Sie will von <strong>der</strong><br />
heutigen Praxis des schlüsselfertigen Bezugs von <strong>in</strong>tegrierten Lösungen <strong>der</strong> Systemanbieter h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em Verfahren,<br />
das aus dem Anlagenbau o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Luftfahrt bekannt ist: Bei unverän<strong>der</strong>ter Gesamtverantwortung des<br />
Systemlieferanten soll <strong>der</strong> Zulieferer-Wettbewerb über standardisierte Module und Komponenten <strong>in</strong>tensiviert<br />
werden, so dass vergleichbar <strong>der</strong> Luftfahrt<strong>in</strong>dustrie, <strong>in</strong> <strong>der</strong> z. B. sowohl Airbus- als auch Bo<strong>in</strong>g-Flugzeuge mit Triebwerken<br />
unterschiedlicher Hersteller ausgerüstet werden können, <strong>in</strong> den Schienenfahrzeugen Module und Komponenten<br />
unterschiedlicher Zulieferer verwendet werden können. Auf diese Weise sollen die Systemverfügbarkeit<br />
erhöht, Skaleneffekte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Beschaffung erzielt und Kosten reduziert werden.<br />
Zur Umsetzung dieser Strategie will die DB AG kurzfristig nur noch Fahrzeugtypen beschaffen, die sie bereits im<br />
Bestand hat und die die funktionalen und Kostenanfor<strong>der</strong>ungen möglichst gut erfüllen. Mittelfristig sollen die Anstrengungen<br />
<strong>der</strong> Hersteller zur Standardisierung und Modularisierung <strong>in</strong>nerhalb ihrer Systemplattformen und die<br />
Spezifikation von Modulen unterstützt werden. Langfristig (bis etwa 2011) sollen Modularisierung und herstellerübergreifende<br />
Standardisierung <strong>der</strong> Schnittstellen im Rahmen e<strong>in</strong>es europäischen Modularisierungs- und Standardisierungsprogramms<br />
wirksam werden.<br />
5.4. Internationalisierung und Liberalisierung<br />
<strong>Die</strong> <strong>Bahn<strong>in</strong>dustrie</strong> bef<strong>in</strong>det sich seit Anfang <strong>der</strong> 90-er Jahre <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Prozess <strong>der</strong> Bewältigung gravieren<strong>der</strong> <strong>Struktur</strong>verän<strong>der</strong>ungen,<br />
<strong>der</strong> den <strong>in</strong> Ost- wie auch <strong>in</strong> Westdeutschland historisch gewachsenen nationalen Entwicklungspfad<br />
<strong>der</strong> Bahnbranche grundlegend verän<strong>der</strong>t. Das enge Verhältnis von Staatsbahnen und national organisierter<br />
Hersteller<strong>in</strong>dustrie wurde aufgebrochen und durch neue <strong>Struktur</strong>en und Regulationsformen ersetzt. Zu den strukturellen<br />
Verän<strong>der</strong>ungen, die neue Konkurrenzverhältnisse hervorbr<strong>in</strong>gen, gehören<br />
• <strong>der</strong> Wegfall <strong>der</strong> politischen Systemgrenze, <strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Bahn<strong>in</strong>dustrie</strong> weltweit neue Marktchancen eröffnete,<br />
zugleich jedoch auch neue Wettbewerber <strong>in</strong> den Markt brachte;<br />
• e<strong>in</strong>e Konzentrations- und Zentralisierungswelle <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Bahn<strong>in</strong>dustrie</strong>, die zur Internationalisierung <strong>der</strong><br />
<strong>Bahn<strong>in</strong>dustrie</strong> führte. Auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> F<strong>in</strong>alisten haben sich – wie das Beispiel Bombardier<br />
Transportation zeigt – weltweit agierende <strong>in</strong>ternationale Konzerne herausgebildet, die ihre Konzernstruktur<br />
beständig an neue Anfor<strong>der</strong>ungen des Weltmarktes anpassen. Auch auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> System- und<br />
Subsystemzulieferer ist e<strong>in</strong> Konzentrationsprozess nachweisbar, <strong>der</strong> zur Erhöhung ihrer Leistungsfähigkeit<br />
und zur Internationalisierung geführt hat und e<strong>in</strong>e Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Arbeitsteilung (Übernahme von<br />
Wertschöpfung durch die Zulieferer) mit den F<strong>in</strong>alsten ermöglichte und för<strong>der</strong>te;<br />
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