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UNTOLD FAMILY STORIES - Friedensschule Münster

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Nimrod<br />

Rishon LeZion<br />

<strong>Münster</strong><br />

24<br />

Abschließend sagt Miriam: „Ich fühle mich wohl hier in Schweden, aber von zu Hause<br />

fehlen mir viele Dinge. Meine Familie, meine Freunde, unsere Spülmaschine fehlen mir<br />

sehr, aber auch das Autofahren, deutsche Musik und der deutsche Radiosender ‘Einslive‘.<br />

Am meisten jedoch vermisse ich meine Schwester und die Zeit mit ihr.“<br />

Nach Sibirien<br />

Mein Großvater Nathan wurde 1932 in einer kleinen Stadt namens Narrol in Polen geboren.<br />

Zu der Zeit waren die meisten Bewohner von Narrol Juden. Als er siebeneinhalb war,<br />

brach der Zweite Weltkrieg aus und die deutsche Armee fiel in Polen ein. Deutsche Truppen<br />

fielen in Narrol ein, die Stadt wechselte in jener Woche mehrmals von polnischer zu<br />

deutscher Herrschaft und die meisten Häuser der Stadt wurden verbrannt. So wurden<br />

die Bewohner der Stadt zu Flüchtlingen. Die Familie meines Großvaters beschloss, in das<br />

Gebiet zu gehen, das von der Sowjetunion besetzt war und wurde so gerettet, denn die<br />

Juden, die im deutschen Herrschaftsgebiet blieben, wurden im Holocaust ermordet.<br />

Die Russen deportierten ihn und seine Familie wegen angeblicher Spionage in ein<br />

Arbeitslager in Archangelsk, nahe des nördlichen Polarkreises. Dort verbrachten sie zwei<br />

Jahre und litten unter der Kälte und heftigen Schneefällen. Nach zwei Jahren zogen sie<br />

in den Kaukasus (heute Georgien) und lebten dort viereinhalb Jahre, bis 1946. In jenem<br />

Jahr, nach Kriegsende, kehrten sie nach Polen zurück und hofften, ihre Verwandten zu<br />

finden. Leider trafen sie niemanden mehr an – sie waren alle ermordet, die meisten im<br />

Vernichtungslager Belzec, das in der Nähe der Heimatstadt meines Großvaters errichtet<br />

worden war. Mein Großvater machte nun eine Ausbildung an einer Schule für Rundfunk-<br />

und Elektrotechnik. 1950, nach seinem Abschluss, emigrierte er mit seiner Familie nach<br />

Israel.<br />

In Israel lebte mein Großvater zunächst im Durchgangslager Ein Shemer, bis die Familie<br />

eine Wohnung in Tel Aviv mieten konnte. Die Eltern meines Großvaters arbeiteten als<br />

Näher, sie nähten Vorhänge und hängten sie auf, und mein Großvater wurde von der<br />

Luftwaffe rekrutiert. 1958 lernte er meine Großmutter kennen und neun Monate später<br />

heirateten sie. Nach Beendigung seines Militärdienstes arbeitete mein Großvater als<br />

Elektroniker bei der Luftwaffe, studierte nebenbei und qualifizierte sich schließlich als<br />

Elektroingenieur. Er installierte Kommunikationssysteme, Navigationssysteme und Radarsysteme<br />

und arbeitete dort vierzig Jahre lang, bis er das Rentenalter erreichte.<br />

Israel ist ein besonderes Land. Es besteht aus vielen ethnischen Gruppen, die sich in<br />

vielerlei Hinsicht voneinander unterscheiden, etwa Herkunft, Religion, Kultur, geschichtlicher<br />

Hintergrund und sogar Sprache. Außerdem findet man in Israel viele heilige Orte<br />

der großen monotheistischen Religionen, weshalb es in diesem Land durch die Geschichte<br />

hindurch viele Konflikte gegeben hat. Selbst jetzt ist Israel das Zentrum eines blutigen<br />

Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern, die beide im selben Gebiet leben, das<br />

beide für sich beanspruchen. Die Kombination all dieser Dinge macht Israel zu einem<br />

besonderen Ort und es ist interessant, hier zu leben.<br />

Was ich an Israel mag, ist, was ich bisher beschrieben habe: seine Vielfalt und die Tatsache,<br />

dass es ein sehr dynamisches Land ist und manchmal überraschend. Außerdem<br />

glaube ich, dass es der einzige Ort ist, wo Juden in einem eigenen Staat leben können.

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