Jus gentium methodo scientifica pertractatum / by Christian Wolff ...
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Einleitung xv<br />
men musste. Und auch dieses merkwürdigerweise durchaus in Zusammenhang<br />
mit dem in Aussicht genommenen theologischen Studium,<br />
wie sogleich noch zu erürtern sein wird.<br />
Entsprechend dieser Tendenz gestaltete sich auch das Studium<br />
an der Universitát. Der angehende Theologe ging im Jahre 1699 nach<br />
Jena, um bei Hamberger Mathematik und Physik zu hóren. Für die<br />
Theologie fand er daneben wenig Zeit. Er schreibt darüber :<br />
Die Theologie verstund ich schon so gut, wie ich auf die Universitát reisete, dass ich<br />
nicht darinnen zu lernen náthig zu seyn erachtete, wie ich auch in der That bezeigen kan,<br />
dass ich in Collegiis zu Jena nach diesem weniger gehüret, als ich schon wusste.<br />
Sein Interesse für die Philosophie bekundete er namentlich durch das<br />
Studium der Medicina mentis seu artis inveniendi praecepta generalia<br />
(Amsterdam, 1687) von Tschirnhausen, den er in Leipzig spáter auch<br />
persónlich aufsuchte.<br />
<strong>Wolff</strong> selbst áussert sich über seinen Studienplan folgendermassen:<br />
Ich babe gleich von Anfange an meine Studia auf einen gewissen Zweck referiret.<br />
Denn weil ich zum studio theologico durch ein Gelübde gewidmet war, so hatte ich mir<br />
auch dasselbe auserwehlet und ist auch immer mein Vorsatz gewesen, Gott im Predigtamte<br />
zu dienen, wie ich schon Professor in Halle war, bis ich endlich wieder meinen Willen<br />
davon abgeführet worden, weil Gott die Umstánde so gefüget, dass ich diesen Vorsatz<br />
nicht bewerkstelligen Iffinnen: Weil ich aber da unter den Catholicken lebte und den Eifer<br />
der Lutheraner and Catholicken gegen einander gleich von meiner ersten Kindheit an<br />
wahrnahm, dabey merckte, dass ein ieder Recht zu haben vermeinete, so lag mir immer<br />
im Sinne, ob es dann nicht müglich sey, die Wahrheit in der Theologie so deutlich zu<br />
zeigen, dass sie trinen Wiederspruch leide. Wie ich nun nach diesem hürete, dass die<br />
Mathematici ihre Sachen so gewiss erwiesen, dass ein jeder dieselben vor wahr erkennen<br />
müsse, so war ich begierig die Mathematik methodi gratia zu erlernen, um mich zu befieissigen,<br />
die Theologie auf unwiedersprechliche Gewissheit zu bringen.<br />
Daneben nahm <strong>Wolff</strong> sich auch vor, die praktische Philosophie und<br />
die Moraltheologie auf diese Weise zu bearbeiten. Sein Lehrer Neumann<br />
war mit diesem Plan ganz einverstanden und áusserte: ' Rara<br />
avis Theologus, Physicus et Mathematicus.' Wiederholt betont <strong>Wolff</strong>:<br />
Weil aber meine Hauptabsicht immer auf die Theologie gerichtet<br />
war, so konnte [ich] die Mathematik nicht anders als ein Nebenwerck<br />
tractiren, wie ich denn auch dabey keine andere Absicht hatte, als<br />
meinen Verstand dadurch zu schárffen und davon Regeln zu Leitung<br />
desselben in richtiger Erkánntniss der Wahrheit zu abstrahiren.' So<br />
wenig übrigens <strong>Wolff</strong> in Jena über Theologie harte, so blieb er doch<br />
auch dadurch mit ihr in Kontakt, dass er ¿ifter predigte, zuletzt in<br />
Leipzig 1706. Ludovici bezeugt, dass seine Predigten auch gefallen<br />
haben.<br />
So vorbereitet begab sich <strong>Wolff</strong> im Jahre 1702 nach Leipzig zur<br />
Magisterprüfung. Dann studierte er nochmals ein Jahr in Jena, hauptsáchlich<br />
um ein Kolleg über Astronomie, das er begonnen hatte, zu<br />
Ende zu hóren. Seine Absicht war, sich zun.chst in Leipzig für