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34. Jahrestagung der Deutschen Plastischen Chirurgen<br />
8. Jahrestagung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen<br />
Grund für den Korrektureingriff war in fast 80 % dieser Fälle eine ungenügende<br />
Nasenspitzenformung oder ein Supra-Tip. Häufig waren jedoch<br />
auch Septum- oder knöcherne Probleme an der Nasenpyramide oder am<br />
Nasenrücken anzutreffen.<br />
Die sekundäre Rhinoplastik stellt dabei höhere Ansprüche an den Operateur,<br />
da durch die Narbenbildung es auch zu einer vermehrten Blutungsneigung<br />
und zu einer Ausdünnung der Haut kommt.<br />
Ein standardisiertes Vorgehen nach sorgfältiger Analyse der bestehenden<br />
Problematik ist jedoch gedanklich einfach: Bei noch bestehender Septumdeviation<br />
ist die extrakorporale Begradigung erforderlich. Falls der Nasenschiefstand<br />
durch die Pyramide bedingt ist, muß hier die Re-Osteotomie<br />
erfolgen. Über- oder Unterkorrekturen am Nasenrücken erfordern entweder<br />
weitere Abtragungen oder konsequenter Weise Transplantate aus<br />
Knorpel oder anderen Weichteilgeweben.<br />
Gerade aber auch bei der primären Nasenkorrektur sollte aber besonderer<br />
Wert auf eine stabile Nasenspitze, die durch exakt positionierten und<br />
fixierten Septumknorpel erreicht werden kann, gelegt werden. Hierdurch<br />
wird eine langfristige Projektion gewährleistet und einer narbigen<br />
Schrumpfung entgegengewirkt. Der offene Zugang erscheint uns hier am<br />
günstigsten, da er ohne Verziehungen des knorpligen Gerüstes eine gute<br />
Übersicht über die anatomischen Strukturen zulässt. Hierdurch wird<br />
einerseits eine symmetrische Ausformung des Nasendoms möglich, andererseits<br />
ist eine exakte Blutstillung unter Sicht Garant für eine geringere<br />
Vernarbungstendenz.<br />
Hierbei sind wichtige Vermeidungsstrategien für die sekundäre Rhinoplastik<br />
abzuleiten, die wir anhand unseres Patientengutes vorstellen möchten.<br />
V165 Komplexe Rekonstruktionen der Nase mit dem paramedianen<br />
Stirnlappen – State of the art<br />
A. Schwieger, H. Fischer, W. Gubisch<br />
Klinik für Plastische Gesichtschirurgie, Marienhospital Stuttgart<br />
Defekte im Bereich der Nase sind am häufigsten durch Hauttumoren wie<br />
Basaliome oder Spinaliome bedingt, können aber z.B. auch traumatischen<br />
Ursprungs sein. Je nach Größe, Lokalisation und Ausdehnung des<br />
Defektes in die Tiefe sind unterschiedliche Vorgehensweisen zur funktionell-ästhetischen<br />
Rekonstruktion erforderlich. So kann bei sehr oberflächlichen<br />
Defekten ein Vollhauttransplantat das Vorgehen der Wahl<br />
sein. In den meisten Fällen werden lokale Lappenplastiken wie Bi-lobedflap,<br />
Vorschublappen, Rieger- oder Marchac-Lappen, Glabellarotationslappen<br />
oder deren Modifikationen zum Einsatz kommen.<br />
Größere Defekte erfordern ein mehrzeitiges Vorgehen z.B. mit einem paramedianen<br />
Stirnlappen. Wo nötig, muß das knorpelige bzw. knöcherne<br />
Nasengerüst rekonstruiert oder erweitert werden. Bei dreischichtigen<br />
Defekten ist die Rekonstruktion der Innenauskleidung der Nase, des knorpeligen/knöchernen<br />
Nasengerüstes und der Haut-Weichteilabdeckung<br />
notwendig.<br />
In den letzten zehn Jahren wurden in unserer Klinik 131 Rekonstruktionen<br />
mit dem paramedianen Stirnlappen durchgeführt. Anhand einiger klinischer<br />
Beispiele wird das Vorgehen bei komplexen Defekten mit dem<br />
paramedianen Stirnlappen unter Berücksichtigung der Form und Funktion<br />
sowie der ästhetischen Untereinheiten der Nase erläutert. Möglichkeiten<br />
und Grenzen der Rekonstruktion werden aufgezeigt.<br />
Plastische Chirurgie 3 (Suppl. 1): 51 (2003)<br />
V166 Jacques Joseph – Pionier der korrektiven und<br />
rekonstruktiven Gesichts- und Nasenchirurgie<br />
