Deutsche Phonetik – eine Einführung - MEK
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2). Oft ist die geschriebene Sprache eindeutiger, weil sie auf <strong>eine</strong>m optischen<br />
Informationsträger basiert, dies gilt besonders wenn der Empfänger homophone<br />
(gleichklingende) Äußerungen mit Hilfe nicht homographer (unterschiedlich<br />
geschriebenen) Ausdrucksmittel sofort auseinander halten kann, z.B.<br />
Mohr − Moor, viel − fiel, die alten Sagen − die Alten sagen usw. Allerdings<br />
gibt es auch Homographe, die durch die Aussprache unterscheidbar werden,<br />
z.B. umfahren, übersetzt, unmöglich, modern.<br />
Für die <strong>Phonetik</strong> ist die geschriebene Sprache zwar nicht unwichtig, da die<br />
menschliche Sprache lediglich in ihren beiden Erscheinungsformen zu deuten<br />
ist, sie wird jedoch als sekundär, die gesprochene Sprache dagegen als primär<br />
angesehen (u.a. aus den oben angeführten Gründen). Seit den 60er Jahren des<br />
20. Jahrhunderts ist der Forschungsgegenstand „gesprochene Sprache“ immer<br />
mehr in den Mittelpunkt linguistischer Analysen gerückt. Dies ist umso erfreulicher,<br />
da sich synthetisierende Grammatikdarstellungen bis vor kurzem stillschweigend<br />
vor allem auf die von Varianten möglichst gereinigte Schriftsprache<br />
konzentrierten. SCHWITALLA (1997: 16) prägte z.B. die Begriffe „konzeptionelle<br />
Mündlichkeit und Schriftlichkeit“, um die Abgrenzungsschwierigkeiten<br />
zwischen denselben bei diversen Textsorten, die zwar als gesprochene<br />
bzw. geschriebene Sprache realisiert werden, aber denen <strong>eine</strong> konzeptionelle<br />
Schriftlichkeit bzw. Mündlichkeit zugrunde liegt, näher zu erläutern. HENNIG<br />
(2000) weist darauf hin, dass die Heterogenität des Begriffs „gesprochene<br />
Sprache“ Aussagen über dieselbe zwar äußerst schwierig macht, die von der<br />
Autorin vorgeschlagene „Prototypenmethode“ soll allerdings die Auswahl von<br />
Textsorten im Rahmen von Untersuchungen erleichtern (vgl. HENNIG 2000:<br />
122). Andere Autoren wie z.B. FIEHLER (2000) sehen den Begriff als wenig<br />
brauchbar an und schlagen eher das Konzept der kommunikativen Praktiken<br />
vor (vgl. FIEHLER 2000: 103). Trotz dieser theoretischen Unsicherheiten ist<br />
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