1 Zwischen Gemeinschaft und Gesellschaft: Zur Mehrdeutigkeit des ...

Ein solches Spielraum schaffendes Verfahren, das aus der Ambivalenz von
Tradition und Moderne methodische Konsequenzen zieht, könnte Heiko Kleve
(2011) zufolge, der Familienrat als ein Verwaltungsverfahren sein, das
staatliches Handeln begrenzt, um bügerschaftliches Handeln zu ermöglichen.
In Familienräten im Rahmen der Hilfen zur Erziehung geht es primär darum,
Rechte von Kindern auf Schutz und Förderung zu realisieren. Das ist eine
moderne Vorstellung Kinderrechten, die als Prüfkriterium an entstehende Pläne
angelegt werden. Allerdings wird die Verwirklichung von Kinderrechten
optimalerweise nicht im "Installieren" professioneller Hilfen gesehen, sondern in
der Stärkung des traditionalen Gemeinsinns der Familien- und Freundesgruppe.
Dazu wird der Kreis der Betroffenen über die momentan evt. dysfunktionale
Kernfamilie hinaus deutlich erweitert und diese Groß-Familien-Gruppe bekommt
die offizielle Planungs- und Entscheidungsverantwortung, genauso wie das
Privileg, die Planungsversammlung nach ihren eigenen Gepflogenheiten zu
gestalten.
Die naturwüchsige Nähe und das Mitgefühl der Beteiligten aus der Lebenswelt
werden als wesentliche Kräfte gesehen, Hilfe zu realisieren, die professionell
evt. gar nicht herstellbar wäre. Da Aktivierung durch Betroffenheit geschieht, ist
die Vorbereitungsphase darauf ausgelegt, viele potentiell Betroffene ausfindig
zu machen, ihnen vom Problem zu erzählen und auch emotional verstehbar zu
machen, warum sie als Onkel, Schwester, Freund, Nachbar oder Kollege hier
wichtig sind.
Da das Hilfeplanungsverfahren erfolgt nicht mehr nach einer einheitlich
vorgegebenen Verwaltungs- und Fachlogik erfolgt, sondern an die partikulare
Tradition der Familienkultur angepasst wird. Ist eine moderne professionelle
Funktion notwendig, die Familienrats-Koordination.
Sie sorgt im Zusammenspiel von System und Lebenswelt dafür, dass das
Prinzip der maßgeschneiderten Hilfeplanung durchgehalten wird und das
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