FORMEN DES WIDERSTANDS - Stadtgespräche Rostock
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Bereits 1996 hatten die Teilnehmer einer Studienreise der<br />
Evangelischen Akademie M-V unter dem Eindruck der sozialen<br />
Probleme im Lande spontan einen Hilfsfond begründetet,<br />
in den einige der Mitbegründer bis heute regelmäßige Spenden<br />
einzahlen. Andere haben sich mit Einzel- oder Mehrfachspenden<br />
angeschlossen. Eine Schweriner Rentnerin hatte noch zur<br />
DM-Zeit einen Dauerauftrag über eine runde Summe erteilt.<br />
Der läuft jetzt mit 61,36 EURO jährlich weiter.<br />
Durch die vertrauensvollen, freundschaftlichen Beziehungen<br />
zu lettischen Partnerinnen und Partnern konnten wir gewährleisten,<br />
das sämtliche Spenden hundertprozentig Menschen zugute<br />
kamen, die Hilfe besonders nötig hatten. Dabei wurde nur<br />
in ganz besonderen Fällen Bargeld an Familien weitergegeben.<br />
Meistens ging es um die Bereitstellung von Sachwerten oder<br />
um die Bezahlung notwendiger Leistungen.<br />
Zwei weitere Initiativen in <strong>Rostock</strong> haben sich in den zurückliegenden<br />
Jahren an diesen konkreten Hilfsprojekten beteiligt:<br />
Die Bürgerinitiative für eine solidarische Gesellschaft und der<br />
Verein der Freunde und Förderer des Max-Samuel-Hauses.<br />
So konnten die Kleinkinder einer Kinderkrankenstation mit<br />
spezieller Nahrung versorgt werden. Blinde Diabetiker erhielten<br />
medizinische Hilfsmittel. Einzelne arme Familien konnten<br />
bei den Kosten für medizinische Behandlungen und nötige<br />
Kuraufenthalte entlastet werden. Mütter, die ein behindertes<br />
Kind zu Hause betreuen, wurden unterstützt. Eine alte Frau,<br />
die als Einzige ihrer Familie das Konzentrationslager Stutthof<br />
überlebt hatte, erhielt in ihren letzten Lebensjahren eine kleine<br />
zusätzliche Rente. Ihre Familie hatte während der deutschen<br />
Besatzung versucht, junge jüdische Männer zu retten. Ebenso<br />
konnte auch einem bejahrten jüdischer Künstler in Riga ein<br />
wenig geholfen werden. Und ein bekannter jüdischer Historiker<br />
wurde beim Aufbau eines Dokumentationszentrums „Juden<br />
in Lettland“ unterstützt, als dies noch nahezu gänzlich seine<br />
„Privatangelegenheit“ war, was sich inzwischen zum Glück<br />
geändert hat.<br />
In den zurückliegenden Jahren haben sich die Hilfeleistungen<br />
besonders auf Kinder aus sozial schwächsten Familien konzentriert.<br />
Dabei ging es vor allem um eine Erstausstattung für<br />
Schulanfänger, um warme und strapazierfähige Winterbekleidung<br />
einschließlich Schuhen für Schülerinnen und Schüler der<br />
unteren Klassen, um Ferienaufenthalte für ärmste Kinder und<br />
eben um die kostenlose warme Mahlzeit in der Schule.<br />
Die Regionalstiftung in Talsi erhielt zum Beispiel 1015,00<br />
EUR, die für die Erstausstattung von Schulanfängern aus sozial<br />
schwächsten Familien und für alleinbetreuende Mütter mit behinderten<br />
Kindern eingesetzt wurden. Inzwischen konnten wir<br />
in Aizpute die weitere Finanzierung von Schulessen für bisher<br />
sieben Kinder bis zum Sommer 2010 zusagen. Und wir würden<br />
diese Zusage gern noch ausweiten. Wie nötig dies ist, geht aus<br />
einem jüngsten Telefonat mit der Stiftung in Talsi hervor: Die<br />
Stiftung kann vor Ort kaum noch Geld einwerben. Deshalb<br />
werden dort jetzt Lebensmittel, gebrauchte Kleidung und<br />
Haushaltsgegenstände gesammelt und verteilt. In manchen Familien<br />
ist die regelmäßige Ernährung nicht mehr gewährleistet.<br />
Besonders genannt wurde uns eine Mutter mit vier Kindern,<br />
von denen zwei unter einer Stoffwechselkrankheit leiden. Wir<br />
haben aus den noch vorhandenen Restmitteln des Kurlandfonds<br />
Hilfe zugesagt und inzwischen 2.000,00 EUR übergeben<br />
können.<br />
Oft konnten wir dabei die Hilfe ergänzen, die engagierte Leute<br />
im Lande selber zu organisieren suchten: So der Sozialausschuss<br />
einer Kleinstadt, anderen Ortes eine Bürgerstiftung oder<br />
die Leitung einer ländlichen Grundschule. Und es soll nicht<br />
unerwähnt bleiben, dass bei der Bereitstellung von Winterschuhen<br />
ein <strong>Rostock</strong>er Schuhhaus mehrfach großzügig half.<br />
Manche von uns wissen, dass es einen ernst zu nehmenden biblischen<br />
Rat gibt: Wenn du anderen Menschen Gutes tust,<br />
dann prahle nicht damit, lass vielmehr deine linke Hand nicht<br />
wissen, was die rechte tut. Andererseits hat auch der Vorschlag<br />
etwas für sich: Tue Gutes und rede davon! Wir haben uns zu<br />
einem „dritten Weg“ entschlossen: Wir nennen zwar keine Namen,<br />
wir veröffentlichen es jedoch, dass Menschen in <strong>Rostock</strong>,<br />
aber nicht nur aus <strong>Rostock</strong>, anderen Menschen, in Lettland<br />
beispielsweise, Gutes taten und tun. Wir tun das, um es mit der<br />
Bitte zu verbinden: Beteiligen Sie sich doch, damit aus dem<br />
Wenigen ein wenig mehr wird! ¬<br />
___<br />
Die nächste Adresse für Ihre Mithilfe ist die Bürgerinitiative für<br />
eine solidarische Gesellschaft e.V., die auch Begründerin und Mitherausgeberin<br />
der <strong>Stadtgespräche</strong> ist.<br />
Bankverbindung: Evangelische Kreditgenossenschaft eG<br />
BLZ: 52060410,<br />
Kt.Nr.: 7350082<br />
Verwendungszweck: Lettlandhilfe<br />
Eventuelle Nachfragen richten Sie bitten über E-Mail an<br />
stadtgespraeche@gmx.de bzw. auf dem Postweg an:<br />
Bürgerinitiative für eine solidarische Gesellschaft e.V.<br />
Dr. Jens Langer<br />
Lange Str. 16<br />
18055 <strong>Rostock</strong>.