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Die Plastik der Ägypter - New York University

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STIL DER RUNDPLASTIK 29<br />

schmückten. Dem architektonischen Ganzen mußte die Figur sich unterordnen.<br />

-<br />

<strong>Die</strong> Künstler suchten den Einklang mit den Raumverhältnissen, mit <strong>der</strong> symme-<br />

trischen Ordnung des Gebäudes, den Wandflächen und ihren feierlichenBildzügen,<br />

mit den Maßen <strong>der</strong> Pfeiler und Säulen, ihren strengen Teilungen und elastischen<br />

Formen, mit dem Farbenglanz, <strong>der</strong> alles einte. Abgeschlossene Wandkompo-<br />

sitionen mit Rundfiguren sind uns in Gräbern des alten Reiches erhalten.<br />

In <strong>der</strong> Grabkapelle Tafel 12 erheben sich — durch einen Rundstab gegen<br />

die Wandreliefs abgegrenzt — über einen flachen Sockel Nischen und Statuen.<br />

Zwischen ihnen stehen gradflächige Blöcke, <strong>der</strong>en statischen Wert als horizon-<br />

tales o<strong>der</strong> vertikales Glied die Schriftlinien betonen. <strong>Die</strong> Nischen sind hart<br />

und tief in die Mauer hineingeschnitten, so daß jetzt breite, ehemals durch die<br />

Farbe neutralisierte Schlagschatten die Figuren treffen, die dem Gerüst von<br />

Rechtecken eingeglie<strong>der</strong>t sind und — wie die griechischen Metopenfiguren —<br />

als Rundplastiken einer Reliefabsicht dienen. <strong>Die</strong> zwei Statuen gleichen sich<br />

wie die Säulen einer Reihe und sind wie diese als tektonische Glie<strong>der</strong> gebildet.<br />

In ihrer Hauptachse und in den gestreckten Gliedmaßen kehren die Senk-<br />

rechten <strong>der</strong> Architektur, im Abschnitt des Schurzes und in den Schultern die<br />

Wagerechten wie<strong>der</strong>. Ihre Arme und Beine variieren die zylindrische Form<br />

des Rundstabes, dessen Zierlinien die feinen Diagonalen des Schurzes wie<strong>der</strong>-<br />

holen. Der Kopf und seine breite Perücke ist mit <strong>der</strong> Brustpartie formal zu-<br />

sammengefaßt; das hieraus entstehende doppelte Kurvenmotiv wird in <strong>der</strong><br />

Büste über <strong>der</strong> Tür zum plastischen Hauptthema. Innerhalb dieser großen<br />

Formen heben sich in bestimmten Abständen korrespondierende Details kräftig<br />

heraus: die Kniee, die Fäuste mit den akzentuierten Zwischenstücken, die<br />

Brustwarzen, die Ohren; sie verstärken den plastischen wie den konstruktiven<br />

Eindruck. Durch diesen Aufbau <strong>der</strong> Figuren ist <strong>der</strong> Formkontrast zwischen<br />

Architektur und Gestalten gemin<strong>der</strong>t, während doch die organische Bildung<br />

inmitten <strong>der</strong> stereotypen Schriftreihen höchst lebendig wirkt. <strong>Die</strong>se Synthese<br />

<strong>der</strong> beiden Formwelten zeichnet die ägyptische Grabkomposition vor vielen<br />

an<strong>der</strong>en, z. B. den meisten Wandgräbern <strong>der</strong> italienischen Frührenaissance,<br />

aus, wo zwischen Architektur und Figuren nur ein Gedankenzusammenhang,<br />

keine formale Übereinstimmung besteht. In dem Grab Tafel 13 steht in einer<br />

tiefen Nische eine größere Figur, zu <strong>der</strong> Steinstufen (von <strong>der</strong> Breite ihrer<br />

Schultern) emporführen. Sie einigt in ihrer geschlossenen Rundform die aus-<br />

ladenden Linienbewegungen <strong>der</strong> zwei Relief-Gegenbil<strong>der</strong> zu ihren Seiten. Ihre

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