Die Plastik der Ägypter - New York University
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STATUEN<br />
plastische Nebenakzent in dem Steinkubus. <strong>Die</strong> Anordnung <strong>der</strong> Köpfe allein<br />
bezeichnet in dem ruhenden Ensemble die unentbehrliche Senkrechte und ver-<br />
hin<strong>der</strong>t das optische Zusammensinken <strong>der</strong> Fig-ur. Darüber hinaus deutet nur<br />
<strong>der</strong> Wechsel horizontaler und vertikaler Hieroglyphenzeichen, die die Außen-<br />
flächen <strong>der</strong> Figur gleich Wänden überziehen, auf die im Block latenten Körper-<br />
formen hin. <strong>Die</strong> Komposition ermöglichte es,den menschlichen Körper und dessen<br />
Proportionen mit <strong>der</strong> kompaktesten Raumform zu identifizieren; darin liegt ihr<br />
Wert für den ägyptischen Bildhauer.<br />
In <strong>der</strong> Münchner Figur des Priesters Bek-en-Chons, Tafeln 96, 97, die nach<br />
v. Bissing in den letzten Regierungsjahren Ramses II. (1292— 1225) im Amons-<br />
tempel zu Theben aufgestellt wurde, ist das strenge Thema etwas gelockert.<br />
<strong>Die</strong> Gestalt ist durch die Steinwände zu spüren, ist deutlich vom Sitz und<br />
Pfeiler geschieden. <strong>Die</strong> Hände übernehmen eine plastische Funktion, die Schrift-<br />
reihen sind sparsamer verwendet, diesmal nur als senkrechtes Motiv, dessen<br />
Richtung <strong>der</strong> Bart weiterführt. <strong>Die</strong> leise rhythmische Bewegung ergreift selbst<br />
die Haarwellen, die beim Senmut zum architektonischen Rahmen erstarrt sind.<br />
Es beweist ein großes Formvermögen, daß die neue Auslegung den elementaren<br />
Charakter des Motivs einstweilen nicht zerstörte, son<strong>der</strong>n nur neue künstlerische<br />
Vorzüge entwickelte. <strong>Die</strong> Auflösung dieser ägyptischen Figurenform trat bald<br />
danach ein, doch wurde die strenge Fassung daneben beibehalten. Bek-en-Chons<br />
bestellte seine Statue als 86jähriger Greis. <strong>Die</strong>ses Alter gibt das Bildwerk nicht<br />
wie<strong>der</strong>; eine ägyptische Porträtstudie brauchte demnach nur in einem sehr losen<br />
Verhältnis zur Naturwirklichkeit zu stehen.<br />
Im neuen Reich kommen häufig knieende Figuren vor, die einen Altar, ein<br />
Götterbild, eine Kapelle o<strong>der</strong> Stele vor sich halten — neue Statuenmotive, von<br />
denenTafeln 68,69 ein Beispiel geben. <strong>Die</strong>se Figuren zeigen eine getrennte Front-<br />
und Seitenkomposition. Der Formkontrast <strong>der</strong> Stele und des Kopfes, die Ab-<br />
stufung nach drei verschiedenen plastischen Ausdrucksformen: Rundplastik,<br />
flaches und vertieftes Relief, bestimmen die Vor<strong>der</strong>ansicht. Der Kopf schließt<br />
so an den Stein an, daß ein vollkommen einheitlicher Bildeindruck entsteht.<br />
<strong>Die</strong> Silhouetten verbinden sich zu einem Ornament. <strong>Die</strong> Teilformen des Kopfes<br />
wie<strong>der</strong>holen und variieren den runden Abschluß <strong>der</strong> Stele. <strong>Die</strong>se Anordnung<br />
und <strong>der</strong> gegen den Kopf unwirkliche Maßstab <strong>der</strong> Sonnenbarke mit den heiligen<br />
Pavianen auf <strong>der</strong> Stele geben dem Werk etwas Heraldisches. <strong>Die</strong> lebendigreichen<br />
Seitenansichten haben hierzu gar keine Formenbeziehung. Sie sind ganz für