Doktorarbeit komplett2 _Endversion - OPUS - Universität Würzburg
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Diskussion Seite 43<br />
Verfügung standen, fiel diese Versuchsreihe aus. Bei Vollblutproben, die nicht innerhalb<br />
kürzester Zeit der Messung zugeführt werden können, ist eine Antikoagulation mit<br />
Lithiumheparin notwendig, um die Elektrolytkonzentrationen nicht iatrogen zu verändern. 35<br />
Abgesehen davon präsentierten sich in der Arbeit mit dem Phylax Ion Analyser eine Reihe von<br />
zusätzlichen Problemen.<br />
Die Messschwierigkeiten, wie das Abdriften der Nadel, die ständige Notwendigkeit der<br />
Kalibrierung und das plötzliche, unerklärte Springen der Nadel, die sich unter<br />
Standardbedingungen nur manchmal gezeigt hatten, wurden jetzt zur täglichen Hürde und<br />
machten die Messungen zeitweise unmöglich.<br />
Erneut auftretendes Problem war die Verlegung des Durchflusskanals durch ausgefälltes<br />
Eiweiß, welches sich nicht immer durch Proteinentferner beseitigen ließ und den Austausch der<br />
Messeinheit nötig machte.<br />
Bemerkenswert auch, dass sich die Messwerte derselben Probe nach Behandlung des<br />
Durchflusssystems mit Proteinentferner erheblich unterschieden. Hatten sich Proteine auf die<br />
Membran der ISE gesetzt und die Diffusionseigenschaft verändert?<br />
Eine neue Erkenntnis war, dass der Klebstoff, der die Kunststoffkapillare an der Messeinheit<br />
befestigt, selbst den Durchfluss behinderte und nur eine Resektion der verklebten<br />
Schlauchstelle die Durchgängigkeit wiederherstellen konnte. Eine andere Variante war, dass<br />
sich der Schlauch an der Stelle, an der er festgeklebt war, löste und auch so ein Injizieren der<br />
Seren nicht mehr möglich war.<br />
Diese Schwachstellen des Phylax Ion Analyser sind grundsätzlich schwierig unter<br />
Feldbedingungen zu beherrschen. Wie viele austauschbare Messeinheiten müssen im Vorrat<br />
vorhanden sein, um all diesen Hindernissen schnell und praktikabel zu begegnen? Wo sind in<br />
einem einfachen Labor die Werkzeuge und Utensilien, die nötig sind, um Schläuche erneut<br />
anzukleben oder verstopfte Passagen wieder durchgängig zu bekommen? Wie ist der richtige<br />
Umgang mit starkem Abdriften oder Springen der Nadel bei gerade frisch eingesetzten ISE und<br />
aufgeladenem Akku? Wieviel Training ist notwendig, um das ausreichende Know-how zu<br />
erlangen?<br />
Und wie lange werden sich ungeübte Laboranten mit diesen Schwierigkeiten befassen, bevor<br />
sie das Gerät als „defekt“ deklarieren und auf Ersatz warten?<br />
Somit bestätigt sich, dass in weniger technisierten Labors das Personal den entscheidenden<br />
Qualitätsfaktor darstellt. Die Güte der Wartung, der Reparatur und des Umgangs mit dem Gerät<br />
hängt von den Mitarbeitern und dem Training, das sie erfahren haben ab. Aber auch Schulung<br />
kann nur bis zu einem gewissen Punkt sinnvoll durchgeführt werden. Wer aber ist zuständig,<br />
wenn das Ausmaß der Reparatur diesen Wissensstand übersteigt?<br />
Hier sind also noch einige Vorarbeiten zu leisten, bevor das Gerät als „tropentauglich“<br />
einzustufen ist. Nochmals zu erwähnen ist die Bedeutung einer Endpunktmessung, um hier den<br />
subjektiven Faktor Mensch gering zu halten.