Deutsche Phonetik – eine Einführung - MEK
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war <strong>eine</strong> Ausgangssituation vorhanden, in der es für die geschriebene deutsche<br />
Sprache <strong>eine</strong>n relativ einheitlichen Standard gab. In ihrer gesprochenen Form<br />
jedoch waren die örtlich gebundenen deutschen Dialekte in den meisten Regionen<br />
bis zum Ende des 19. Jahrhunderts das wichtigste Kommunikationsmittel.<br />
Erst nach der Gründung des ersten einheitlichen deutschen Staates, also der<br />
Reichsgründung 1871 (allerdings mit der sog. kleindeutschen Lösung, ohne<br />
Österreich) kommt es dazu, dass auf Grund der einheitlichen deutschen<br />
Schriftsprache die ersten Normierungsversuche der Aussprache gestartet werden.<br />
Die wissenschaftliche Grundlage und das Leitbild der sog. Bühnenaussprache<br />
dafür wurde von Hermann PAUL (1880/1909) in s<strong>eine</strong>m Werk Prinzipien<br />
der Sprachgeschichte festgehalten. Es gibt also im deutschen Sprachraum<br />
k<strong>eine</strong> bestimmte Region, deren Sprache oder Aussprache als Musterbeispiel<br />
für die späteren Normierungsversuche verwendet wurde. Die heutige<br />
sprachliche Situation im Norden des deutschen Sprachgebietes, dass also die<br />
meisten <strong>eine</strong> nördlich gefärbte standardnahe Aussprache in den meisten Lebensbereichen<br />
und Sprachdomänen benutzen, ist die Folge von langen sprachgeschichtlichen<br />
Entwicklungen. Die ursprünglichen niederdeutschen (auch<br />
Plattdeutsch genannten) Dialekte dieser Gegend wurden nämlich immer mehr<br />
zurückgedrängt, da sie sehr weit von der Hochdeutsch geprägten deutschen<br />
Schriftsprache (die nämlich auf der Basis von mittel- und oberdeutsch Dialekten<br />
entstand) waren. Erst in den letzten Jahrzehnten verstärkten sich auch hier<br />
die Anstrengungen, diese typischen Dialekte des deutschen Nordens wieder<br />
neu zu beleben und zu schützen.<br />
Für die deutsche Standardaussprache existieren zwei Leitbilder: Die von<br />
SIEBS (1898/1969) kodifizierte Bühnenaussprache und die Rundfunkaussprache.<br />
Allerdings konnte sich die Bühnenaussprache nicht bei der breiten Masse<br />
der kompetenten Sprecher etablieren und wird heutzutage eher als wirklichkeitsfern<br />
und übersteigert empfunden. Das Leitbild Rundfunkaussprache wird<br />
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