Sozial-, Armuts- und Reichtumsberichte - bei der ...
Sozial-, Armuts- und Reichtumsberichte - bei der ...
Sozial-, Armuts- und Reichtumsberichte - bei der ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
2 Einleitung<br />
2.1 Auftrag <strong>und</strong> Zielsetzung <strong>der</strong> Studie<br />
Die vorliegende Studie entstand im Auftrag <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tnehmerkammer<br />
Bremen. Da Bremen eines <strong>der</strong> wenigen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> <strong>und</strong> die einzige<br />
Großstadt ist, die über keine offizielle <strong>Sozial</strong>- o<strong>der</strong> <strong>Armuts</strong>berichterstattung<br />
verfügt, gibt die Ar<strong>bei</strong>tnehmerkammer seit 2002 jährlich einen<br />
<strong>Armuts</strong>bericht heraus. Dieser Berichterstattung liegen zwei zentrale<br />
Motive zugr<strong>und</strong>e.<br />
In Deutschland war Armut bis Ende <strong>der</strong> 1990er Jahre kein Thema offizieller<br />
Regierungspolitik. Mit dem Verweis auf das ausgebaute System<br />
sozialer Sicherungen dementierte die damalige Regierungskoalition von<br />
CDU/CSU <strong>und</strong> FDP unter Helmut Kohl, dass Armut überhaupt ein relevantes<br />
gesellschaftliches Problem darstelle. Gemeinsam mit Großbritannien<br />
blockierte Deutschland außerdem das vierte <strong>Armuts</strong>programm<br />
<strong>der</strong> Europäischen Union, das weitergehende politische Initiativen zur<br />
<strong>Armuts</strong>bekämpfung vorsah. Dass es im wie<strong>der</strong>vereinigten Deutschland<br />
durchaus eine zunehmende <strong>Armuts</strong>problematik gab, dokumentierte die<br />
Studie „Armut in Deutschland“ (Hanesch 1994). Diesem ersten gesamtdeutschen<br />
<strong>Armuts</strong>bericht (Auftraggeber: DGB, Hans-Böckler-<br />
Stiftung, Paritätischer Wohlfahrtsverband) folgte im Jahr 2000 die Folgestudie<br />
„Armut <strong>und</strong> Ungleichheit in Deutschland“ (Hanesch u. a.<br />
2000). Beide Berichte erlangten eine erhebliche öffentliche Aufmerksamkeit.<br />
Schließlich verpflichtete <strong>der</strong> Deutsche B<strong>und</strong>estag im Jahr<br />
2000 auf Antrag <strong>der</strong> neuen rot-grünen Regierungskoalition die B<strong>und</strong>esregierung<br />
zur Erstellung eines nationalen <strong>Armuts</strong>berichtes (Deutscher<br />
B<strong>und</strong>estag, DS 14/1999). Gegen den heftigen Wi<strong>der</strong>stand von Teilen<br />
des politischen Establishments erstreckte sich <strong>der</strong> Untersuchungsauftrag<br />
auch auf die Analyse des gesellschaftlichen Reichtums. Seitdem<br />
gilt eine regelmäßige Berichterstattung als Voraussetzung dafür, dass<br />
die politische Diskussion über eine gerechtere Verteilung des gesellschaftlichen<br />
Wohlstandes <strong>und</strong> über eine wirksamere Bekämpfung von<br />
Armut, öffentlich geführt werden kann.<br />
7