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endet – dramatisch, ja, aber das ganze Stück ist dem Gott des<br />
Weines und des Bieres – Bacchus – gewidmet!<br />
Der Blick in die Sterne bot eine weitere Möglichkeit zur<br />
Flucht ...<br />
Es lag in der Natur der Barockmusik, den Hörer durch die<br />
Musik auf eine höhere emotionale oder geistige Ebene befördern<br />
zu wollen. Er kann von der dissonanten Traurigkeit und<br />
Honungslosigkeit in seinem Inneren erlöst werden, wenn<br />
die Harmonien der Musik ihn mit der großen Harmonie<br />
des Kosmos verbinden. Man ging damals davon aus, dass die<br />
Klänge des Universums sich in perfekter Übereinstimmung<br />
zueinander befanden – anders als die misstönende Wirklichkeit<br />
auf Erden. Wissenschaftler wie J. Kepler begründeten<br />
ihre Forschungen auf den pythagoreischen Prinzipien der<br />
»Sphärenharmonie«. Kepler vertrat die Ansicht, dass die Musiktheorie<br />
und die Beziehungen zwischen den Planeten und<br />
der Sonne auf denselben Grundsätzen beruhten. Ebenso wie<br />
die Musik eine wichtige Rolle für die Wissenschaftler des 17.<br />
Jahrhunderts spielte, erfreuten sich emen der Astrologie<br />
und der Astronomie in der Musik großer Beliebtheit.<br />
Diesem astralen Aspekt möchten wir uns widmen, wobei wir<br />
nicht nur auf die Musik des Barocks und der Renaissance<br />
eingehen, sondern auch auf die Werke des 20. Jahrhunderts,<br />
in dem die Komponisten der Avantgarde lebhaftes Interesse<br />
an Sternen und Planeten bekundeten.<br />
1 Die Flucht in einen – oftmals grotesken – Humor war für<br />
In seinem wunderbar meditativen Werk »Tierkreis« assozi- 1<br />
den Europäer des 17. Jahrhunderts eine wirksame Möglichierte<br />
Stockhausen die zwölf Sternzeichen mit der Zwölftonreikeit,<br />
der grausamen Wirklichkeit (Pest, Hunger und Religihe:<br />
Er versah jedes Sternzeichen mit einer Note und kompoonskriege)<br />
für kurze Zeit zu entkommen.<br />
nierte einen Strang kurzer, traumgleicher Melodien um diese<br />
Note. Stockhausen fordert die Musiker auf, seine Melodien<br />
frei zu verwenden; sie können auf beliebigen Instrumenten<br />
gespielt werden, wobei er zu einem hohen Maß an Improvisation<br />
ermutigt.<br />
Improvisation und »broken consorts« (gemischte Ensembles<br />
mit unterschiedlichen Instrumentengruppen und/oder Sängern)<br />
waren im 16. und 17. Jahrhundert weit verbreitet.<br />
Dieser Umstand bietet auch uns die Möglichkeit, all unser<br />
Material frei zu verwenden und dadurch aus jedem Auftritt<br />
ein neues und einzigartiges Konzert zu machen.<br />
Und auch wenn Stockhausens »Tierkreis« in diesem Programm<br />
eine Sonderstellung einnehmen mag, so ist dieses<br />
Werk dennoch der rote Faden, der alles zusammenhält und<br />
die Jahrhunderte des Barocks und der Moderne im Einklang<br />
miteinander schwingen lässt.<br />
Wir hören Werke von H.I.F. Biber, J. F. Rebel, C. Gesualdo,<br />
J. Dowland, K. Stockhausen u.a.<br />
Mein besonderer Dank gilt Veronika Skuplik, die mich mit<br />
»Tierkreis« bekannt gemacht hat und mir so die Möglichkeit<br />
zur Entwicklung dieses Programms erönete. Bjarte Eike <strong>2012</strong><br />
- 12 - <strong>Trigonale</strong> <strong>2012</strong> – Programm <strong>Trigonale</strong> <strong>2012</strong> – Programm - 13 -