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FORMEN DES WIDERSTANDS - Stadtgespräche Rostock

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Wogegen man sich eigentlich immer mal wieder wehren müsste:<br />

Der kleine<br />

TOM MAERCKER<br />

Widerstand<br />

Unser Alltag ist geprägt von vielen Einflüssen, vom Widerstand eher selten. Zu einfach<br />

und angenehm ist das Leben zwischen Vollkomfort und Rundumbetreuung.<br />

Selbst die, die quasi nichts oder wenig haben - viele von Ihnen bekanntermaßen<br />

zwangsweise ausgeschlossen vom selbstbestimmten Nahrungserwerb - leiden weder<br />

Hunger noch Durst, haben Anspruch auf Bildung, Gesundheitsvorsorge, Wohnraum,<br />

Kleidung, Kommunikation und Entertainment. Und so kommen wir gedanklich<br />

nicht einmal in die Nähe von Überlegungen darüber, wofür unsere Vorfahren gearbeitet,<br />

gekämpft und gelitten haben. Und nicht selten auch gestorben sind.<br />

Allerdings merken wir auch ohne den kleinen Hunger morgens halb zehn in Deutschland,<br />

dass mit unserem materiell inzwischen recht angenehmen Leben nicht alles in<br />

Ordnung, das vermeintliche Glück getrübt ist und wir uns so richtig nicht erfreuen<br />

können an den gebratenen Tauben, die um unseren Mund buhlen. Es sind die weichen<br />

Faktoren, die uns Kummer bereiten oder die vage Vermutung, dass wir vielleicht<br />

doch irgendwann einmal feststellen müssen, dass man Geld nicht essen kann. Was also<br />

fehlt uns denn zum Glück?<br />

Um „Glück“ überhaupt wahrnehmen zu können, braucht es auch dessen Gegenteil,<br />

was nach binär-christlicher Wahrheit dann „Unglück“ wäre, im richtigen Leben aber<br />

„Mühe“ genannt werden könnte (auch geläufig unter den Spielarten „Aufwand“,<br />

„sich bemühen“, „investieren“, „arbeiten“, „kommunizieren“, „aktiv sein“, „teilen“, „ein<br />

Wagnis eingehen“ und dabei ein „Ergebnis erzielen“). Allein etwas zu tun, schafft bereits<br />

Befriedigung, womit der Weg schon das Ziel wäre. Und bei Erfolg auch: Glück.<br />

Und je weniger entfremdet die Mühe, desto mehr Glück.<br />

Um dem Müßiggang, dem Zaudern und Hadern zu widerstehen, bedarf es also weder<br />

Bomben oder Gewalt. Manchmal reicht es schon, immer wieder mal sein Leben zu reflektieren<br />

und einfach nur aktiv zu werden, sich zu bemühen. Und damit sind es Kleinigkeiten,<br />

die uns zum Widerstandskämpfer machen und uns dabei unser richtiges<br />

Leben wiedergeben. Wir möchten Sie ausdrücklich ermuntern zu einem Widerstand,<br />

der Spaß macht.<br />

Heinz-Rudolf Kunze, einst Star meiner Jugendrebellion, dichtete wohlgesprochen,<br />

dass wir genau betrachtet doch öfter mit Bogie's Kippen auf den Lippen entschlafen<br />

sind, „als mit Rosa im Kanal ersoffen, Che war der am schlechtesten angezogene<br />

Mann Amerikas und der weiße Leib Marilyns die Langstreckenrakete schlechthin, die<br />

unsere Köpfe gesprengt und den Krieg längst entschieden hat.“<br />

Maßnahme 1: Schauen Sie bewusst und kritisch auf das, was mit Milliardenaufwand<br />

täglich in Sie hineingepumpt wird an fragwürdigen Botschaften, an MUST-HAVEs,<br />

MUST-DOs und MUST-BEs. Schlagen Sie dem täglichen Marketing-Brainwash ein<br />

Schnäppchen und machen explizit Dinge, die nichts mit Konsumieren zu tun haben.<br />

