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1 Zwischen Gemeinschaft und Gesellschaft: Zur Mehrdeutigkeit des ...

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Umständen: "Das wird schon irgendwie gehen!" (1989). Man muss<br />

wahrscheinlich anerkennen, dass in beiden Positionen Wahrheit steckt: Sich zu<br />

entwickeln ist ein menschliches Gr<strong>und</strong>bedürfnis <strong>und</strong> eine ethisches Gebot.<br />

Gleichzeitig wissen wir, dass sich nicht alles verändern lässt dass unser<br />

Lebensglück auch darin besteht, sich mit Umständen, so wie sie sind, gut zu<br />

arrangieren. Die Familiengruppe ist auch eine Schicksalsgemeinschaft.<br />

Unordnung entsteht, wenn Sozialarbeit über dieses Schicksalshafte<br />

hinwegtäuschen will <strong>und</strong> "verspricht", dass es Kindern besser geht, wenn die<br />

Sozialarbeit die Stelle der Eltern einnimmt. Das mag kurzfristig zutreffen, aber<br />

dem Helfen sind Grenzen gesetzt.<br />

2. Emotionalität <strong>und</strong> Neutralität<br />

Analog zu Parsons ließe sich eine weitere Dimension zwischen emotional <strong>und</strong><br />

gefühlsneutral aufspannen, um den Unterschied von <strong>Gemeinschaft</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Gesellschaft</strong> zu beschreiben. Vor einigen Jahren hat die Berliner Stadtreinigung<br />

mit dem Slogan geworben "We kehr for you!" Die gleiche Aussprache von<br />

"kehren" <strong>und</strong> "kümmern" (care) impliziert ein emotionales Engagement, wo man<br />

eigentlich nur ein zweckgerichtetes Funktionieren erwarten dürfte <strong>und</strong> legt eine<br />

Synthese von Gefühl <strong>und</strong> Kalkül nahe, die wohltuend wäre.<br />

Das traditionelle Handeln war gefühlsbestimmt, der Fortschritt der Moderne ist<br />

die Einklammerung der Affekte, zugunsten einer rationalen Analyse. So<br />

hinterlegt Kant seinen kategorischen Imperativ ("Handele nach der Maxime, die<br />

allgemeines Gesetz sein kann!", (vgl. Gr<strong>und</strong>legung zur Metaphysik der Sitten)<br />

nicht etwa eine humanitäre Neigung, sondern die Disziplin zum konsequenten<br />

Durchdenken der eigenen Handlungsfolgen. Wer allerdings selbst emotional<br />

betroffen ist, nimmt die Dinge in einer unmittelbareren Weise wichtig, als dies<br />

eine allgemeine Maxime bewirkt. Das Mitgefühl, welches Schopenhauers<br />

Mitleidsethik(1859/2002, S. 484) gegen Kants gefühlsneutraler Kategorienethik<br />

setzt, ist eine unmittelbar <strong>und</strong> stark wirksame Kraft, die Anstrengungen <strong>und</strong><br />

Einsatz möglich macht, welche professionell gar nicht herstellbar sind.<br />

Andererseits liegen auch die Vorzüge der "professionellen Distanz" <strong>des</strong><br />

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