Ausbilderhandbuch - Stark für Ausbildung
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das Verhältnis zwischen dem oder der Jugendlichem und den Eltern beziehungsweise<br />
Erziehungsberechtigten ist persönlich belastet, so dass keine Gespräche<br />
stattfinden.<br />
Jugendliche können auch in Versuchung geraten, ihre eigene Lebensperspektive so auszurichten,<br />
wie es mitunter seit Jahrzehnten in der eigenen Familie vorgelebt wird. So kann es<br />
sein, dass die Familienmitglieder nur selten einer Berufs- oder Erwerbstätigkeit nachgegangen<br />
sind und die Abhängigkeit von staatlichen Unterstützungsleistungen wie Sozialhilfe beziehungsweise<br />
Hartz 4 eine eingespielte und bewährte Möglichkeit der Existenzsicherung<br />
darstellt.<br />
In diesen Fällen stellt sich <strong>für</strong> die Jugendlichen die „berechtigte“ Frage, warum sie sich mit<br />
unangenehmen und schwierigen Zukunftsfragen beschäftigen sollen, die ihnen das ständige<br />
Risiko des eigenen Versagens und Scheiterns vor Augen führen, wenn es doch eine vermeintlich<br />
bequeme „Alternative“ gibt. Dies ähnelt dem Entschluss zu einer „Teenagerschwangerschaft“:<br />
Viele Mädchen möchten eine eigene Familie gründen, um sich so den<br />
beruflichen Zukunftsfragen zu entziehen.<br />
Was bedeutet dies <strong>für</strong> den Umgang mit Ihrem Azubi?<br />
In der Summe kann dies bedeuten, dass Sie einen Azubi haben, der bislang nur wenige Berührungspunkte<br />
mit dem Berufs- und Arbeitsleben hatte. Daher können ihm oder ihr manche<br />
Prozesse und Arbeitsschritte schwer fallen, die Ihnen selbstverständlich erscheinen.<br />
Wenn Sie Ihren Azubi öfters in Situationen finden, in denen er oder sie auch bei einfachen<br />
Tätigkeiten oder Anweisungen einen überforderten oder ratlosen Eindruck macht, dann suchen<br />
Sie das Gespräch und erkundigen sich nach bisherigen Erfahrungen und Erlebnissen<br />
in der Berufs- und Arbeitswelt. Dies können Praktika in der Schule, Berichte und Schilderungen<br />
von Familie und Freunden oder auch erste Nebentätigkeiten sein. Auf diese Weise können<br />
Sie wesentlich besser einschätzen, welche Bezüge zur Arbeitswelt Ihr Azubi bislang<br />
hatte und dann auch besser das Verhalten und Handeln verstehen. Des Weiteren können<br />
Sie ihn oder sie wesentlich gezielter ansprechen und Arbeitsaufträge erteilen beziehungsweise<br />
Arbeitsschritte erklären. Durch einen offenen und direkten Austausch untereinander<br />
vermeiden Sie Missverständnisse sowie das Aufkommen von Vorbehalten und weiteren<br />
Problemen.<br />
Was können Sie frühzeitig <strong>für</strong> diese Jugendlichen tun?<br />
Gerade <strong>für</strong> Jugendliche mit besonderen Förderbedarfen ist die schulische Berufsorientierung<br />
extrem wichtig. Hier können sie frühzeitig Einblicke in die Berufs- und Arbeitswelt erhalten,<br />
unabhängig von den Erfahrungen und Kenntnissen der Eltern beziehungsweise ihres privaten<br />
Umfelds.<br />
Damit die Berufsorientierung gelingen kann, sind Schulen auf engagierte Partner wie Ihren<br />
Betrieb angewiesen! Durch Betriebsbesichtigungen und die Bereitstellung von Schnupper-,<br />
Tages- oder Langzeitpraktika helfen Sie den jungen Menschen, erste Erfahrungen in der<br />
Arbeitswelt zu machen, ihre Berufswahl zu treffen. Ihr Vorteil: Sie lernen dabei selbst potenzielle<br />
Auszubildende kennen.<br />
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