1 Zwischen Gemeinschaft und Gesellschaft: Zur Mehrdeutigkeit des ...
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Soll die jeweilige Situation distanziert <strong>und</strong> jedermann betreffenden<br />
Gesichtspunkten betrachtet werden oder soll man sich auf die besondern<br />
Konstellationen der jeweiligen Situation gegebenen einlassen (Parsons 1962,<br />
81)? D.h. soll man sich an allgemeinen Standards orientieren oder an<br />
partikularen, die nur in einer bestimmten Kultur, in einem bestimmten Milieu<br />
oder in einer bestimmten Familie zu einer bestimmten Zeit gelten, aber für die<br />
Allgemeinheit keine Gültigkeit haben, ja bisweilen mit allgemeinen Standards<br />
sogar in Konkurrenz stehen. Prinzipiengeleitetes, kategorisches Handeln oder<br />
kontextabhängiges? Soll beispielsweise die Beziehung zwischen Ego <strong>und</strong> Alter<br />
ausschlaggebend sein, oder soll die Lösung <strong>des</strong> Problems gerade unter<br />
Absehung von der Beziehung erfolgen? Je stärker Wissenschaft <strong>und</strong> Recht in<br />
der Sozialen Arbeit zu tragen kommen, <strong>des</strong>to mehr tendiert sie in Richtung<br />
Universalismus, denn zu allgemeingültigen Erkenntnissen <strong>und</strong> Lösungen zu<br />
kommen, war ja gerade das Ziel "moderner" Wissenschaft <strong>und</strong> "modernen"<br />
Rechts. Darin liegt der Fortschritt, unter Absehung der Position der betroffenen<br />
sollten "gerechte" <strong>und</strong> durch Abstraktion von der spezifischen Perspektive <strong>des</strong><br />
Beobachters sollten "objektive" Ergebnisse erzeugt werden. Justitia wird blind<br />
dargestellt. Alle werden gleich behandelt, ihre Umstände zählen nicht, was<br />
darauf hinaus läuft, dass Ungleiche gleich behandelt werden (vgl. Früchtel<br />
2011, 37). Jede Form der Diagnostik ist auf eine Einordnung eines spezifischen<br />
Bil<strong>des</strong> in eine generelle Kategorie angewiesen unter Absehung der nur<br />
individuellen Eigenheiten. Rechtliche Leistungsansprüche müssen allgemein<br />
beschrieben werden <strong>und</strong> kommen dann als ein allgemeiner Standard zu<br />
Anwendung, der zwar noch individuell angepasst wird, aber ganz neue<br />
individuelle Entwürfe nicht mehr zulässt. Allerdings wird in der<br />
lebensweltorientierten Sozialen Arbeit der Respekt vor der Eigensinnigkeit <strong>des</strong><br />
individuellen Alltags zum zentralen Prinzip. Es geht dort um das<br />
Wiederfunktionieren <strong>des</strong> jeweiligen Alltags, <strong>und</strong> nicht um einen wissenschaftlich<br />
verallgemeinerten „richtigen“ Alltag. Deswegen entstehen Diagnosen im Dialog<br />
<strong>und</strong> sind mehr modus vivendi als objektive Wahrheit.<br />
5. Ganzheitlichkeit <strong>und</strong> Spezialisierung<br />
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