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1 Zwischen Gemeinschaft und Gesellschaft: Zur Mehrdeutigkeit des ...

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(5) Soll man die konkrete Situation ganzheitlich in den Blick nehmen oder<br />

sich auf den Ausschnitt konzentrieren, für den man zuständig ist?<br />

(Diffuseness - Specificity, dt.: Ganzheitlichkeit - Spezialisierung)<br />

Parsons hat diese Orientierungsvariablen als binäre Entscheidungsalternativen<br />

verstanden, "one side of which must be choosen", also als ein Entweder-Oder<br />

(ebd.). Ich folge dieser Konstruktionsentscheidung nicht, sondern verstehe<br />

Parsons Orientierungsvariablen als ein Nebeneinander, als eine mitunter<br />

widerspruchsvolle aber auch produktive Symbiose von Vergangenheit <strong>und</strong><br />

Zukunft, die charakteristisch für unsere Zeit ist. Um die Funktionalität von<br />

Hilfesystemen zu beschreiben <strong>und</strong> evt. zu verbessern, braucht es dieser<br />

dialektischen Sicht, die modern <strong>und</strong> traditionell in einem vielschichtigen Prozess<br />

miteinander verschränkt sieht.<br />

1. Stabilität <strong>und</strong> Veränderung<br />

Die traditionellen Institutionen der <strong>Gemeinschaft</strong> sind statisch. In statischen<br />

Systemen - bsw. in der Familie - ist die Welt wie sie ist. Sie ist gegeben. Ein<br />

schönes Beispiel, wie moderne Menschen damit hadern, ist der Roman von<br />

Jonathan Franzen: Die Korrekturen. Darin versuchen drei erwachsene Kinder<br />

das, was wohl viele versuchen: Die Fehler ihrer Eltern nicht zu wiederholen.<br />

dazu versuchen sie sich <strong>und</strong> ihre Eltern so zu "korrigieren", wie es ihnen im<br />

Lichte aufgeklärter Erkenntnis richtig erscheint. Aber je stärker sie sich darum<br />

bemühen, umso weniger davon erreichen sie. In einer <strong>Gesellschaft</strong>, in der<br />

technisch fast alles machbar ist, in der philosophisch fast alles denkbar ist,<br />

erweist sich das kleine System Familie relativ sperrig für Veränderung, obgleich<br />

die Menschen von ihren modernen Visionen angestachelt, ständig nach<br />

Veränderungen (Korrekturen) trachten. Im gezielt anderen Lebensstil der<br />

Kinder, bleibt das Muster der Herkunft unverkennbar. Soweit zu Franzens<br />

lesenswertem Bestseller. Die <strong>Gemeinschaft</strong> baut auf Statik auf: Mein Vater ist<br />

mein Vater. Das ist wie es ist. Auch als politischer Gegner, Andersgläubiger<br />

oder gar als Verbrecher bleibt der Vater der Vater. Das Unveränderbare<br />

bekommt in der Tradition sogar ist die Aura <strong>des</strong> Heiligen. In der traditionalen<br />

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