An den „sechs Richtigen“ - Volksstimme

Constanze Arendt-Nowak
sprach mit Ines Becker
als Bürgermeisterin
der Verbandsgemeinde
Westliche Börde über
Standortvorteile und die
Entwicklung in den vergangenen
Jahren.
Volksstimme: Frau Becker,
wenn Sie die Verbandsgemeinde
Obere Aller bei potenziellen
Neubürgern anpreisen
würden, womit könnten Sie
punkten?
Ines Becker: Wer in den
ländlichen Strukturen leben
möchte, für den hat die Verbandsgemeinde
sicherlich gute
Bedingungen zu bieten. Um
Bauwilligen eine Möglichkeit
der Ansiedlung zu bieten, wurden
unter anderem die Wohngebiet
„Brockenblick“ in Hamersleben
und das Wohngebiet
„Sankt-Florian-Weg“ in Großalsleben
erschlossen. Mehrere
Bauplätze stehen hier noch zur
Verfügung.
Mit der vorhandenen Infrastruktur
können wir punkten.
Das fängt an bei der guten
Lage zu den größeren Städten
– Oschersleben, Halberstadt,
Magdeburg, Schöningen und
Helmstedt sind schnell erreichbar,
auch wenn es immer
eine Belastung ist, wenn man
fahren muss. Aber auch ohne
Auto kann man in der Verbandsgemeinde
gut zurechtkommen.
Alle Einrichtungen
der Daseinsvorsorge sind vorhanden.
So gibt es in jeder der
Mitgliedsgemeinden zumindest
eine Einkaufseinrichtung.
Auch die medizinische Versorgung
durch Ärzte, Zahnärzte
und Apotheken ist gesichert.
Besonders für junge Familien
ist die Betreuung des
Nachwuchses in Kindertageseinrichtungen
und in den
Schulen von Interesse. Wir
betreiben Kindereinrichtungen
in Gröningen, Großalsleben,
Hamersleben, Krottorf,
Kroppenstedt, Ottleben und in
Wulferstedt. Die Grundschüler
werden derzeit noch in vier
kommunalen Grundschulen
in Ausleben, Gröningen, Hamersleben
und Kroppenstedt
beschult. Wie sich die Entwicklung
in diesem Bereich
fortsetzt, wird sich in den
kommenden Monaten zeigen.
Es muss Überlegungen geben,
damit die Schulentwicklung
mit den landesgesetzlichen
Vorgaben übereinstimmt. In
Wirtschaftsstandort Westliche Börde | 27
Ländliche Strukturen und doch nah an größeren Städten
Mit der Verbandsgemeindebürgermeisterin Ines Becker im Gespräch
Interview
Ines Becker
freier Trägerschaft befinden
sich zudem die Grundschule
in Großalsleben und die Sekundarschule
in Gröningen. Eine
Sekundarschule in Ausleben in
Trägerschaft des Landkreises
komplettiert das Schulangebot.
Das gesellschaftliche Leben
in den Mitgliedsgemeinden
wird vor allem durch eine
große Anzahl von Vereinen
geprägt. Schützen-, Sport-,
Heimat- Kleintierzucht-, Garten-,
Feuerwehrfördervereine,
Fördervereine für die Kindertagesstätten,
die größtenteils
sehr aktiv sind, stehen unter
anderem für ein vielfältiges
Vereinsleben. Hier engagieren
sich zahlreiche Bürger, um
einerseits die eigene Freizeit
zu gestalten und andererseits
für ihre Mitmenschen tätig
zu werden. Wie gut ihnen
das gelingt, wurde unter anderem
in diesem Jahr bei den
900-Jahr-Feiern in Neuwegersleben,
Gunsleben und Warsleben,
aber auch bei zahlreichen
anderen Veranstaltungen bewiesen.
Die Besucherzahlen
verdeutlichen den Respekt für
alles, was diese Bürger auf die
Beine stellen.
Die Ortsfeuerwehren binden
sich ebenso in das kulturelle
Leben mit ein, in erster
Linie können wir aber ¸ber
sie unsere Pflichtaufgabe des
Brandschutzes sicherstellen.
Die Ortsfeuerwehren haben
eine gute technische und personelle
Ausstattung, sind aber
wie viele andere Vereine auch
von Nachwuchssorgen geplagt.
In diesem Jahr konnten wir
zwei neue Feuerwehrfahrzeuge
an den Standorten Großalsleben
und Wulferstedt übergeben
und damit die Sicherheit
weiter erhöhen.
Volksstimme: Vieles hängt am
Geld, wie sieht es haushaltstechnisch
in der Verbandsgemeinde
Westliche Börde aus?
Ines Becker: Finanziell ist es
nicht mehr so einfach. Zwar
konnte in der Stadt Gröningen
in diesem Jahr die Haushaltskonsolidierung
durch die Anhebung
der Grundsteuern noch
abgewendet werden, aber in
Ausleben ist das nicht geglückt.
Insgesamt ist die Haushaltslage
sehr angespannt. Das heißt
auch für die Verbandsgemeinde,
Haushaltskonsolidierung
zu betreiben, ohne dabei die
Pflichtaufgaben zu verletzen.
