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Patenschaftsberichte 2007 von Romakindern aus Roşia/Rumänien

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nur ein schmales Fenster und in dem einem Zimmer war grade Platz für ein<br />

kleines Bett, welches sich die Familie teilten musste. Im anderen Zimmer gab es<br />

einen Tisch, sowie in der Ecke eine kleine Küchenzeile.<br />

Ein paar Tage später hatte ich das Glück, Neluţus Onkel, welcher der Pferdeschmied<br />

des Dorfes ist, zu besuchen. Auf dem Weg dorthin erzählte er mir, dass<br />

sein Vater der jüngere der beiden Brüder war und deshalb nie ein Anspruch auf<br />

den Hof seines Vaters hatte. Als ich das große H<strong>aus</strong> der Familie betrat, merkte<br />

ich sofort, wie wichtig so ein Schmied im Dorf sein musste, denn dieses H<strong>aus</strong><br />

besaß viele Zimmer, im Hof liefen viele Hühner umher und im Stall waren Pferde<br />

und Schweine.<br />

Neluţu führt mich und Jakob, welcher mich begleitete, in einer Ecke des Hofes,<br />

zu einer kleinen Hütte, vor der zwei Pferde standen. Als ich diese Hütte betrat,<br />

bekam ich sofort das Gefühl, in ein anderes Jahrhundert gereist zu sein. Fünf<br />

Männer standen in dem dunklen Raum, welcher nur <strong>von</strong> der Glut der Esse und<br />

dem fahlen Licht, welches <strong>von</strong> draußen hereinkam, erhellt war. Die Männer waren<br />

sehr verschwitzt und währen drei immer abwechselnd um den Amboss<br />

standen, um mit ihren Hämmer das glühende Eisen zu bearbeiten, stand ein<br />

vierter mit einer Zange bereit und legte, sobald das Eisen aufgehört hatte zu<br />

glühen, es wieder in die Esse. Der fünfte Mann stand mit einer großen Flasche<br />

Bier da und füllte in ein Glas ständig Bier, nach. <strong>aus</strong> dem dann alle fünf tranken.<br />

Neluţu stellte mir seinen Onkel vor, welcher mir, nachdem er den Schweiß an<br />

seinem T-Shirt abgeputzt hatte, die Hand gab und mir das Glas mit dem Bier in<br />

die Hand drückte. Ich nahm dankend an, jedoch nicht ohne im Kopf ein bittenden<br />

Gruß an mein Immunsystem zu schicken.<br />

Nachdem die Hufeisen gefertigt waren, gingen wir nach draußen und ich konnte<br />

sehen, wie Neluţus Onkel mit geschickten Handgriffen das eine Pferd beschlug.<br />

Während wir bei dem Beschlagen des nächsten Pferdes zusahen, fragte mich<br />

Neluţu, wie Deutschland sei und nun war ich an der Reihe, zu erzählen. Ich erzählte<br />

ihm, dass ich zwei Geschwister habe, welche ebenfalls die Waldorfschule<br />

besuchen und welche ebenfalls nach <strong>Roşia</strong> kommen werden. Er schrieb sich die<br />

Namen auf und die Jahre in denen ich sie ankündigte. Er wollte unbedingt, dass<br />

ich meinen Brüdern <strong>von</strong> ihm erzähle, damit sie ihn, wenn sie nach <strong>Roşia</strong> kommen,<br />

auch erkennen würden und sie gemeinsam Sachen unternehmen könnten.<br />

Nachdem ich meine Erzählung beendet hatte, fragte er mich, ob ich Angeln<br />

könnte und als ich seine Frage bejahte, lud er mich ein, in der nächsten Woche<br />

mit ihm zum Angeln zu gehen. Was mich jedoch an diesem Tag am meisten er-<br />

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