Download - Virtual Vehicle
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Dank Optimierung effizient<br />
auf der Schiene unterwegs<br />
Sandungsanlagen unterstützen Eisenbahnen beim Beschleunigungs- und Abbremsvorgang. Die virtuelle<br />
Optimierung solcher Anlagen hilft, die ökologischen und ökonomischen Verbesserungen durchzuführen. Die<br />
Zusammenarbeit mit dem Institut für Strömungslehre und Wärmeübertragung der Technischen Universität<br />
Graz, Knorr-Bremse GmbH und Wiener Linien ermöglichte eine durch experimentelle Daten verifizierte<br />
Beschreibung einer Sandungsanlage.<br />
Verschmutzte, nasse oder vereiste Schienen<br />
stellen Schienenfahrzeuge verschiedenster<br />
Art beim Beschleunigen oder Verzögern vor<br />
spezielle Herausforderungen. Bei solchen Bedingungen<br />
wird der Reibwert zwischen Rad und<br />
Schiene aber auch zwischen Magnetschienenbremse<br />
und Schiene herabgesetzt, so dass<br />
Brems- oder Beschleunigungskräfte nur ungenügend<br />
übertragen werden können.<br />
Seit langer Zeit werden deshalb Sandungsanlagen<br />
eingesetzt, um Sand auf die Schiene<br />
aufzubringen und damit die Reibverhältnisse zu<br />
verbessern. Unter einer Sandungsanlage versteht<br />
man eine in Schienenfahrzeugen verwendete<br />
Einrichtung, bei der mit Hilfe von Druckluft<br />
Sand aus einem Sandkasten gefördert und über<br />
Rohre oder Schläuche in den Kontaktbereich<br />
zwischen Rad und Schiene eingebracht wird.<br />
Dort wird der Sand zermahlen und steigert somit<br />
den Reibwert.<br />
Ökonomische und ökologische<br />
Kriterien<br />
Für die Betreibergesellschaften sind neben der<br />
technischen Betriebssicherheit auch ökonomische<br />
Kriterien wie geringer Sandverbrauch<br />
bei höchster Effizienz maßgeblich, denn der<br />
Sand muss in Vorratsbehältern mitgeführt und<br />
regelmäßig nachgefüllt werden, was zusätzliche<br />
Kosten verursacht.<br />
Auch aus ökologischen Gründen ist ein möglichst<br />
geringer Sandeinsatz anzustreben. Denn<br />
der beim Überrollen zermahlene Sand erzeugt<br />
Rückstände, die entweder auf der Schiene zurückbleiben<br />
oder aufgewirbelt und in der Umgebung<br />
verteilt werden. Dies stellt einen Beitrag<br />
zur Feinstaubbelastung dar. Im Ernstfall können<br />
diese Rückstände auch zur Beschädigung von<br />
Rad und Schiene führen.<br />
Sandungsanlagen sind komplexe technische<br />
Systeme, in denen verschiedene Funktionen<br />
zuverlässig umgesetzt werden müssen. Dazu<br />
gehören zum Beispiel die Trockenhaltung des<br />
Sandes, die reproduzierbare Bereitstellung von<br />
bestimmten Massenströmen von Sand und Luft,<br />
und letztendlich die gezielte Ausbringung auf<br />
die Schienen. Gerade der letzte Punkt ist Gegenstand<br />
der hier vorgestellten Untersuchung,<br />
um eine optimale Geometrie-Variation des Sandungsrohrs<br />
zu erzielen. Vier Parameter sind<br />
dafür ausschlaggebend:<br />
• Druckverlust im Endstück<br />
• Die durchschnittliche Teilchen-<br />
geschwindigkeit nach dem Verlassen<br />
des Sandungsrohrs<br />
• Das Verhältnis der axialen und radialen<br />
Teilchengeschwindigkeit und der sich<br />
daraus ergebende Winkel zur Mittelachse<br />
des Sandstrahls<br />
• Der radiale Abstand der Teilchen von der<br />
Strahlachse<br />
Um das Verhalten dieser vier Zielgrößen analysieren<br />
zu können, wurden verschiedene virtuelle<br />
Kontrollebenen im Berechnungsgebiet<br />
definiert, an welchen die verschiedenen Eigenschaften<br />
untersucht werden. Die Simulation der<br />
vielversprechendsten Geometrievariation wurde<br />
im Laborversuch bei Knorr-Bremse GmbH<br />
bestätigt.<br />
So wurden die oben geschilderten Größen im<br />
Detail betrachtet:<br />
Druckverlust beim Endstück<br />
Durch ein verändertes Design des Endstückes<br />
ändern sich die Strömungsverhältnisse und<br />
auch der Druckverlust bei der Durchströmung<br />
(vgl. Abbildung 1). Um die Funktion der Sandungsanlage<br />
sicherzustellen, darf sich der<br />
Druckverlust nicht zu stark erhöhen.<br />
Durchschnittliche Teilchengeschwindigkeit<br />
Je schneller die Teilchen beim Verlassen des<br />
Sandrohrs sind, desto kleiner sind im Realbe-<br />
trieb die Effekte durch äußere Einflüsse wie<br />
Querströmungen – etwa durch Wind.<br />
Winkel zur Mittelachse des Sandstrahls<br />
Das Verhältnis von axialer zu radialer Teilchengeschwindigkeit<br />
und der sich daraus ergebende<br />
Winkel zur Mittelachse des Sandstrahls sind<br />
geeignet, die Bewegungsrichtung der Teilchen<br />
zu beschreiben. Der Mittelwert dieses Winkels<br />
über alle Teilchen ist somit ein Maß für die Fokussierung<br />
des Strahles.<br />
Radialer Abstand der Teilchen<br />
von der Strahlachse<br />
Zusätzlich wurde die Aufweitung des Strahles<br />
in einem bestimmten Abstand von der Austrittsöffnung<br />
des Sandrohrs untersucht. Diese ist definiert<br />
durch den radialen Abstand der Teilchen<br />
von der Strahlachse.<br />
Wissenschaftlicher Zugang<br />
Moderne Software-Pakete unter Berücksich-<br />
Abbildung 1: Simulation verschiedener Geometrien des<br />
Endstückes des Sandungsrohrs<br />
Quelle: VIRTUAL VEHICLE<br />
magazine Nr. 14, II-2013<br />
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