GeSuNDHeIt - SRH Zentralklinikum Suhl

PeRSPektIven 1/2011 | eInblIck SRH ZentRalklinikuM SuHl
Gut GeSPült
Iv SRH Magazin
neueS gel HilFt bei entZünDung DeR MunDScHleiMHaut
vor allem bei der therapie von krebserkrankungen
stellt die entzündung der
mundschleimhaut die Ärzte noch immer
vor große Herausforderungen. Zytotoxische
arzneimittel, die die Gewebezellen
schädigen können, und bestrahlungen
verringern die normale Regeneration.
Die apotheke des SRH Zentralklinikums
Suhl hat daher eine neue Rezeptur
entwickelt – mit erfolg.
Bei einer Entzündung der Mundschleimhaut
(Mukositis) sind auch die
Schleimhäute des Rachenraumes und/
oder der Speiseröhre betroffen. Dadurch
wird weniger Speichel produziert, die
Mundschleimhäute trocknen aus. Die
Symptome reichen je nach Schweregrad
von einer einfachen Rötung, einer
Schwellung und einem Wundgefühl
über zunächst kleinere und schließlich
größere Flecken oder Geschwüre auf
Dr. rer. nat. Dipl.-Pharm. Dirk keiner
(*1974) hat von 1992 bis 1996 an der
ernst-moritz-arndt-universität
Greifswald Pharmazie studiert.
Während seiner Fachapothekerausbildung
für Offizinpharmazie und
klinische Pharmazie promovierte er
extern von 2000 bis 2006 an der
Humboldt-universität berlin. von 2003
bis 2007 leitete er die apotheke im
Waldkrankenhaus „Rudolf-elle“ in
eisenberg. Seit mai 2008 ist er
chefapotheker im SRH Zentralklinikum
Suhl und Dozent an der SRH Hochschule
für Gesundheit Gera.
der Mundschleimhaut bis hin zu blutenden
Geschwüren. Mukositis ist immer
schmerzhaft und beeinträchtigt alltägliche
Aktivitäten wie Essen, Sprechen
und Schlafen.
Sanft und wirkungsvoll
Weil eine geeignete Mundspülung im
Markt fehlte, hatte das Team der Krankenhausapotheke
vor ein paar Jahren
die Idee, eine neue Rezeptur zu entwickeln.
Zunächst wälzten die Mitarbeiter
viele Studien und Behandlungsempfehlungen
und probierten zahlreiche Rezepturen
aus. Von den über 40 Substanzen
aus der Literatur ist Benzydamin bisher
am sichersten untersucht. Der Wirkstoff
greift in vier der fünf Krankheitsphasen
der Mukositis ein, hat also eine sehr
breite Wirkung auf das Krankheitsgeschehen.
Eine alkoholfreie Zubereitung
ist bisher nicht im Handel erhältlich.
Alkohol jedoch reizt die Mundschleimhaut
zusätzlich und trocknet sie aus,
was mit erheblichen Schmerzempfindungen
beim Spülen verbunden sein kann.
Die Rezeptur erfüllt alle Anforderungen
an eine Mundspülung bei Mukositis:
Das neuartige Mundspülgel ist alkoholfrei
und einfach oral anzuwenden. Es
schmeckt angenehm, was für die Patienten
ebenso wichtig ist wie die anwenderfreundliche
Konsistenz, denn es bleibt
lange an der Mundschleimhaut haften.
Zudem beeinflusst es die verschiedenen
Entzündungsphasen – anders als andere
Substanzen, die oft nur auf eine der
fünf Phasen einwirken – und lässt sich
kostengünstig herstellen. Die Mundspülung,
seit 2006 vielfach im Klinikum
eingesetzt, wird meist viermal täglich
angewendet und sollte mindestens 30
Sekunden im Mund behalten werden.
Der erfolg gibt recht
Eine kleine Patientenbefragung in der
Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten
zeigte, dass die Tumorpatienten
sehr zufrieden mit dem Gel sind.
Sie berichteten über deutlich weniger
Schmerzen; die Schmerzreduktion lag
bei mehr als 30 Prozent. Vergleichsuntersuchungen
mit anderen alkoholfreien
Mundspülungen (Caphosol, Gelclair)
fehlen bisher.
Seit der Veröffentlichung der Rezeptur
des verschreibungspflichtigen
Mundspülgels in der Fachpresse hat
das Team um Chefapotheker Dr. rer.
nat. Dirk Keiner zahlreiche Anfragen
von Kliniken, Haus- und Fachärzten
sowie öffentlichen Apotheken aus dem
In- und Ausland erhalten. 2008 wurde
die Erfindung mit dem dritten Platz
beim SRH Qualitätspreis prämiert. Die
Jury hob insbesondere den sehr hohen
Patientennutzen zu einem günstigen
Preis hervor. Die Rezeptur trage zum
gesteigerten Wohlbefinden der Patienten
bei und führe zu einer Verkürzung
der Verweildauer im Klinikum, so die
Beurteilung.