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UNTOLD FAMILY STORIES - Friedensschule Münster

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30<br />

Mein Vater glaubt, dass mein Großvater extrem enttäuscht darüber war, wie er in Israel<br />

behandelt wurde – er meinte, er habe aufgrund seiner vorherigen Erlebnisse und Taten<br />

eine andere Behandlung verdient.<br />

Mein Großvater leistete schwere körperliche Arbeit an verschiedenen Arbeitsstellen.<br />

Manchmal bekam er nicht einmal seinen Lohn, um die Familie zu ernähren, und es fiel<br />

ihm schwer, das alltägliche Leben zu bewältigen, auch als er später als alter Mann in<br />

den Ruhestand ging.<br />

Trotz seiner Schwierigkeiten verlor mein Großvater nie ein schlechtes Wort über Israel –<br />

er war immer der Meinung, dass Israel der Ort sei, wo alle Juden leben sollten.<br />

Mein Großvater starb 1992 im Alter von 82 Jahren an einem Herzleiden, ein halbes Jahr,<br />

nachdem seine Frau, meine Großmutter, ebenfalls an einem Herzleiden verstorben war.<br />

Zu der Zeit war mein älterer Bruder zwei Jahre alt und meine Schwester ein halbes Jahr.<br />

Ich bin stolz und fühle mich geehrt, dass ich nach meinem Großvater benannt bin, weil<br />

ich weiß, dass ich den Namen eines großen Mannes trage, der sich um die Menschen<br />

sorgte und kümmerte, die er liebte – selbst nach allem, was er durchgemacht hatte. Ich<br />

heiße Tomer Shimshon Shvadron und das war meine „Untold Family Story“ über meinen<br />

Helden – meinen Großvater Shimshon.<br />

Wenn ich über mein Israel nachdenke, kommt mir als erstes die israelische Musik in den<br />

Sinn. Da ich Musiker bin, hat mich diese Musik sehr beeinflusst. Ein Beispiel für einen<br />

Musiker, der mein Israel repräsentiert, ist Shlomo Artzi.<br />

Shlomo Artzi ist hier in Israel geboren und aufgewachsen. Seine Karriere als Musiker<br />

begann während seines Armeedienstes bei den IDF (Israel Defense Forces - Israelische<br />

Verteidigungskräfte).<br />

In Shlomos Musik geht es meistens um das Leben in Israel. Manche seiner Lieder drücken<br />

seinen Wunsch nach Frieden mit den umliegenden Ländern aus, in anderen singt er<br />

davon, dass er keinen Kummer und keine Traurigkeit haben will.<br />

Als Kind und Teenager habe ich Israel durch Shlomos Augen gesehen – ein wunderschönes<br />

Land, das unsere Liebe und Fürsorge verdient und das uns nach den Schrecken des<br />

Holocausts unser Leben wiedergegeben hat.<br />

Wenn ich über mein Israel nachdenke, denke ich an den patriotischen Stolz und die Ehre<br />

unserer großartigen Soldaten, die für uns Bürger ihr Leben opfern.<br />

Ich habe großen Respekt vor Israel und kann mir keinen anderen Weg vorstellen, meinen<br />

Dank zurückzugeben, als selbst in der Armee zu dienen.<br />

Dieses Gefühl kommt auch in Shlomos Liedern „Wir brauchen nicht“ und „Ein neues<br />

Land“ zum Ausdruck: „Wenn wir nicht langsamer werden, werden wir nicht sehen, werden<br />

wir die Einzelheiten nicht erkennen, werden wir nicht ankommen – in einem neuen<br />

Land.“<br />

Die Kriegsgefangenen<br />

Katharina<br />

<strong>Münster</strong><br />

Rishon LeZion Dies ist die Geschichte meiner Oma Antonia, genannt Toni. Im Folgenden erzählt sie<br />

von den Kriegsgefangenen, die ihre Familie während des Zweiten Weltkrieges bei sich<br />

aufgenommen hatte.<br />

„Anfang der vierziger Jahre kamen die ersten Kriegsgefangenen zu uns auf den Bauernhof<br />

als Arbeiter. Es waren zwei Franzosen, ihre Namen waren Eduard und Renault.<br />

Jeden Tag mussten sie zu Fuß aus dem Dorf, wo sie in einem Sammellager einen Schlafplatz<br />

hatten, zu unserem Bauernhof laufen. Tagsüber arbeiteten die beiden dann auf<br />

dem Acker und verrichteten die Arbeiten, die auf einem Hof so anfallen. Abends haben<br />

die beiden sich dann wieder zu Fuß auf ihren zwei bis drei Kilometer langen Heimweg<br />

gemacht. Später wurde es genehmigt, dass der ältere der beiden, Eduard, bei uns auf<br />

dem Speicher schlafen durfte. Ich nehme an, dass die Aufseher des Sammellagers das so<br />

entschieden haben, damit er direkt an seinem Arbeitsplatz war. Sowohl Eduard als auch<br />

Renault waren sehr fleißige Personen und sehr ordentlich. Wir wohnten zwischen Bahn<br />

und Straße. Dort wurden oft Bomben auf die Bahnschienen abgeworfen. Zum Schutz<br />

hatten wir eine Art Röhrenunterstand. Darin konnte man nicht gerade stehen, aber es

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