1 Zwischen Gemeinschaft und Gesellschaft: Zur Mehrdeutigkeit des ...
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ein wie Kolonialherren in eine Stammesgesellschaft <strong>und</strong> erzwingen deren<br />
Anpassung, die gleichzeitig ein Raubbau an der sozial <strong>und</strong> kulturell<br />
reproduktiven Funktion der Lebenswelt sei (genauer: Budde / Früchtel 2008).<br />
Im bereits genannten Sachverständigenbericht "Puao te ata tu" wurde<br />
beschrieben wie die kinderzentrierte Ausrichtung der Jugendhilfe die<br />
langfristigen Bedürfnisse der Kinder nach kultureller <strong>und</strong> sozialer Beständigkeit<br />
<strong>und</strong> Identität den kurzfristigen Bedürfnissen nach Sicherheit opferte. Man<br />
empfahl, das Maatua Whangai zu stärken, das die Verwandtschafts- <strong>und</strong><br />
Stammesstrukturen bei Pflegeverhältnissen berücksichtigte <strong>und</strong> ein größeres<br />
Gewicht auf familiäre <strong>und</strong> soziale Stabilität legte. Weiterhin sollte nichts<br />
Geringeres geschehen als das komplette Kinder <strong>und</strong> Jugendhilfegesetz zu<br />
überarbeiten, um die sozialen <strong>und</strong> kulturellen Werte aller Gruppen<br />
anzuerkennen, Fürsprecher aus der Verwandtschaft bei der Hilfeplanung<br />
mitwirken zu lassen, Familien zu stärken <strong>und</strong> um der Verwaltung die rechtliche<br />
Gr<strong>und</strong>lage für einen sozialräumlichen Arbeitsansatz zu bieten, der die in<br />
Zusammenarbeit mit Stammesgruppen, Bürgern <strong>und</strong> der Geschäftswelt in der<br />
professionellen Arbeit zum Prinzip machen sollte.<br />
Daraus entstand ein Gesetz, <strong>des</strong>sen Namen Programm war: Das "Kinder, junge<br />
Menschen <strong>und</strong> deren Familiengesetz" (Children, Young Persons, and Their<br />
Families Act, 1989). Das Herzstück <strong>des</strong> Gesetzes sind nicht wie im deutschen<br />
"Kinder- <strong>und</strong> Jugendhilfegesetz“ (1990) die Garantie differenzierter<br />
institutionalisierter Hilfeleistungen, sondern die Garantie eines<br />
Hilfeplanungsverfahrens (Family Group Conference), das ausgesprochen viele<br />
professionellen Ressourcen darauf verpflichtet, den Kreis der Beteiligten aus<br />
Verwandtschaft, Fre<strong>und</strong>schaft, Nachbarschaft so weit wie irgend möglich zu<br />
machen <strong>und</strong> diesen Kreis mit Planungs- <strong>und</strong> Entscheidungsrechten ausstattet.<br />
Weiter sollte die Hilfeplanung in jedem Einzelfall genau an die jeweilige Gruppe<br />
von Betroffenen angepasst, was Anlauf, Ort, Sprache, Tradition, Spiritualität<br />
u.ä. betrifft. Dadurch sollte staatliches Handeln besser in Einklang mit<br />
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