EuroTier 2012 - Schweine.at
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Rechtliche Grundlagen<br />
bei der Durchführung von Behandlungen,<br />
die den Tierhalter betreffen<br />
Die Abgabe von bestimmten Medikamenten<br />
vom Tierarzt an den Landwirt und dessen Einbindung<br />
in die Behandlung ist in Österreich<br />
unter bestimmten Voraussetzungen möglich.<br />
Als gesetzliche Grundlage dafür dient die<br />
Veterinärarzneispezialitäten-Anwendungs -<br />
verordnung (2010) – basierend auf dem Tierarzneimittelkontrollgesetz<br />
(2006), sowie die<br />
Tiergesundheitsdienstverordnung (TGD-VO<br />
2009). Haben Tierhalter und Tierarzt einen<br />
Tiergesundheitsdienstvertrag (TGD-Vertrag),<br />
darf der Tierarzt im Rahmen einer Behandlung<br />
oder zur Nachbehandlung dem Tierhalter<br />
bestimmte Arzneispezialitäten (z.B. Antibiotika,<br />
Schmerzmittel) zur Eingabe ins Maul (oral<br />
oder über das Futter), zur äußerlichen Anwendung,<br />
sowie zur Nachbehandlung akut<br />
erkrankter Tiere oder Tiergruppen zur Injektion<br />
unter die Haut, in die Muskul<strong>at</strong>ur, über<br />
die Nase und ins Euter überlassen. Die aktuell<br />
zugelassenen Medikamente werden in der<br />
Kundmachung in den Amtlichen Veterinärnachrichten<br />
aufgelistet und werden in mehrere<br />
K<strong>at</strong>egorien eingeteilt. Die meisten Antibiotika<br />
dürfen derzeit an TGD-Tierhalter für den<br />
Bedarf eines Mon<strong>at</strong>s abgegeben werden, allerdings<br />
nur auf Basis besonderer veterinärmedizinischer<br />
Erfordernisse und gerechtfertigt<br />
durch geeignete, objektivierbare diagnostische<br />
Maßnahmen, z. B. nach bakteriologischem<br />
Nachweis von Erregern und durchgeführtem<br />
Antibiogramm.<br />
Die Abgabe, Anwendung, Wartezeit und Rücknahme<br />
der Gebinde muss dokumentiert und<br />
fünf Jahre aufbewahrt werden.<br />
Resistenzen gegenüber<br />
Antibiotika<br />
Seit Einführung von Penicillin in den 1940er<br />
Jahren sind Antibiotika von wesentlicher<br />
Bedeutung für die Behandlung vieler mikrobieller<br />
Infektionen bei Mensch und Tier. Derzeit<br />
sind diese Anwendungen ernsthaft<br />
gefährdet durch die Ausbreitung von Bakterien,<br />
die gegen bislang wirksame Arzneimittel<br />
der ersten Wahl resistent sind und die diese<br />
Mittel zur Infektionsbehandlung unwirksam<br />
machen. Zunehmend werden Probleme bei der<br />
Therapie von Infektionskrankheiten bei<br />
Mensch und Tier beschrieben.<br />
Ein Beispiel: Gewöhnliche, durchfallauslösende<br />
E. coli-Stämme beim Ferkel, die bislang mit<br />
einem bestimmten Antibiotikum erfolgreich<br />
25 Tiergesundheit<br />
behandelt wurden, zeigen keine Wirkung<br />
mehr. Dies bringt einen höheren Keimdruck im<br />
Bestand mit damit verbundener schlechterer<br />
Bestandsgesundheit, höhere Ferkel- und Produktionsverluste<br />
und zusätzliche Kosten mit<br />
sich.<br />
Nachgewiesenermaßen gibt es einen Zusammenhang<br />
zwischen dem Eins<strong>at</strong>z von Antibiotika<br />
und dem Auftreten antimikrobieller Resistenzen.<br />
Dies wird auch begünstigt durch<br />
unsachgemäßen Eins<strong>at</strong>z von Wirkstoffen an<br />
Mensch und Tier, sei es, dass sie falsch dosiert,<br />
zu wenig lang eingesetzt werden oder es sich<br />
einfach um einen in diesem Fall nicht wirksamen<br />
Wirkstoff handelt.<br />
Grundsätzlich ist von Bedeutung, dass sich<br />
der behandelnde Tierhalter genau an die Behandlungsanweisung<br />
des Tierarztes hält, zumal<br />
Antibiotika nicht nur auf Krankheitserreger<br />
direkt, sondern parallel auch auf die normalen<br />
Bakterien, die für die Gesunderhaltung<br />
wichtig sind (v. a. Darmbakterien), wirken.<br />
Diese normalen, harmlosen Darmbesiedler<br />
können unter dem Einfluss antibiotischer<br />
Wirkstoffe Resistenzen entwickeln und diese<br />
dann weitergeben. Eine Gefährdung entsteht<br />
also auch, wenn von harmlosen Keimen Resistenzinform<strong>at</strong>ionen<br />
auf Krankheitserreger bei<br />
Mensch und Tier übertragen werden. Werden<br />
von einem Antibiotikum unterschiedliche<br />
Bakteriengruppen (z. B. sowohl grampositive<br />
als auch gramneg<strong>at</strong>ive Bakterien) erfasst,<br />
spricht man von einem Breitspektrum-Antibiotikum.<br />
Wünschenswert ist es jedoch, immer nur den<br />
Keim zu bekämpfen, der auch t<strong>at</strong>sächlich verantwortlich<br />
für die Erkrankung ist, zumal ja<br />
die größte Masse der Bakterien im Darm für<br />
die Gesunderhaltung notwendig ist und möglichst<br />
nicht belastet werden sollte. Das Wissen<br />
um den Keim, der behandelt werden soll, ist<br />
daher von großer Bedeutung. Eine angepasste<br />
Probenziehung durch den Tierarzt und<br />
anschließende Untersuchung im Labor ist<br />
nötig, um diese Inform<strong>at</strong>ion zu erhalten.<br />
Geplante intern<strong>at</strong>ionale Maßnahmen<br />
zur Bekämpfung antimikrobieller<br />
Resistenzen<br />
Organis<strong>at</strong>ionen wie die Weltgesundheitsorganis<strong>at</strong>ion<br />
(WHO) oder die Weltorganis<strong>at</strong>ion für<br />
Tiergesundheit (OIE) haben Empfehlungen zur<br />
Bekämpfung der antimikrobiellen Resistenzen<br />
entwickelt. Die EU-Kommission h<strong>at</strong> zur Abwehr<br />
der steigenden Gefahr der Antibiotikaresistenzen<br />
einen fünfjährigen Aktionsplan vorgesehen,<br />
der die Zusammenarbeit der Humanund<br />
Veterinärmedizin im Sinne einer „One<br />
Health“-Politik verstärken soll.<br />
Dieser beinhaltet u.a. folgende Ziele:<br />
• Sicherstellung einer angemessenen<br />
Verwendung von Antibiotika<br />
• Förderung der Diagnose<br />
• Einführung vorbeugender Möglichkeiten<br />
• Entwicklung von Behandlungsaltern<strong>at</strong>iven<br />
Der Eins<strong>at</strong>z von Medikamenten mit antibiotischer Wirkung wird in der Nutztierhaltung<br />
derzeit massiv diskutiert. Foto: VÖS