1 Zwischen Gemeinschaft und Gesellschaft: Zur Mehrdeutigkeit des ...
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sich genau die Aspekte aus einem Problemzusammenhang heraus, für die man<br />
zuständig <strong>und</strong> kompetent ist (Problemparzellierung), verliert aber durch diese<br />
Komplexitätsreduktion den Blick auf den Gesamtzusammenhang. Ansich<br />
plausible Lösungswege können <strong>des</strong>wegen nicht funktionieren, weil sie die<br />
Rechnung ohne eine Vielzahl von Faktoren machen, die allesamt Einfluss<br />
haben. Ein neues Handy widerspricht zwar dem Sanierungsplan, verspricht<br />
aber einen deutlichen Statusgewinn in der Clique, der aus der spezialisierten<br />
Perspektive <strong>des</strong> Schuldenberaters nicht sichtbar ist.<br />
<strong>Gemeinschaft</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
Stabilität Veränderung<br />
Emotionalität Neutralität<br />
Kollektivorientierung Individualisierung<br />
Kontextbezug Allgemeingültigkeit<br />
Ganzheitlichkeit Spezialisierung<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich erstaunt bei der Betrachtung von Parsons Orientierungsvariablen<br />
ist, wie eindeutig doppeldeutig heutige Soziale Arbeit agiert. Sie ist in beidem<br />
Sozialformen verankert - wenn auch nicht immer theoretisch oder methodisch<br />
gleich stark - <strong>und</strong> der Schluss liegt nahe, dass in dieser Ambiguität Potential<br />
liegt. Nun soll gezeigt werden, wie der Familienrat als Verfahren sich genau in<br />
dieser <strong>Mehrdeutigkeit</strong> entwickelt hat, indem beispielsweise das Recht benutzt<br />
wurde Rechte auf Partikularität zu verallgemeinern oder sozialarbeiterische<br />
Methodik genutzt wurde, um Experteneinfluss zu begrenzen.<br />
Entstehung <strong>des</strong> Familienrates<br />
Die Verschiebung von <strong>Gemeinschaft</strong> zu <strong>Gesellschaft</strong> wurde von den Maoris<br />
schmerzlich erlebt. In ihrem Empfinden wurde dadurch etwas zersetzt, was<br />
ihnen wesentlich für gelingen<strong>des</strong> soziales Miteinander <strong>und</strong> Lebensglück<br />
erschien. Sie nannten diesen Vorgang eine zweite Kolonialisierung, die nicht<br />
mehr mit Waffen, sondern mit Werten erfolge. Interessant ist, dass zeitgleich<br />
Jürgen Habermas (1981) in Deutschland einen ähnlichen Prozess diagnostiziert<br />
hat: Wissenschaft, Recht <strong>und</strong> Markt, so Habermas, dringen in die Lebenswelt<br />
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