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Trigonale 2012

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Die Italien-Mode des 17. Jahrhunderts verdeutlichen nicht<br />

zuletzt Sammel-Abschriften verschiedenster Werke italienischer<br />

und deutscher Komponisten, wie das Rost-Manuskript,<br />

dem einige der heute zu hörenden Werke entstammen.<br />

Die Wiener Hofkapelle wird ab 1619, dem Jahr der Heirat<br />

von Ferdinand II. und Eleonora Gonzaga, in deren familiären<br />

Diensten Monteverdi steht, regelrecht italianisiert. »Einheimischen«<br />

Talenten, wie etwa Johann Caspar von Kerll, ermöglicht<br />

man Studien in Italien. Die Hofkapellmeister sind ausschließlich<br />

Italiener, was mit wenigen Ausnahmen bis weit<br />

ins 18. Jahrhundert Sitte bleibt. Der in Scheibbs geborene<br />

Heinrich Schmelzer, zuvor beliebter Ballettkomponist am Hof,<br />

ist der erste österreichische Hofkapellmeister, pestbedingt allerdings<br />

nur ein Jahr (1679).<br />

In den Norden kommt der italienische Einuss über Jan Pieterszoon<br />

Sweelinck, genannt »Orpheus von Amsterdam«, der<br />

wahrscheinlich in den 80er Jahren des 16. Jahrhunderts in<br />

Venedig bei Zarlino studierte. Die Lösung von der Vokalpolyphonie<br />

geht im Norden mit enormen Entwicklungen<br />

auf dem Gebiet des Orgel- und Cembalobaus einher. Große<br />

Tastenumfänge und leichtgängiges Spiel ermöglichen einen<br />

höchst virtuosen und expressiven Tasten-Stil, als dessen Meis-<br />

ter Dietrich Buxtehude gerühmt wird: des stylus phantasticus.<br />

Als Organist an St. Marien in Lübeck war Buxtehude auch<br />

für geistliche Konzerte, die so genannten Abendmusiken, zuständig.<br />

Sein umfangreiches Œuvre an Vokalmusik und Kantaten<br />

ist bereits ganz selbstverständlich dem nun etablierten<br />

Genius Wort-Ton-Verhältnis verpichtet.<br />

Mit Georg Muat schließt sich ein besonderer Kreis: Als Knabe<br />

gelangte der Florentiner Jean-Baptiste Lully – ursprünglich<br />

Giovanni Battista Lulli – um 1646 an den französischen Hof<br />

und wurde ein sehr enger Freund des sechs Jahre jüngeren<br />

Königs Ludwig XIV. Seine immense kompositorische Begabung<br />

machte ihn zum Aushängeschild und Inbegri französischer<br />

Musik. Muat, der aus Savoyen stammt, hat Begabung<br />

wie Glück, einige Jahre bei Lully studieren zu dürfen.<br />

Derart perfekt durch einen Italiener im französischen Stil<br />

geschult, vervollkommnet er sich später bei Corelli in Rom<br />

im italienischen Stil und gilt, auch aufgrund der weiten Verbreitung<br />

seiner Concerti grossi und Traktate, als Wegbereiter<br />

und Ernder der »vereinigten Stile«, der »goûts réunis«.<br />

- 32 - <strong>Trigonale</strong> <strong>2012</strong> – Programm <strong>Trigonale</strong> <strong>2012</strong> – Programm - 33 -<br />

Ewald Donhoer

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