Patenschaftsberichte 2007 von Romakindern aus Roşia/Rumänien

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Patenkindbericht von Daniel Hahn NELUŢU BARTUS, 14 Jahre, Staatsschule in Roşia Kurz nachdem wir in Roşia angekommen waren, wurden ein paar Jungen - darunter auch ich - von den Jungen des Dorfes zu einem Fußballspiel herausgefordert. Dort nahm ich den etwa 14-jährigen das erste Mal wahr, denn wir bekamen ihn als Verstärkung in unser Team, weil wir in der Minderheit waren. Als er uns zugeteilt wurde, war ich zuerst etwas verwundert, da er zu den älteren Jungen gehörte und was ich vorher gesehen hatte, konnte er sehr gut mit dem Ball umgehen. Anfangs ging er ins Tor und wirkte sehr erfreut, bei uns spielen zu dürfen. Zudem war ich sehr über seine verhältnismäßig guten Englischkenntnisse erstaunt, da er zu wenigen gehörte, die dieses Privileg besaßen und er übernahm somit sogleich die Rolle des Dolmetschers. Erst später, als wir ihn als Feldspieler einteilten, merkte ich, dass er ein lahmes Bein hat, aufgrund dessen er jedes Laufduell verlor. Obgleich er dieses ein wenig mit seinen technischen Fähigkeiten ausgleichen konnte, war mir nun deutlich, weshalb wir ihn zugeteilt bekommen hatten. Sein linkes Bein war verkürzt, 8
weshalb er gezwungen war, mit diesem Bein immer auf den Zehenspitzen zu laufen. Hinzu kam, dass sein Knie steif war. Nach dem Fußballspiel setzte er sich zu mir und nun gelang es mir auch, mir seinen Namen zu merken: „Neluţu“ was - wie er mir sagte - auf deutsch Jonas heißt. Neluţu kam jeden Tag mehrmals auf seinem Fahrrad zur Schule und wann immer wir uns sahen, grüßten wir uns und unterhielten uns in brüchigem Englisch. So erfuhr ich, dass er nicht die Waldorfschule, sondern die siebte Klasse der Staatsschule besuchte, deren Gebäude neben der Waldorfschule ist. Als sich für mich die Frage stellte, wen ich als Patenkind wählen würde, entschied ich mich für ihn und intensivierte unsere Beziehung. Neluţu gewann schnell Vertrauen zu mir, was alles etwas erleichterte, dennoch gab es Themen, auf die er nicht eingehen wollte, wie zum Beispiel seine Familie. So verging die erste Woche und ich begann mir ernsthafte Sorgen zu machen, dass ich nie sein Haus sehen werde, geschweige etwas über seine familiären Hintergründe erfahren würde. Da Neluţu niemals aggressiv war und immer fair gegenüber seinen kleinen Cousins, die stets in seiner Nähe waren, vermutete ich, dass er gewaltlos Zuhause aufwächst. Was sich in der ersten Woche schleierhaft zu erkennen gab und in den folgenden Wochen immer deutlicher wurde, war, dass es in Roşia kein soziales Denken gegenüber Behinderten gibt. Des Öfteren, wenn Neluţu auf seinem Fahrrad herbei gefahren kam, sagten die älteren Jungen etwas zu ihm, worauf sie lachten und ich konnte in seinem gekränkten Blick deutlich den Schmerz über das Gesagte erkennen. Doch jedes Mal, wenn ich ihn fragte, was sie gesagt hatten, wich er meiner Frage aus. Ein anderes Beispiel ist, dass immer versucht wurde, ihn von Spielen auszugrenzen. Wenn wir z.B. Volleyball spielten und er mitspielen wollte, wurde dieses stets von seinen Landsleuten zu verhindern versucht, obwohl er sehr gut spielte. Und obwohl er zu den besten Spielern gehörte, wurde er ständig kritisiert und sein Tun kommentiert. Es ist mir auch aufgefallen, dass er kaum Freunde in seinem Alter hatte, was, denke ich, auf seine Behinderung zurückzuführen ist. Wenn er mir Kinder seines Alters als Freunde vorstellte, was zweimal vorkam, handelte es sich wohl mehr um Jungen, die in respektierten. Später erzählte mir Leila, eine Lehrerin 9
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