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Kultur 35<br />
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nander stehen müssten, um den<br />
menschlichen Organismus gesund zu<br />
erhalten. Auch um die Art und Weise wie<br />
sich das Blut im Körper bewege, hatte<br />
Galen seine eigene Theorie. Bereits Paracelsus<br />
hatte seine Zweifel an dem, was<br />
Galen gelehrt und was Jahrhunderte lang<br />
als unumstößliche wissenschaftliche<br />
Wahrheit gegolten hatte.<br />
Galenus, der wahrscheinlich nur Tiere<br />
seziert hat, gelangte zu folgender Ansicht<br />
über den Blutkreislauf von Tier und<br />
Mensch: Dunkles (venöses) Blut entstehe<br />
in der Leber unter Mitwirkung der vier<br />
Säfte ständig neu aus Galle und der aufgenommenen<br />
Nahrung, es gelange über<br />
die Adern in die Peripherie und danach<br />
in die rechte Herzkammer. Ein Teil flösse<br />
danach in die Lunge zur Entgiftung, der<br />
andere Teil gelange durch feine Poren<br />
der Herzscheidewand in die linke Herzkammer,<br />
nähme eine besondere Substanz<br />
(das Pneuma ) auf und verteile<br />
sich als hellrotes (arterielles) Blut in die<br />
Organe, deren Aufbau durch das einströmende<br />
Blut bewerkstelligt werde.<br />
Das Blut würde von den Organen vollständig<br />
aufgebraucht. Neues Blut werde<br />
dann wieder durch die Leber gebildet<br />
der Zyklus der Neubildung und des<br />
Aufbrauches laufe fortwährend erneut ab.<br />
Die Funktion des Herzens als Pumpe und<br />
die Tatsache, dass das Blut erhalte bleibe<br />
und in einem Kreislauf immer wieder als<br />
die gleiche Substanz vom Herzen durch<br />
ein System von Adern getrieben werde,<br />
erkannte Galen nicht. Er war der Ansicht,<br />
dass das ständig neu entstehende Blut<br />
durch Zusammenziehungen der Schlagadern<br />
weiter transportiert werde, das<br />
Herz sei lediglich eine sackartige Erweiterung<br />
der Adern, die sich durch den von<br />
innen einwirkenden Druck des Blutes<br />
rhythmisch erweitere und verenge. Alle<br />
möglichen anderen Aufgaben vermutete<br />
man im Herzen Sitz der Seele, der<br />
Empfindsamkeit und des Gefühlslebens vor<br />
allem aber eine simple Pumpe des Blutstromes<br />
sei es doch nicht!<br />
Wie wir heute wissen, entspricht Galens<br />
Darstellung des Blutkreislaufes in keiner<br />
Weise der Realität, wurde aber jahrhundertelang<br />
bis in die frühe Neuzeit fälschlich als<br />
Grundlage für die Heilkunde angesehen.<br />
Im 13. Jahrhundert wurde von dem arabischen<br />
Arzt Ibn an-Nafis der Lungenkreislauf<br />
als wichtiger Teil des Gesamtsystems richtig<br />
erkannt und beschrieben. Seine Entdeckungen<br />
waren jedoch nicht bis Europa vorgedrungen.<br />
Erst im 16. Jahrhundert bestätigten<br />
die Anatomen Michael Servetus und<br />
Realdo Colombo in Europa die Erkenntnisse<br />
des Arabers.<br />
William Harvey (1578-1657) kam um die<br />
Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert an die<br />
renommierte medizinische Fakultät von Padua,<br />
wo er bis 1602 Heilkunde studierte.