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<strong>56</strong> Lokalgeschichte<br />
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Mark Baukosten angewachsenen Prachtstücks<br />
mit zwei Sälen von 820 und 437<br />
Sitzplätzen, Bühne, Foyer, Restaurant und<br />
Kegelbahn am 11. Januar 1963 trugen<br />
Kammersängerin Erika Köth, Pfalzorchester<br />
und Kultusminister Dr. Eduard Orth<br />
bei.<br />
Nach ihrer Eröffnung war die Stadthalle<br />
für mehr als zwei Jahrzehnte der Mittelpunkt<br />
des <strong>Speyer</strong>er Kulturlebens heißt<br />
es in einer von der Stadt herausgegebenen<br />
Broschüre. Im Zeitraffer darin dargestellt<br />
werden folgende Daten:<br />
80-er Jahre: Der Bürgerstolz entwickelt<br />
sich zum Sorgenkind: Schwierige<br />
Einnahmensituation, Reparaturstau,<br />
wechselnde Gastronomen, Schließung<br />
der Kegelbahn. Das 1985 erarbeitete<br />
Konzept scheitert, die Stadthalle von einem<br />
Investor sanieren und als Kongresszentrum<br />
betreiben zu lassen.<br />
28. Januar 1996: Ein Kurzschluss lässt<br />
den kleinen Saal ausbrennen. Der Stadtrat<br />
bewilligt 500.000 Mark zur Schadensbehebung.<br />
Ende 1996 diskutieren politische<br />
Gremien den Abriss der Halle und<br />
den Geländeverkauf. Im November 1997<br />
beschließt der Stadtrat einen Investorenwettbewerb,<br />
um ein Hotel integrieren zu<br />
können. Es melden sich keine Interessenten.<br />
Im August 1999 beschließt der Stadtrat,<br />
den kleinen Saal herrichten und modernisieren<br />
zu lassen (300 qm, 300 Plätze).<br />
Am 2. Juli 2002 wird er wieder für Veranstaltungen<br />
frei, gleichzeitig aber der große<br />
Saal für eine Sanierung geschlossen.<br />
Sie ist Mitte Dezember 2003 beendet<br />
(500 qm, variable Bestuhlung, maximal<br />
535 Sitzplätze), ebenso die Sanierung<br />
des Foyers (700 qm).<br />
Die Kosten für all das einschließlich des<br />
Umbaus der früheren Küche in einen<br />
Cateringbereich beliefen sich auf nicht<br />
ganz 6,2 Millionen Euro. Davon fielen<br />
etwa 1,9 Millionen auf Bühnentechnik,<br />
Audio-/Videotechnik, Bühnenbeleuchtung,<br />
Elektrotechnik und Sanitär.<br />
21 Jahre (1981) nach der Grundsteinlegung<br />
der Stadthalle hätte der alte Stadtsaal abgerissen<br />
werden sollen. Doch das mächtige<br />
Klinkergebäude wurde saniert und im Januar<br />
1992 zum zweitenmal nach dem 14. Januar<br />
1887 eingeweiht. Der Verein alter<br />
Stadtsaal , ein Zusammenschluss mehrerer<br />
kultureller <strong>Speyer</strong>er Einrichtungen, sorgt mit<br />
Veranstaltungen für eine gefühlte Atmosphäre<br />
.<br />
Kulturbanausen und Spießbürger<br />
Die Einweihung der Stadthalle zwei Jahre<br />
nach der Grundsteinlegung war von einem<br />
Eklat begleitet. Ausgelöst hatte ihn ein Beitrag<br />
des <strong>Speyer</strong>er Kulturreferenten Professor<br />
Dr. Carl Schneider (1900 1977) in einer<br />
am 11. Januar 1963 erschienenen<br />
RHEINPFALZ-Sonderbeilage.<br />
In dem Die Gesamtheit des geistigen<br />
Schaffens Kultur und ihre Möglichkeiten<br />
in <strong>Speyer</strong> betitelten Artikel schrieb Schneider:<br />
Wenn man heute die allgemeine Stimmung<br />
in der Stadt hört, begegnet einem auf<br />
der einen Seite ein grenzenloser Optimismus.<br />
Nunmehr sei alles gut. Der kulturelle<br />
Tiefstand werde mit der neuen Stadthalle<br />
endgültig überwunden.<br />
Auf der anderen Seite begegnet einem<br />
ebenso tiefer Pessimismus. Zwar werde es<br />
von Seidenkleidern, Nerzstolen, Goldschmuck<br />
und schwarzen Anzügen in den<br />
neuen Sälen (der Stadthalle) geradezu rieseln,<br />
aber es wird dahinter nichts stecken.<br />
Die <strong>Speyer</strong>er werden genauso Kulturbanausen<br />
und Spießbürger bleiben wie bisher .<br />
Zwar merkte der Autor an, beide allgemeinen<br />
Ansichten sind falsch , doch dieser<br />
Zusatz war offenbar überlesen worden. Die<br />
Entrüstung war gewaltig. Die CDU brachte<br />
eine Anfrage im Stadtrat ein und verwies