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1 Zwischen Gemeinschaft und Gesellschaft: Zur Mehrdeutigkeit des ...

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unmissverständlich klar, dass ein Familienrat ein Planungstreffen der Familie<br />

ist, bei dem Fachleute beteiligt sind <strong>und</strong> kein Planungstreffen von Fachleuten,<br />

bei dem Betroffene beteiligt werden. Diese Form von "Besitzerschaft"<br />

vermindert die Definitionsmacht der Hilfeprofis entscheidend <strong>und</strong> steigert die<br />

Bereitschaft der Betroffenen, Verantwortung zu übernehmen. Der eigentliche<br />

Familienrat gliedert sich in drei Phasen (Genauere methodische Ausführungen<br />

in Früchtel et al. 2007). Die Eröffnung erfolgt durch ein Familienmitglied <strong>und</strong><br />

durch ein in dieser Familie übliches Ritual. Dann erklärt der Koordinator das<br />

Prinzip <strong>und</strong> den Ablauf <strong>und</strong> leitet die Informationsphase ein: Eine Fachkraft<br />

beschreibt präzise <strong>und</strong> kompakt, was ihr Sorge macht. Dann berichten die<br />

anderen Fachkräfte ihren Kenntnisstand <strong>und</strong> referieren wichtige allgemeine<br />

Informationen zum vorliegenden Problem, ohne dabei spezifische<br />

Lösungswege zu implizieren. Wenn der Koordinator sicher ist, dass alle auf<br />

dem gleichen Informationsstand sind <strong>und</strong> alle Fachfragen an die Fachleute<br />

beantwortet sind, stellt er Einigkeit darüber her, was der Auftrag an die<br />

Familiengruppe ist. Er ergibt sich aus der Sorge <strong>des</strong> Amtes <strong>und</strong> wird explizit<br />

formuliert, zum Beispiel: «Machen Sie einen Plan, wo <strong>und</strong> wie Nicole in Zukunft<br />

gut leben <strong>und</strong> aufwachsen kann.» Dann zieht sich die Familiengruppe zur<br />

Beratung zurück. Die eigentliche Planungsphase, die "Family only Phase", ist<br />

als profifreier Raum konzipiert. Der Plan kommt ohne Zutun <strong>und</strong> Mitsprache von<br />

Fachleuten zustande, die erst ein paar St<strong>und</strong>en später, in der<br />

Verhandlungsphase vom der Familiengruppe mitgeteilt bekommen, was zu tun<br />

ist, um das Problem zu lösen. Wenn die Fachkraft, die die Sorge formuliert hat,<br />

nicht der Meinung ist, dass der Plan ausreicht, formuliert sie genau, wo ihre<br />

"Restsorge" liegt <strong>und</strong> die Familie beginnt mit einer Nachbesserung <strong>des</strong> Planes.<br />

Die Verhandlungsphase ist als Konsens schaffender Prozess gedacht, d.h. er<br />

wird so lange verhandelt, bis ein für alle gangbarer Weg vorliegt.<br />

Der Anachronismus im Familienrat<br />

Unter Maoris, den ersten Einwohnern von Neuseeland, beginnt jede offizielle<br />

Rede mit einem "Mihi", einer Erklärung, wer man ist, in Beziehung zu Ahnen,<br />

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