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Die Italien-Mode des 17. Jahrhunderts verdeutlichen nicht<br />
zuletzt Sammel-Abschriften verschiedenster Werke italienischer<br />
und deutscher Komponisten, wie das Rost-Manuskript,<br />
dem einige der heute zu hörenden Werke entstammen.<br />
Die Wiener Hofkapelle wird ab 1619, dem Jahr der Heirat<br />
von Ferdinand II. und Eleonora Gonzaga, in deren familiären<br />
Diensten Monteverdi steht, regelrecht italianisiert. »Einheimischen«<br />
Talenten, wie etwa Johann Caspar von Kerll, ermöglicht<br />
man Studien in Italien. Die Hofkapellmeister sind ausschließlich<br />
Italiener, was mit wenigen Ausnahmen bis weit<br />
ins 18. Jahrhundert Sitte bleibt. Der in Scheibbs geborene<br />
Heinrich Schmelzer, zuvor beliebter Ballettkomponist am Hof,<br />
ist der erste österreichische Hofkapellmeister, pestbedingt allerdings<br />
nur ein Jahr (1679).<br />
In den Norden kommt der italienische Einuss über Jan Pieterszoon<br />
Sweelinck, genannt »Orpheus von Amsterdam«, der<br />
wahrscheinlich in den 80er Jahren des 16. Jahrhunderts in<br />
Venedig bei Zarlino studierte. Die Lösung von der Vokalpolyphonie<br />
geht im Norden mit enormen Entwicklungen<br />
auf dem Gebiet des Orgel- und Cembalobaus einher. Große<br />
Tastenumfänge und leichtgängiges Spiel ermöglichen einen<br />
höchst virtuosen und expressiven Tasten-Stil, als dessen Meis-<br />
ter Dietrich Buxtehude gerühmt wird: des stylus phantasticus.<br />
Als Organist an St. Marien in Lübeck war Buxtehude auch<br />
für geistliche Konzerte, die so genannten Abendmusiken, zuständig.<br />
Sein umfangreiches Œuvre an Vokalmusik und Kantaten<br />
ist bereits ganz selbstverständlich dem nun etablierten<br />
Genius Wort-Ton-Verhältnis verpichtet.<br />
Mit Georg Muat schließt sich ein besonderer Kreis: Als Knabe<br />
gelangte der Florentiner Jean-Baptiste Lully – ursprünglich<br />
Giovanni Battista Lulli – um 1646 an den französischen Hof<br />
und wurde ein sehr enger Freund des sechs Jahre jüngeren<br />
Königs Ludwig XIV. Seine immense kompositorische Begabung<br />
machte ihn zum Aushängeschild und Inbegri französischer<br />
Musik. Muat, der aus Savoyen stammt, hat Begabung<br />
wie Glück, einige Jahre bei Lully studieren zu dürfen.<br />
Derart perfekt durch einen Italiener im französischen Stil<br />
geschult, vervollkommnet er sich später bei Corelli in Rom<br />
im italienischen Stil und gilt, auch aufgrund der weiten Verbreitung<br />
seiner Concerti grossi und Traktate, als Wegbereiter<br />
und Ernder der »vereinigten Stile«, der »goûts réunis«.<br />
- 32 - <strong>Trigonale</strong> <strong>2012</strong> – Programm <strong>Trigonale</strong> <strong>2012</strong> – Programm - 33 -<br />
Ewald Donhoer