UNTOLD FAMILY STORIES - Friedensschule Münster
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Julia<br />
<strong>Münster</strong><br />
Rishon LeZion<br />
28<br />
Lena in Kenia<br />
Meine Schwester Lena ist 19 Jahre alt. Sie wohnte bis jetzt noch in <strong>Münster</strong>/Mecklenbeck<br />
in einem Einfamilienhaus bei unserer Familie. Momentan allerdings macht sie ein<br />
Auslandsjahr in Kenia.<br />
Schon lange bevor sie ihr Abitur an der <strong>Friedensschule</strong> in <strong>Münster</strong> machte, entschied<br />
sie sich, für ein Jahr nach Afrika zu gehen. „Ich dachte darüber nach, wie es wohl mit<br />
mir weiter gehen sollte, nachdem ich die Schule mit dem Abitur abschließen wollte. Ich<br />
wusste noch nicht, was ich später machen könnte, ob ich Arzt, ein Lehrer oder etwas<br />
ganz anderes werden wollte?“ Somit entschied sie sich schließlich dafür, nicht direkt<br />
studieren zu gehen, sondern ein Jahr in ein anderes Land. Sie wollte dort Erfahrungen<br />
sammeln, die sie sonst nicht machen könnte. Auch entsprach Afrika ihren Interessen, in<br />
einer anderen Kultur zu leben. „Ich habe schon immer davon geträumt, nach Afrika reisen<br />
zu dürfen und dort den ‚African Spirit‘ zu erleben. Ich wollte die schöne Landschaft<br />
genießen und etwas über die vielen verschiedenen Stämme lernen. Warum genau Kenia<br />
zur Wahl kam, weiß ich nicht. Ich informierte mich über den afrikanischen Kontinent<br />
und wusste dann, dass ich all das in Kenia sehen und erleben wollte.“<br />
Ruai, die Stadt, in der meine Schwester Lena zurzeit lebt, ist eigentlich recht ländlich.<br />
„Manchmal trifft man auf dem Weg zum nächsten Laden mehr Kühe als Menschen an.<br />
Viele der Leute haben ihre eigenen kleinen Läden, in denen sie Früchte, Gemüse, Eier<br />
oder Brot verkaufen. Besonders gern esse ich die kenianischen Früchte. Mangos sind hier<br />
sehr süß und wesentlich leckerer als in Deutschland.“<br />
Jetzt ist Lena bereits seit fünf Monaten dort und arbeitet in einem Waisenhaus für<br />
Kinder, welches ca. 30 km von Kenias Hauptstadt Nairobi entfernt liegt. Sie wohnt mit<br />
der Direktorenfamilie und teilt dort mit einem anderen Mädchen aus Deutschland ihr<br />
Zimmer. Das Waisenhaus verfügt über 133 Plätze für Kinder im Alter von 1 bis 22 Jahren.<br />
Es besitzt 9 Schlafzimmer für die Kinder, wo sie ihre Betten, ihre Boxen für ihre eigene<br />
Kleidung und manch andere Sachen stehen haben. Des Weiteren gibt es noch eine kleine<br />
Küche mit zwei Öfen, wo die Kinder selbstständig ihr eigenes Essen zubereiten. Feuer für<br />
den Ofen zu machen, lernen die Kinder schon im Alter von acht Jahren. Auch die Kleidung<br />
zu waschen, zu kochen oder das Zimmer sauber zu halten, wird den Jüngeren von<br />
den Älteren beigebracht. Das Waisenhaus hat auch eine Schule mit zehn Klassenräumen.<br />
Das Schulsystem ist anders als bei uns. Die Kinder gehen für acht Jahre zur ‚Grundschule‘<br />
und danach vier weitere Jahre zur ‚weiterführenden Schule‘. Wenn sie ihre Abschlussprüfungen<br />
in der zwölften Klasse bestanden haben, könnten sie auch an eine Universität<br />
gehen. Leider ist das Studieren dort sehr teuer, sodass viele diese Möglichkeit nur durch<br />
einen Sponsor finanziert wahrnehmen können.<br />
„Meine Arbeit ist es, wo auch immer ich kann, zu helfen. Auch unterrichte ich die Kinder<br />
im Fach Sport von Klasse 1 bis Klasse 8. Die Jungen lieben es, Fußball zu spielen. Andere<br />
Sportarten möchten sie weniger gerne machen, anders als die Mädchen. Diese sind mehr<br />
an Spielen, bei denen man rennen muss, interessiert.“ Alle Kinder singen gerne, was sie<br />
besonders am Morgen tun. Um 5 Uhr stehen sie auf, um die Klassenräume zu putzen, das<br />
Frühstück zuzubereiten, zu duschen oder sich für die Schulstunde vorzubereiten. „Zum<br />
Glück habe ich nie Schulstunden vor 10 Uhr, sodass ich schlafen kann, bis mich die Sonne<br />
gegen 7 Uhr aufweckt. Wenn die Schule vorbei ist, gibt es viel, was wir tun können.<br />
Zum Beispiel rasieren wir die Köpfe der Kinder, da es eine Schulregel ist, die Haare bis<br />
zur achten Klasse kurz zu haben. Man kann sich vorstellen, dass es sehr viel Zeit benötigt,<br />
sicher zu stellen, dass über 90 Köpfe zu jeder Zeit rasiert sind. Mir tun besonders die<br />
Mädchen Leid, weil die meisten von ihnen es nicht mögen, ihre Haare kurz zu haben. Sie<br />
sagen, sie schauen dann immer aus wie die Jungen. Ich bin wirklich froh darüber, meinen<br />
Kopf für die Schule nicht rasieren zu müssen. Ich muss immer darüber nachdenken, wie<br />
ich dann aussehen würde.“ Manchmal backen Lena und ihre Freundin aus Deutschland<br />
Brötchen für das Frühstück. Die Kinder bekommen für gewöhnlich nur vier Tage in der<br />
Woche Brot. An den anderen Tagen essen sie eine Art von Haferbrei. Wie alles dort, dauert<br />
auch das Brotbacken eine lange Zeit (um die drei bis vier Stunden). Weil die Kinder<br />
Brötchen lieben, nehmen sie den Aufwand gerne in Kauf. Hauptsächlich wird im Waisenhaus<br />
Ugali zubereitet. Dies ist ein Gericht aus Maismehl und abgekochtem Wasser. Dazu<br />
gibt es rote Bohnen oder Sukuma Wiki, eine Art Spinat.