Patenschaftsberichte 2007 von Romakindern aus Roşia/Rumänien
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der Waldorfschule, dass er sehr stark unter den Scherzen über sein Bein zu leiden<br />
hätte und dass er seine Behinderung seit seiner Geburt hätte.<br />
Als ein Junge uns einmal stolz seine Esel zeigen wollte, war dieser gezwungen,<br />
Neluţu als Dolmetscher mitzunehmen. Hier muss Neluţu erkannt haben, dass<br />
er sich für sein Zuh<strong>aus</strong>e nicht schämen braucht und auf dem Weg zurück fragte<br />
er mich, ob ich vielleicht morgen sein Gast sein will. Endlich hatte ich es geschafft,<br />
einen Zugang zu ihm zu bekommen und seine anfängliche Verschlossenheit<br />
bezüglich Familie und H<strong>aus</strong> löste sich.<br />
Ich hatte mich schon öfter gefragt, weshalb er nie <strong>von</strong> seiner Mutter sprach und<br />
immer wieder H<strong>aus</strong>arbeiten erwähnte. Als ich nun die Frage nach seiner Mutter<br />
wagte, schwieg er kurz und ich konnte deutlich die wunde Stelle in seinen<br />
Augen sehen. Dann sagte er mir, dass seine Mutter, als seine Schwester, heute<br />
elf, ein Jahr alt war, die Familie eines Morgens mit ihrem Hab und Gut verlassen<br />
hat, ohne sich zu verabschieden. Er hat nie wieder etwas <strong>von</strong> ihr gehört.<br />
Dies beantwortete mir zugleich die Frage, weshalb er tagsüber immer auf der<br />
Straße oder bei seinem Onkel war. Weil sein Vater als Zimmermann außerhalb<br />
des Dorfes arbeitete und den ganzen Tag über nicht zu H<strong>aus</strong>e war und abends<br />
immer erst spät nachh<strong>aus</strong>e kam, verbringen die Kinder die meiste Zeit alleine<br />
oder bei dem Bruder des Vaters.<br />
Als wir am Abend des nächsten Tages ins untere Dorf gingen, damit ich Nelutu<br />
H<strong>aus</strong> sehen konnte, erzählte er mir <strong>von</strong> seinem Traum, Automechaniker zu<br />
werden. Er sagte mir, dass er sein Dorf sehr gerne hat und fragte mich immer<br />
wieder, ob es mir in <strong>Roşia</strong> gefällt. Aber er sagte auch, dass er weiß, dass er in<br />
diesem Dorf keine Zukunft hat. Seit er sehr klein war, wusste Neluţu schon, das<br />
er Mechaniker in Sibiu werden will, mit genug Geld, um seiner Familie einen<br />
guten Lebensstandart bieten zu können.<br />
An seinem H<strong>aus</strong> angekommen, begrüßte uns sein Hund, welcher das einzige<br />
Tier der Familie war. Als ich das H<strong>aus</strong> betrat, wurde mein Gefühl, welches ich<br />
auch schon beim Anblick des H<strong>aus</strong>es <strong>von</strong> außen hatte, bestätigt: Ein solide gebautes<br />
Zwei-Zimmer-H<strong>aus</strong>.<br />
Schnell konnte ich sehen, weshalb der Vater soviel arbeitete - er bot seinen Kindern<br />
einen für das untere Dorf ungewöhnlich hohen Lebensstandard. So konnte<br />
ich neben einer Waschmaschine sogar einen Kühlschrank mit Eisfach entdecken.<br />
Auch wenn das H<strong>aus</strong> eine robuste Tür besaß und nicht der Wind durch es hindurch<br />
wehte, so war ich trotzdem in ärmsten Verhältnissen. Das H<strong>aus</strong> besaß<br />
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