Maßnahme 2: Wenn Sie unsicher sind, welche Dinge das sind, versuchen Sie sich einfach<br />

mal wieder - schön locker und entspannt natürlich - daran zu erinnern, ob es<br />

glückliche Momente in Zeiten gab, als „Konsum“ noch genau das Gegenteil bedeutete<br />

- nämlich mäßig gefüllte Regale und die lapidare Auskunft „Ha’m wa nich!“<br />

Außerdem ... haben wie Ihnen ein paar Denkanstöße aus dem lokalen Umfeld fotografisch<br />

aufbereitet und über diese Ausgabe verteilt. Nennen wir sie der Einfachheit<br />

halber die „Widerstandsgalerie“.<br />

Impressum<br />

<strong>Stadtgespräche</strong> Heft 59:<br />

„Formen des Widerstands”<br />

Ausgabe Juni 2010<br />

(Redaktionsschluss: 10. Juni 2010)<br />

Herausgeber (seit 2010)<br />

<strong>Stadtgespräche</strong> e.V. in Zusammenarbeit mit der Bürgerinitiative<br />

für eine solidarische Gesellschaft e.V. <strong>Rostock</strong><br />

und der Geschichtswerkstatt <strong>Rostock</strong> e.V.<br />

Redaktion und Abonnement (seit 2010)<br />

PF 10 40 66<br />

18006 <strong>Rostock</strong><br />

Fax: 03212-1165028 (seit 2010)<br />

E-Mail: redaktion@stadtgespraeche-rostock.de<br />

Internet: www.stadtgespraeche-rostock.de<br />

Verantwortlich (V.i.S.d.P.):<br />

Tom Maercker<br />

Dr. Kristina Koebe<br />

Redaktion:<br />

Dr. Kristina Koebe<br />

Tom Maercker<br />

Dr. Peter Koeppen<br />

Dr. Jens Langer<br />

Die einzelnen Beiträge sind namentlich gekennzeichnet<br />

und werden von den Autorinnen und Autoren<br />

selbst verantwortet.<br />

Layout: be:deuten.de //Klimagestalter<br />

Mediadaten:<br />

Gründung: 1994<br />

Erscheinung: 16. Jahrgang<br />

ISSN: 0948-8839<br />

Auflage: 250 Exemplare<br />

Erscheinung: quartalsweise<br />

Einzelheftpreis: 2,50 € (Doppelheft: 5,00 €)<br />

Herstellung: KDD<br />

Anzeigenpreise (Kurzfassung)<br />

(ermäßigt / gültig für 2010)<br />

3. Umschlagseite (Spalten-Millimeter-Preis): 0,25 €<br />

4. Umschlagseite (nur komplett): 145,00 €<br />

Details auf unserer Website im Internet<br />

Verkaufstellen in <strong>Rostock</strong>:<br />

Unibuchhandlung Weiland, Kröpeliner Str. 41/80<br />

die andere Buchhandlung, Wismarsche Str. 6/7<br />

Kröpeliner Tor, Kröpeliner Str.<br />

Made by Mira, Neue Werderstr. 4-5<br />

Foto-Studio Zimmert, Lange Str. 12<br />

Printzentrum, <strong>Rostock</strong>er Hof, Kröpeliner Str. 26<br />

Bankverbindung (seit 2010)<br />

(für Abo-Überweisungen und Spenden)<br />

Kto.: 1203967<br />

BLZ: 13090000<br />

bei der <strong>Rostock</strong>er VR-Bank<br />

Abonnement:<br />

Jahresabonnement (4 Ausgaben): 10,00 €<br />

Jahressoliabo (4 Ausgaben): 20,00 €<br />

Einen Aboantrag finden Sie auf S. 26 (bzw. als<br />

PDF-Datei zum Ausdrucken und Ausfüllen auf<br />

unserer Website im Internet).

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