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Die Plastik der Ägypter - New York University

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26 STIL DER RUNDPLASTIK<br />

konsequenten Bemalen ihrer Statuen, da sie ihre Formgedanken nicht den<br />

koloristischen Launen <strong>der</strong> Natur ausliefern konnten. <strong>Die</strong> ägyptischen Skulpturen<br />

scheinen überwiegend bemalt gewesen zu sein. Bei einer Reihe von Statuen aus<br />

Granit, Diorit, Sandstein sind Spuren decken<strong>der</strong> Farben nachgewiesen. Der<br />

poröse Kalkstein verlangte die farbige Decke wegen seines strukturlosen nüch-<br />

ternen Aussehens und seiner indifferenten Helligkeit. Und daß man auch Holz-<br />

figuren, ungeachtet ihrer subtileren Modellierung, mit einer feinen bemalten<br />

Stuckschicht bekleidete, geschah einmal, um diese Kostbarkeiten besser zu ver-<br />

wahren, es beweist aber auch die Einsicht in eine künstlerische Notwendigkeit<br />

<strong>der</strong> Farbe und — nicht zuletzt — den hohen Begriff <strong>der</strong> <strong>Ägypter</strong> vom „fertigen"<br />

Kunstwerk. <strong>Die</strong> rohe unbemalte Statue mag ihnen künstlerisch anstößig gewesen<br />

ein. In <strong>der</strong> letzten ägyptischen Kunstepoche entstanden allerdings Bildwerke<br />

wie <strong>der</strong> Berliner Kopf, Tafel 104, 105, und <strong>der</strong> Kopf in Kairo, Tafel 101, 102,<br />

bei denen es uns schwerfällt, an eine einstige summarische Bemalung zu glauben.<br />

(Nuancierte Farben sind plastisch unwirksam und kommen deshalb in Ägypten<br />

überhaupt nicht in Frage.) <strong>Die</strong>se Köpfe sind in einer Weise modelliert, die <strong>der</strong><br />

koloristischen Vereinheitlichung geradezu entgegenwirkt. Statt <strong>der</strong> gewohnten<br />

Glie<strong>der</strong>ung nach einfachen Flächen und Kanten beleben hier ganz neue plastische<br />

Gegensätze die Form: Zwischen stark durchmodellierte Partien sind unvermittelt —<br />

fast impressionistisch—charakteristische Linien hineingezeichnet. Es mangeln die<br />

plastischen Unterlagen für eine Bemalung; daß sie fehlte, ist anzunehmen, aber<br />

nicht erwiesen. Dafür spricht das erprobte künstlerische Urteilsvermögen <strong>der</strong><br />

<strong>Ägypter</strong>; dagegen vielleicht die Schwierigkeit, eine mehr als zweitausendjährige<br />

Tradition zu überwinden, zumal dieser Stil anscheinend von einer Min<strong>der</strong>heit<br />

von Künstlern geübt wurde.<br />

Bei den ägyptischen Skulpturen überwiegt <strong>der</strong> Eindruck des Volumens und<br />

<strong>der</strong> Silhouette den <strong>der</strong> Innenglie<strong>der</strong>ung. Sie nähern sich häufig als Ganzes<br />

o<strong>der</strong> in einzelnen Teilen einfachen geometrischen Körpern, dem Würfel,<br />

konischen Formen und <strong>der</strong> Pyramide, dem klassischen Kompositionsschema <strong>der</strong><br />

Italiener. Es gibt ägyptische Figuren, wie den Hockenden, Tafel 60, 61, bei<br />

denen die menschliche Gestalt vollständig in einen vom Kopf bekrönten Block<br />

hineinkomponiert ist. Sie sind in ihrer schroffen Gesetzmäßigkeit vielleicht <strong>der</strong><br />

konsequenteste plastische Ausdruck dieser Raumphantasie. Ihre stereometrische<br />

Wucht und die karge individuelle Formbezeichnung rücken diese Figuren an<br />

die Formen <strong>der</strong> Architektur heran. <strong>Die</strong> räumliche Orientierung einer o<strong>der</strong>

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