May Rishon LeZion <strong>Münster</strong> 54 Rabbi Korkidi - ein Gründer Tel Avivs Die Geschichte der Familie meines Großvaters Jacob Korkidi beginnt in Toledo, Spanien. Seine Vorfahren wurden aus Spanien vertrieben, lebten dann in der Türkei, und schließlich ging die Familie nach Israel. 1478, während der spanischen Inquisition, wurden Juden gezwungen, zum Katholizismus überzutreten, oder sie wurden zu Tode gefoltert. Manche wurden mitten auf dem Marktplatz hingerichtet. Manche wählten im Namen ihrer Religion den Tod, andere wählten das Leben. Sie wurden Marranen genannt: Diese Juden gaben sich nach außen als Katholiken, ihre jüdischen Rituale übten sie jedoch heimlich weiter aus. Unter der Regierung von Fernando und Isabel wurden 1492 alle Juden aus Spanien vertrieben, kein einziger Jude blieb mehr dort. Sie wanderten in verschiedene Länder aus, etwa in die Türkei, nach Griechenland oder Bulgarien. Der Vorfahre meines Urgroßvaters, Rabbi David Korkidi, kam in der Türkei an einen Ort namens Korkidi. (Daher kommt auch mein Nachname) Mein Ururgroßvater Rabbi Abraham Korkidi wurde 1813 in Izmir geboren. Mit 43 Jahren zog er mit seiner Frau Sultana in das Dorf Birgma, wo er in der dortigen jüdischen Gemeinde als Rabbi arbeitete. Die beiden hatten zehn Kinder. Leider konnte ich nicht von allen die Namen erfahren: der Älteste war Haim Moses, dann kamen Raphael, Joseph – der mein Urgroßvater war – und später Nissim, der Jüngste. Rabbi Abraham Korkidi, ein sehr gläubiger Jude, beschloss, die Türkei zu verlassen und ins Heilige Land zu gehen. 1882 ließ er seine ältesten Kinder in Birgma zurück und zog mit seiner Frau Sultana und dem zehnjährigen Sohn Nissim nach Israel. Sie lebten erst in Jerusalem und später in Jaffa, wo er 1885 mit 72 Jahren starb und beerdigt wurde. Nissim Korkidi studierte und wurde Rabbi. Er heiratete Rachel, die in Jerusalem geboren wurde und deren Familie aus Thessaloniki stammte – die Vorfahren waren ebenfalls Vertriebene aus Spanien. Rabbi Nissim Korkidi war unter den ersten fünf Gründern von Tel Aviv, die einen Schuldschein für ein Stück Land unterschrieben, das „Ahuzat Bait“ genannt wurde. 1908 bauten Rabbi Nissim Korkidi und zwei andere Familien dort ihre Häuser. Meir Dizengoff wurde von 60 Familien zum ersten Bürgermeister gewählt und Nissim Korkidi zu einem Mitglied der Stadtrats von Tel Aviv-Jaffa. Er war ein erfolgreicher Kaufmann und eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, daher wurde er der erste Kantor von „Ahuzat Bait“. Tel Aviv wuchs weiter und wurde eine Großstadt, und um die 60 Familien zu ehren, die die Stadt gegründet hatten, und um ihrer zu gedenken, ließ die Stadt Tel Aviv ein Denkmal für Nissim und Rachel Korkidi errichten. Außerdem wurde eine Straße nach Nissim Korkidi benannt, sie liegt im Stadtteil Tel Kabir in Tel Aviv. Rabbi Nissim Korkidi starb 1938 in Tel-Aviv. Israel ist ein kleines Land, das alles hat. Es gibt alle Arten von Menschen, viele unterschiedliche und schöne Landschaften und viele Orte, die man besuchen kann. Die Hauptstadt von Israel ist Jerusalem mit vielen heiligen Orten wie der Klagemauer, dem Ölberg und so weiter. Außerdem gibt es „Yad Vashem“, eine Gedenkstätte für den Holocaust. Jerusalem ist eine erstaunliche Stadt, auf Bergen gebaut und umgeben von Bäumen und Häusern aus besonderen Steinen. Die israelische Regierung und das Parlament befinden sich ebenfalls in Jerusalem. Von Eliat im Süden bis Kiryat Shmona im Norden hat mein kleines Land alle Arten von Landschaften – es hat Wüsten, Wälder, einen See, Täler und Berge. Man kann tagelang wandern oder reisen und viele verschiedene Aussichten haben. Viele Menschen in der westlichen Welt stellen sich Israel als unentwickeltes Land vor, aber es ist tatsächlich modern und sehr fortschrittlich. Auch wenn die Medien normalerweise Terror und Probleme in Israel zeigen, ist das Leben hier fast genauso wie in jedem westlichen Land. Einfach und normal. Ich stehe jeden Morgen auf, gehe zur Schule, treffe Freunde, unternehme nachmittags etwas in der Gruppe, gehe ins Kino oder ins Einkaufszentrum und verbringe Zeit mit meiner Familie.
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