Ausgabe 0604.pdf - Theater-Zytig
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fotos: zvg<br />
BAcKStAgE i STücKwahl<br />
<strong>Theater</strong> gansingen<br />
nackte Tatsachen<br />
Easy kommt es daher, dieses Stück, cool<br />
dieser arbeitslose David; massenhaft Geld<br />
verdienen will er mit seiner Idee, den Full<br />
Monty aufs Dorf zu bringen. Und tatsächlich,<br />
die Rechnung scheint aufzugehen:<br />
Was im Stück funktioniert, das bewährt<br />
sich auch in Gansingen und Umgebung<br />
– die sex (Entschuldigung sechs) Aufführungen<br />
sind praktisch ausverkauft, bevor<br />
das <strong>Theater</strong> richtig begonnen hat.<br />
Die insgesamt 19 Szenen folgen sich wie<br />
Bildschnitte in einem Film. Damit wurde<br />
das Regie-Konzept konsequent umgesetzt<br />
– und es kam an. Ausser auf einer Bank<br />
diesseits des Vorhangs spielt sich alles in<br />
der zu einer Black Box gewordenen Bühne<br />
ab. Mit Andeutungen und schlichten,<br />
mehrfach verwendbaren Requisiten wird<br />
hier gearbeitet. Diese rasche Abfolge mit<br />
wirklich kürzesten Umbauzeiten ist wirklich<br />
gelungen. Das ist nicht zuletzt auch<br />
das Verdienst einer gezielten und präzisen<br />
Lichtführung.<br />
Auf den ersten Blick mag es gewagt oder<br />
sogar verwegen erscheinen, dieses Stück<br />
in einer ländlichen Gegend auf die Bühne<br />
zu bringen. Wird hier eine Zumutung<br />
geboten? Findet eine Entgleisung statt?<br />
Oder sucht man den Skandal? Nichts von<br />
alle dem. Bei näherem Zusehen zeigt<br />
sich, wie aktuell, modern und in unsere<br />
14<br />
TheaTer-ZyTig 0604<br />
Zeit passend diese Geschichte ist. Dazu<br />
kommt, dass ein Text, eine Sprache gesprochen<br />
wird, wie sie in der Welt unserer<br />
jüngeren Generation und Gesellschaft<br />
gebräuchlich und üblich ist. Dabei spielt<br />
das Handy in diesem Stück eine gewichtige<br />
Rolle mit. Bei den Kostümen kann auf<br />
unsere heutigen Alltags-Kleider zurück<br />
gegriffen werden; auch die Frisuren und<br />
Gesichter entsprechen dem Alltag, den<br />
wir gewohnt sind, weil die Handlung ja so<br />
zu sagen «unter uns» spielt.<br />
Und gerade die Sprache, diese Sprüche,<br />
gleich wie die Alltags-Szenen, bergen eine<br />
gewaltige Portion Komik. Das haben die<br />
Gansinger gekonnt genutzt: Aus beiläufigen,<br />
unspektakulären Sequenzen wurden<br />
brillant gemachte Darstellungen. Erwähnt<br />
seien etwa die Szenen mit dem nicht<br />
vorhandenen Hund, mit dem Klebeband,<br />
dem Biertrinker und andere. Herrlich<br />
auch zu erleben, was man aus einem so<br />
harmlosen Satz wie «Die Luft ist rein»<br />
machen kann!<br />
Die Handlung scheint brisant zu werden.<br />
Die Regie hält sich aber an die<br />
bürgerlichen Normen und Bräuche und<br />
dosiert den inhaltlichen Pfeffer genau und<br />
behutsam, respektiert Grenzen, und hält<br />
sich (auch im Schlussfeuerwerk) an diese.<br />
– Gut möglich, dass sich eine andere<br />
Bühne mehr vorwagen würde.<br />
Gansingen bewies, dass man auch so<br />
spannendes <strong>Theater</strong> machen kann.<br />
Schön, dass man auch einmal «auf dem<br />
Lande» ein freches Stück zu sehen bekommt.<br />
Sigi Blarer<br />
Die inFOS Zum STücK<br />
Full Monty auf dem Dorf<br />
lustspiel in 19 Szenen<br />
von walter millns<br />
regie: robert Oeschger<br />
Spieldauer: ca, 120 minuten, Zeit: gegenwart,<br />
7 Bühnenbilder, Besetzung: 8 D/8<br />
h, Div . musikstücke; rechte: www .teaterverlage<br />
.ch, Kontakt gruppe: www-theatergansingen<br />
.ch<br />
Kurzbeschrieb: ein kleines Dorf auf dem<br />
lande . in diesem Dorf ist David aufgewachsen<br />
. Das alljährliche Turner-Kränzli<br />
langweilt ihn . im Film «The Full monty»<br />
hat er gesehen, wie sich sechs arbeitlose<br />
engländer mit Strippen geld verdienen . er<br />
sucht und findet mitstreiter/mitstripper .<br />
Bis zum grossen auftritt sind aber etliche<br />
hürden zu überwinden .