Die Plastik der Ägypter - New York University
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STATUEN 33<br />
Formen des Mannes und die mehr rhythmisch verlaufenden <strong>der</strong> eingehüllten<br />
Frau, die vor dem Pfeiler in fast geometrischer Schönheit zur geschlossenen<br />
Bildform aufwachsen. Das Mantelmotiv <strong>der</strong> Frau ist sehr glücklich entwickelt.<br />
Es ermöglichte eine neue vortrefflicheStaffeiung des Körpers bis zu dem schweren,<br />
kräftig modellierten Kopf und mil<strong>der</strong>t die Härte <strong>der</strong> Formkontraste, ohne sie<br />
zu verwischen. <strong>Die</strong> Farbe unterstützt wirksam den Aufbau. Neben dem<br />
dunklen Rot des Mannes strahlt das Gelb und Weiß seine Helligkeit aus, da-<br />
zwischen verstreutes Grün und Rot im Geschmeide. Haare und Hieroglyphen<br />
sind schwarz, die Augen aus farbigen Steinen. Einigen<strong>der</strong> Hintergrund für<br />
dieses starke Kolorit ist das intensiveWeiß <strong>der</strong> Throne; es steigert die Leuchtkraft<br />
<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Farben wie <strong>der</strong> weiße Rahmen ein neoimpressionistisches Bild.<br />
<strong>Die</strong>se Figuren zeigen neben ihrer architektonischen Auffassung eine neue<br />
gegenständliche Betonung <strong>der</strong> menschlichen Gestalt. Dem Formgedanken dienen<br />
hier artikuliertere Körper, <strong>der</strong>en ungebrochene Vitalität die Bildeinheit über-<br />
strahlt. <strong>Die</strong> Spannkraft <strong>der</strong> Formen, die straffe Geste des Mannes und die<br />
Vehemenz seines Blickes, die blühende Festigkeit, die herrlichen Proportionen<br />
des weiblichen Körpers bezeichnen die Elastizität und Frische einer aufstreben-<br />
den Rasse. Obwohl die kostbaren, leicht verletzlichen Bildwerke im Museum<br />
zu Kairo unter Glas verwahrt werden, ist dieser Eindruck neben dem künst-<br />
lerischen so stark, daß man sich ihm nicht entziehen kann. Man fühlt sich von<br />
<strong>der</strong> Größe und Kraft einer Zeit hingerissen, die so Unbedingtes hervorbrachte.<br />
Mit Snofru war — nach Ed. Meyer — die IV. Dynastie zur Herrschaft gekommen,<br />
die den ersten großen Aufschwung Ägyptens begründete. <strong>Die</strong> Annalen des<br />
Steins von Palermo, ein wichtiges historisches Dokument aus <strong>der</strong> V. Dynastie,<br />
verzeichnen zahlreiche Bauten und Befestigungen, die Snofru ausführte, einen<br />
siegreichen Feldzug gegen Nubien mit reicher Beute an Gefangenen und Vieh,<br />
eine Expedition, die 40 mit Ze<strong>der</strong>nholz beladene Schiffe einbrachte, Schiffs-<br />
bauten und Zählungen des Viehbestandes für Steuerzwecke. Dabei sind nur<br />
3 von seinen 24 Regierungsjahren überliefert. Ein Gedenkstein bei den Sinai-<br />
minen berichtet den Sieg über die Beduinen. Snofru legte in seiner zweiten<br />
Pyramide in Dahschur — die erste in Medum war noch eine Stufenpyramide<br />
— den Typus dieser Grabmäler endgültig fest. Aus seiner Regierung stammen<br />
die ersten großen Reliefzyklen <strong>der</strong> Mastabas, und in einer <strong>der</strong>selben, <strong>der</strong> des<br />
Meten im Berliner Museum, steht an den Wänden die erste bekannte historische<br />
Biographie. Sein Nachfolger Cheops schuf das höchste Bauwerk <strong>der</strong> Erde.<br />
4 Fechheimer, <strong>Plastik</strong> <strong>der</strong> <strong>Ägypter</strong>.