A. Gohritz, W. Mühlbauer<br />
Plastische, Hand und Wiederherstellungschirurgie, Zentrum für Schwerbrandverletzte,<br />
Städtisches Krankenhaus München-Bogenhausen<br />
Abstracts<br />
Das Leben und Wirken von Prof. Jacques Joseph (geboren 1865) - im Ausland<br />
als Wegbereiter der wiederherstellenden und ästhetischen Gesichtsplastik<br />
und „Vater der modernen Rhinoplastik“ verehrt - ist in Deutschland<br />
in Vergessenheit geraten. Da er vorwiegend privat praktizierte, wurde<br />
sein Andenken in Deutschland kaum von direkten Schülern oder Institutionen<br />
gepflegt. Nach Josephs Tod 1934 mußte seine jüdische Familie emigrieren,<br />
sein Ruf wurde fast völlig ausgelöscht.<br />
Ziel unseres Vortrages ist es, die historische Persönlichkeit Josephs vor<br />
ihrem kulturgeschichtlichen Hintergrund zu skizzieren und an seine bis<br />
heute einzigartigen Verdienste um unser Fachgebiet zu erinnern.<br />
Als persönlicher Bezug werden zwei Patienten vorgestellt, die in ihrer<br />
Jugend von Prof. Joseph selbst operiert wurden und sich viele Jahrzehnte<br />
später in der Behandlung des älteren der beiden Autoren (WM) befanden.<br />
Joseph, 1896 wegen einer operativen Verkleinerung der „Eselsohren“<br />
eines kleinen Buben aus der Berliner Orthopädischen Universitätsklinik<br />
entlassen, widmete sich in seiner Praxis unbeirrt weiter der Plastischen<br />
Chirurgie. Zwei Jahre später gelang ihm als erstem in Deutschland eine<br />
Nasenverkleinerung mit Höckerabtragung und Verfeinerung der Nasenspitze.<br />
Weitgehend autodidaktisch entwickelte er fortan für nahezu jede<br />
Nasendeformität spezielle Operationstechniken, die er durch sein exzellentes<br />
Können und eine außergewöhnlich genaue Dokumentation anhand<br />
von Gipsabdrücken und Fotografien etablierte. Viele seiner Problem-<br />
Lösungen an der Nase und in der Gesichtschirurgie allgemein, z. B. bei der<br />
Schnittführung zur Wangen- oder Lidstraffung, sind bis heute - wenn auch<br />
oft unbewußt – in Gebrauch.<br />
Den beispiellosen Schatz seiner Erfahrungen zeigt sein Buch „Nasenplastik<br />
und sonstige Gesichtsplastik nebst einem Anhang über Mammaplastik“<br />
(Kabitzsch/J.A. Barth, Leipzig 1928 und 1931). Besonders eindrucksvoll<br />
sind seine Rekonstruktionen an Verletzten des Ersten Weltkrieges während<br />
seiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Leiter einer Abteilung für Gesichtsplastik<br />
an der Berliner Charité (1916 bis 1920). Auf über 800 reich bebilderten<br />
Seiten zeigt sich Josephs überaus exakte, wissenschaftlich fundierte und<br />
erfindungsreiche Arbeitsweise, mit der er trotz der begrenzten Möglichkeiten<br />
der damaligen Zeit auch nach heutigen Maßstäben sensationelle<br />
Resultate erreichte. Das Werk enthält für die Zeit seiner Entstehung revolutionäre<br />
und bis heute gültige Betrachtungen zur Ästhetischen Chirurgie,<br />
z. B. zu Patienten-Auswahl, Verhältnis Arzt-Patient und pyschischer Beratung.<br />
Joseph betont als einer der ersten den großen psycho-sozialen Gewinn<br />
für einen Menschen, bei dem es etwa gilt „eine an sich vollkommen gesunde,<br />
aber in Form und Größe auffällige Nase in eine unauffällige Nase zu verwandeln“<br />
und weist schon auf mögliche juristische Folgen hin.<br />
Zusammenfassend schenkt die Beschäftigung mit der Biographie und den<br />
Schriften von Jacques Joseph sehr interessante Einblicke ist in die Kulturund<br />
Medizingeschichte zu Beginn des letzten Jahrhunderts. Sie zeigt die<br />
Entwicklung der regional spezialisierten Plastischen Chirurgie in Deutschland<br />
exemplarisch an einem herausragenden Vertreter unseres Fachgebietes,<br />
dessen Werk bis heute nicht an Wert und Vorbildcharakter verloren<br />
hat.<br />
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