Bei den Investitionen müssen
Prioritäten gesetzt werden, die
je nach Haushaltslage dann
umgesetzt werden. Aber wir
wollen nicht jammern, dennoch
haben wir mit wenigen
Mitteln in den vergangenen
Jahren einiges bewegt.
Volksstimme: Das heißt, es
wurde auch in diesem Jahr investiert
...
Ines Becker: Das ist richtig, es
gab einige Baumaßnahmen,
die die Gemeinden, teilweise
auch mit Partnern wie dem
Trink- und Abwasserverband
(TAV), durchgeführt haben. So
wurde im Ortsteil Gunsleben
begonnen, die Abwasserleitung
zu verlegen und die Anbindung
an die Klärteiche in
Wackersleben zu schaffen. Im
kommenden Jahr soll die abwasserseitige
Erschließung in
Verbindung mit dem Straßenausbau
in den Nebenstraßen
fortgesetzt werden.
In Gröningen wird die Sanierung
der Seilerbahn vorbereitet,
in Kroppenstedt wurden
die Bergstraße und die Hirtengasse
erneuert. In Wulferstedt
wurden die Nebenanlagen
der neuen Reihe saniert. Im
Dorfgemeinschaftshaus in
Gunsleben wurde die Sanierung
fortgesetzt und auch in
Kindertagesstätten und im
Kulturhaus Gröningen hat es
notwenige Baumaßnahmen
gegeben. In Zusammenarbeit
mit der Landesstraßenbaubehörde
(LSBB) und dem TAV ist
für 2013 der Ausbau eines Teilstücks
der L 104 in Ausleben
in geplant. Die Ausschreibung
soll noch in diesem Jahr erfolgen.
Volksstimme: Ein wichtiger
Punkt ist auch immer die
Wirtschaft. Wie sieht es in der
Verbandsgemeinde Westliche
Börde damit aus?
Ines Becker: Wir haben zwei
Gewerbegebiete erschlossen.
Das in Kroppenstedt ist inzwischen
vollständig belegt,
in Gröningen gibt es kleinere
Restflächen. Auf einer größe-
ren Fläche im Gröninger Gewerbegebiet
hat sich in diesem
Jahr ein Unternehmen aus der
Logistik-Branche angesiedelt,
das 28 Arbeitsplätze geschaffen
hat. Ansonsten sind kleine und
mittelständische Gewerbebetriebe
und auch die Landwirte
ein fester Bestandteil der Verbandsgemeinde.
Volksstimme: Mir fallen einige
Sehenswürdigkeiten in
der Westlichen Börde ein - was
lässt sich zum Tourismus sagen?
Ines Becker: Ein wirkliches
Tourismusgebiet sind wir zwar
nicht, aber wir haben 100-prozentig
Objekte, die Tagestouristen
in die Verbandsgemeinde
locken. Ich denke da zum Beispiel
an die Telegrafenstation
in Neuwegersleben als technisches
Denkmal oder auch an
die Kirchen, besonders die, die
an der Straße der Romanik gelegen
sind. Das sind St. Vitus
in Kloster Gröningen und das
Kloster in Hamersleben. Sehenswert
sind aber unter anderem
auch die Heimatmuseen in
Kroppenstedt und Grˆningen,
die Bockwindmühlen in Wulferstedt
und Ausleben, das
Freikreuz und das historische
Rathaus in Kroppenstedt oder
das Landschaftsschutzgebiet
„Großes Bruch“. Das Schloss
Gunsleben wird derzeit vom
Besitzer liebevoll restauriert
und soll teilweise auch der
Öffentlichkeit zugänglich gemacht
werden. Zu einem längeren
Verweilen lädt der neue
Campingplatz an der Bode in
Gröningen ein und auch der
Kiessee bei Gröningen ist inzwischen
weithin bekannt.
Zudem ergänzen der Boderadweg
und der Aller-Harz-Radweg
das Angebot. Schon allein
diese Aufzählung, wenn sie
sicher auch nicht vollständig
ist, zeigt, wie interessant die
Region ist. Der Tourist hat die
Qual der Wahl.
Sehr hilfreich für die Entwicklung
des ländlichen
Raums ist auch unsere Mitgliedschaft
in der Lokalen Aktionsgruppe
„Börde“. Zahlreiche
Projekte wurden über das
Leader-Programm mit Fördermitteln
unterstützt.
Im Überblick
Die Verbandsgemeinde Westliche
Börde wurde zum 1. Januar 2010
gegründet. Mitgliedsgemeinden:
Am Großen Bruch (mit den Ortsteilen
Gunsleben, Hamersleben,
Neudamm, Neuwegersleben,
Wulferstedt), Ausleben (mit den
Ortsteilen Ottleben, Üplingen,
Warsleben), Stadt Gröningen (mit
den Ortsteilen Dalldorf, Großalsleben,
Heynburg, Kloster Gröningen
und Krottorf), Stadt Kroppenstedt
Einwohnerzahl: 9265 (Stand:
31.12.11), Schulen: 5 Grundschulen
(eine in freier Trägerschaft);
2 Sekundarschulen (eine in
freier Trägerschaft). Kindertagesstätten:
7., Feuerwehren: 11
Ortsfeuerwehren, Gewerbe- und
Industriegebiete: Kroppenstedt
und Gröningen