Download - Virtual Vehicle
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3. Austausch von Daten über Nachrichten-<br />
versand zwischen den Tools<br />
Anstatt eine gemeinsame Datenbank zu nutzen,<br />
ist es auch möglich, dass Tools ihre selbst<br />
verwalteten Daten über Nachrichten synchronisieren.<br />
Dazu werden Steuerungsdaten generiert<br />
und zwischen den Systemen hin und her<br />
gesendet, um einen geregelten Austausch der<br />
Produktivdaten zu ermöglichen. Für typische<br />
Entwicklungswerkzeuge ist dieser Ansatz aktuell<br />
noch nicht verbreitet.<br />
4. Enge Toolkopplung durch gemeinsame<br />
Datenstrukturen<br />
Eine sehr enge Verzahnung von Tools lässt sich<br />
erreichen, indem gemeinsame Datenstrukturen<br />
verwendet werden. Dies erfordert eine enge<br />
Kooperation zwischen den Toolherstellern. Ein<br />
Beispiel für eine enge Toolkopplung ist die Integration<br />
von MS Visio in das PLM-Tool Teamcenter.<br />
Anforderungen an die Toolkette für<br />
E/E-Systeme im Eisenbahnbereich<br />
Für den Schienenverkehr sind bei der Entwicklung<br />
von sicherheitskritischen E/E-Systemen<br />
die Normen EN 50126, EN 50128 und EN 50129<br />
anzuwenden. Die Inhalte der Normen sind sehr<br />
umfangreich und betreffen mannigfaltige Aspekte<br />
des Entwicklungsprozesses: Vorgaben<br />
für das Management, die Entwicklungs- und<br />
Analysemethodik, Verifikations- und Validierungsmaßnahmen<br />
sowie anzuwendende Sicherheitsanalysen.<br />
Die wichtigsten Tools zur Erfüllung der Norm<br />
decken dabei folgende Aufgaben ab:<br />
1. Product Lifecycle Management<br />
2. Anforderungsmanagement<br />
3. Systemarchitektur<br />
4. Sicherheitsanalysen<br />
Über die in diesen Prozessen eingesetzten<br />
Tools hinweg erfordert die Norm EN50126 die<br />
Rückverfolgbarkeit der Anforderungen über<br />
dem gesamten Tooleinsatz. Für die Sicherheitsanalysen<br />
ist ein zertifiziertes Tool nach<br />
EN5012x notwendig, das eine Verlinkung der<br />
Sicherheitsanalysen (FMEA, FTA, Common<br />
Cause Failure Analyse) zur Systemarchitektur<br />
erlaubt. In allen Tools muss eine automatisierte<br />
Erstellung von Dokumenten möglich sein. Die<br />
größte Herausforderung besteht darin, dass<br />
die gesamte Toolkette für Änderungen und Entwicklungsschleifen<br />
geeignet sein muss.<br />
Abbildung 2.: Derzeitige Schnittstellenbrüche in der Safety-Toolkette im Schienenverkehr<br />
Quelle: VIRTUAL VEHICLE<br />
Lösungsmöglichkeiten für die E/E-<br />
Toolkette im Eisenbahnbereich<br />
Da gängige Tools zwar untereinander keine<br />
Kopplung aufweisen, in den meisten Fällen jedoch<br />
standardisierte Schnittstellen zum Datentausch<br />
anbieten, kann in einem ersten Schritt<br />
eine Toolkette eingerichtet werden. Dadurch<br />
wird die eine Durchgängigkeit der Systeme<br />
noch nicht erreicht, jedoch durch automatisierten<br />
Datentausch eine Prozessverbesserung<br />
erzielt, da manuelle Übertragungsfehler ausgeschlossen<br />
werden können.<br />
Weitere Verbesserungen der Entwicklungsprozesse<br />
erzielt man durch den Einsatz von Notationssprachen<br />
im Entwicklungsprozess. Dadurch<br />
werden viele Schritte durch eine durchgehende<br />
Notation der Systemarchitektur formalisiert<br />
und vereinheitlicht. Hier zeichnet sich ab, dass<br />
der SysML-Standard zur Modellierung in der<br />
Industrie eine entscheidende Rolle einnimmt.<br />
SysML-Tools wie etwa Enterprise Architect verfügen<br />
in der Regel über Exportmöglichkeiten<br />
der modellierten Systemarchitektur von Hardware-<br />
und Softwarekomponenten einschließlich<br />
möglicher Fehlfunktionen.<br />
Damit kann bereits zu Beginn des Projektes ein<br />
„Top-Down“-Ansatz in der Entwicklung verfolgt<br />
werden, auf dem in weiterer Folge Risiko- und<br />
Gefährdungsanalysen aufsetzen können. Die<br />
aufgebaute Struktur des Systems kann durch<br />
entsprechende Werkzeuge für die Sicherheits-<br />
und Gefährdungsanalyse direkt eingelesen<br />
werden.<br />
Zusammenfassung und Ausblick<br />
Der Datentausch zwischen den Werkzeugen<br />
und der gezielte Einsatz von Notationssprachen<br />
für die Abbildung der Systemarchitektur sind<br />
am VIRTUAL VEHICLE Gegenstände aktueller<br />
Forschung. Der Fokus liegt vor allem auf der<br />
Analyse der Fähigkeiten aktueller Tools sowie<br />
Erarbeitung von Maßnahmen zur Schließung<br />
von Lücken für eine durchgängige Toolkette im<br />
Eisenbahnbereich.<br />
Am VIRTUAL VEHICLE hat daher das Thema<br />
Durchgängigkeit von Toolketten im Rahmen<br />
von Systems Engineering in Kombination mit<br />
sicheren E/E-Systemen einen besonderen Stellenwert<br />
erlangt und wird im Rahmen von Projekten<br />
in Zusammenarbeit mit Industriepartnern<br />
erforscht. Schwerpunkte liegen auf den Gebieten<br />
der Konzeptphase, Systemmodellierung,<br />
Sicherheitsanalysen, Integration der Sicherheit<br />
in bestehende Entwicklungsprozesse sowie<br />
Sicherheitszertifizierung von E/E-Systemen. ■<br />
Zu den Autoren<br />
DI Joachim Hillebrand<br />
leitet die Gruppe für<br />
Embedded Systems am<br />
VIRTUAL VEHICLE.<br />
DI Peter Reichenpfader<br />
ist Senior Researcher<br />
im Bereich Embedded<br />
Systems am VIRTUAL<br />
VEHICLE.<br />
magazine Nr. 14, II-2013<br />
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