Sozial-, Armuts- und Reichtumsberichte - bei der ...
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durch Benachteiligungen <strong>und</strong> Hemmnisse im Bildungssystem, <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />
Berufsbildung <strong>und</strong> den Beschäftigungsmöglichkeiten, in <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heitsversorgung,<br />
im Wohnungswesen sowie <strong>bei</strong>m Zugang zu Rechten<br />
<strong>und</strong> zur Kultur. Erfahrungen sozialer Exklusion könnten aber auch durch<br />
Diskriminierung <strong>und</strong> Fremdenfeindlichkeit entstehen sowie durch die<br />
unterschiedliche Qualität des Zugangs zu öffentlichen <strong>und</strong> privaten<br />
Dienstleistungen (EU-Kommission 2000a: 6 f.). Diesem Verständnis<br />
von sozialer Exklusion entspricht in Deutschland <strong>der</strong> Begriff Ausgrenzung.<br />
Mit <strong>bei</strong>den Begriffen wird vor allem <strong>der</strong> Prozess 8 betont, durch<br />
den Menschen innerhalb <strong>der</strong> Gesellschaft ausgeschlossen werden.<br />
Die Hinwendung <strong>der</strong> EU zum Begriff <strong>der</strong> Exklusion entsprach dem damaligen<br />
wissenschaftlichen Forschungsstand. Es herrschte weitgehend<br />
Einigkeit darüber, dass (materielle) Armut die Problematik mo<strong>der</strong>ner<br />
Gesellschaften nicht vollständig erfassen kann (Room 1990, Kronauer<br />
2002). Anerkannt werden müssten auch nicht materielle Bedürfnisse<br />
<strong>der</strong> Menschen <strong>und</strong> ihre Eingeb<strong>und</strong>enheit in übergreifende gesellschaftliche<br />
Prozesse. Zu diesen übergreifenden, strukturellen Faktoren, die<br />
Exklusion bewirken können, werden die Folgen <strong>der</strong> Umbrüche in den<br />
Industriegesellschaften gezählt: anhaltende Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit, verän<strong>der</strong>te<br />
Familien- <strong>und</strong> Geschlechterbeziehungen sowie die Trends <strong>der</strong> sozialen<br />
Fragmentierung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Migration (Bernhard 2006: 2). Der Exklusionsbegriff<br />
wurde deshalb dem <strong>Armuts</strong>begriff vorgezogen, weil mit seiner<br />
Hilfe soziale Verwerfungen explizit in Verbindung mit wirtschaftlichen<br />
<strong>und</strong> sozialen Prozessen des gesellschaftlichen Umbruchs analysiert<br />
werden können. Politisch machte <strong>der</strong> damalige Kommissionspräsident<br />
Jaques Delors den Begriff Exklusion zu einem zentralen Konzept <strong>der</strong><br />
Diskussion um ein soziales Europa (Atkinson 2002). Der Begriff war<br />
damals stark durch die französische Tradition geprägt <strong>und</strong> meinte ge-<br />
8 „The concept of social exclusion is a dynamic one, referring both to processes<br />
and consequent situations. It is therefore a particularly appropriate designation<br />
for structural changes. More clearly than the concept of poverty, <strong>und</strong>erstood far<br />
too often as referring exclusively to income, it also states out the multidimensional<br />
nature of the mechanisms wereby individuals and groups are excluded<br />
from taking part in the social exchanges, from the component pactices and<br />
rights of social integration and of identity (CEC 1992: 8).