Ausbilderhandbuch - Stark für Ausbildung
Ausbilderhandbuch - Stark für Ausbildung
Ausbilderhandbuch - Stark für Ausbildung
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
1 Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung – ADHS<br />
Hier können Sie zunächst selbst aktiv werden<br />
Haben Sie Interesse, mehr über dieses Thema zu erfahren? Dann ist das Modul 3 der Qualifizierung<br />
genau das Richtige <strong>für</strong> Sie.<br />
Was ist ADHS überhaupt?<br />
ADHS ist eine Krankheit, bei der Merkmale der Unaufmerksamkeit, der Hyperaktivität und<br />
der Impulsivität im Vordergrund stehen. ADHS-Betroffene haben eine ausgeprägte Offenheit<br />
<strong>für</strong> Sinneseindrücke aller Art, eine hohe Empfindsamkeit ("dünne Haut") und emotionale<br />
Überreaktionen. Es fällt ihnen schwer, unwichtige Reize herauszufiltern und auszublenden.<br />
Die alltägliche Reizüberflutung – zu der auch multimedialer Stress beiträgt - erfordert einerseits<br />
ein bewusstes Ausklinken des oder der Jugendlichen, um wieder zu Ruhe und Leistungsfähigkeit<br />
zu finden. Andererseits wird eine hohe Reizintensität benötigt, um konzentriert<br />
arbeiten zu können. Eine schwierige Gratwanderung, die eine Unterstützung seitens Eltern,<br />
Lehr- und betrieblichem <strong>Ausbildung</strong>spersonal erfordert.<br />
Symptome und Ursachen<br />
Neurobiologisch wird ADHS vor allem durch eine Fehlregulation in der Nervenübertragung<br />
im Gehirn erklärt. Erstmalig hat der Frankfurter Psychiater Heinrich Hoffmann das Störungsbild<br />
1847 im "Struwwelpeter" beschrieben. Die aktuelle Fachliteratur unterscheidet folgende<br />
Merkmale der Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität beziehungsweise Impulsivität:<br />
Merkmale der Unaufmerksamkeit: Jugendliche sind unkonzentriert, vergesslich, haben<br />
Mühe, dauerhaft aufmerksam zu sein, Schwierigkeiten zuzuhören, tun sich<br />
schwer mit Anleitungen und bei alltäglichen Verrichtungen; können sich selbst<br />
schlecht organisieren, haben Mühe bei längeren geistigen Anstrengungen, verlieren<br />
und verlegen häufig Dinge im Alltag, sind leicht ablenkbar durch äußere Reize und<br />
übermäßig vergesslich im Alltag.<br />
Hyperaktivität und Impulsivität: Jugendliche erleben eine ständige Unruhe in Händen<br />
und Füßen; können kaum ruhig sitzen bleiben; es fällt ihnen schwer, ruhig und besonnen<br />
zu arbeiten. Innerlich fühlen sich Menschen mit ADHS wie von einem Motor<br />
angetrieben; sie antworten, bevor eine Frage vollständig gestellt wurde; es erscheint<br />
ihnen unmöglich, auf etwas oder andere zu warten (beispielsweise im Straßenverkehr);<br />
sie zeigen störendes Verhalten gegenüber anderen.<br />
Jugendliche und Erwachsene mit ADHS sorgen aufgrund ihrer intensiven Wahrnehmung des<br />
Alltags, durch ihren Ideenreichtum und ihre Kreativität, aber auch durch ihre Liebenswürdigkeit<br />
immer wieder <strong>für</strong> Überraschungen. Ihre Ideen beruhen jedoch weniger auf sorgfältiger<br />
Analyse, sondern vor allem auf Intuition und Assoziationsvermögen („Wir funktionieren ähnlich<br />
wie ein Radio, das gleichzeitig mehrere Sender empfängt“). Sie können ihr Publikum<br />
begeistern und vor Ideen sprühen, bis sie ihre Energie verbraucht haben und sich abrupt<br />
zurückziehen müssen (und damit die Menschen um sich herum irritieren). Andererseits sind<br />
sie verletzlicher und ihren eigenen Gefühlen stärker ausgeliefert. Sie haben weniger Kraft,<br />
3