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Trigonale 2012

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endet – dramatisch, ja, aber das ganze Stück ist dem Gott des<br />

Weines und des Bieres – Bacchus – gewidmet!<br />

Der Blick in die Sterne bot eine weitere Möglichkeit zur<br />

Flucht ...<br />

Es lag in der Natur der Barockmusik, den Hörer durch die<br />

Musik auf eine höhere emotionale oder geistige Ebene befördern<br />

zu wollen. Er kann von der dissonanten Traurigkeit und<br />

Honungslosigkeit in seinem Inneren erlöst werden, wenn<br />

die Harmonien der Musik ihn mit der großen Harmonie<br />

des Kosmos verbinden. Man ging damals davon aus, dass die<br />

Klänge des Universums sich in perfekter Übereinstimmung<br />

zueinander befanden – anders als die misstönende Wirklichkeit<br />

auf Erden. Wissenschaftler wie J. Kepler begründeten<br />

ihre Forschungen auf den pythagoreischen Prinzipien der<br />

»Sphärenharmonie«. Kepler vertrat die Ansicht, dass die Musiktheorie<br />

und die Beziehungen zwischen den Planeten und<br />

der Sonne auf denselben Grundsätzen beruhten. Ebenso wie<br />

die Musik eine wichtige Rolle für die Wissenschaftler des 17.<br />

Jahrhunderts spielte, erfreuten sich emen der Astrologie<br />

und der Astronomie in der Musik großer Beliebtheit.<br />

Diesem astralen Aspekt möchten wir uns widmen, wobei wir<br />

nicht nur auf die Musik des Barocks und der Renaissance<br />

eingehen, sondern auch auf die Werke des 20. Jahrhunderts,<br />

in dem die Komponisten der Avantgarde lebhaftes Interesse<br />

an Sternen und Planeten bekundeten.<br />

1 Die Flucht in einen – oftmals grotesken – Humor war für<br />

In seinem wunderbar meditativen Werk »Tierkreis« assozi- 1<br />

den Europäer des 17. Jahrhunderts eine wirksame Möglichierte<br />

Stockhausen die zwölf Sternzeichen mit der Zwölftonreikeit,<br />

der grausamen Wirklichkeit (Pest, Hunger und Religihe:<br />

Er versah jedes Sternzeichen mit einer Note und kompoonskriege)<br />

für kurze Zeit zu entkommen.<br />

nierte einen Strang kurzer, traumgleicher Melodien um diese<br />

Note. Stockhausen fordert die Musiker auf, seine Melodien<br />

frei zu verwenden; sie können auf beliebigen Instrumenten<br />

gespielt werden, wobei er zu einem hohen Maß an Improvisation<br />

ermutigt.<br />

Improvisation und »broken consorts« (gemischte Ensembles<br />

mit unterschiedlichen Instrumentengruppen und/oder Sängern)<br />

waren im 16. und 17. Jahrhundert weit verbreitet.<br />

Dieser Umstand bietet auch uns die Möglichkeit, all unser<br />

Material frei zu verwenden und dadurch aus jedem Auftritt<br />

ein neues und einzigartiges Konzert zu machen.<br />

Und auch wenn Stockhausens »Tierkreis« in diesem Programm<br />

eine Sonderstellung einnehmen mag, so ist dieses<br />

Werk dennoch der rote Faden, der alles zusammenhält und<br />

die Jahrhunderte des Barocks und der Moderne im Einklang<br />

miteinander schwingen lässt.<br />

Wir hören Werke von H.I.F. Biber, J. F. Rebel, C. Gesualdo,<br />

J. Dowland, K. Stockhausen u.a.<br />

Mein besonderer Dank gilt Veronika Skuplik, die mich mit<br />

»Tierkreis« bekannt gemacht hat und mir so die Möglichkeit<br />

zur Entwicklung dieses Programms erönete. Bjarte Eike <strong>2012</strong><br />

- 12 - <strong>Trigonale</strong> <strong>2012</strong> – Programm <strong>Trigonale</strong> <strong>2012</strong> – Programm - 13 -

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