1 Zwischen Gemeinschaft und Gesellschaft: Zur Mehrdeutigkeit des ...
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einem Sozialarbeiter erwarten kann, durch Arbeitverträge, Leistungsverträge<br />
<strong>und</strong> Rechtsansprüche. Typische <strong>Gesellschaft</strong>s-Beziehungen sind die<br />
Beziehungen zwischen Arbeitgeber <strong>und</strong> Arbeitnehmer, zwischen Mieter <strong>und</strong><br />
Vermieter oder zwischen Käufer <strong>und</strong> Verkäufer <strong>und</strong> eben auch die Beziehung<br />
zwischen Sozialarbeiter <strong>und</strong> Klient.<br />
Bürger zweier Welten<br />
Die <strong>Gemeinschaft</strong> ist die ältere, die <strong>Gesellschaft</strong> die moderne Sozialform<br />
(Tönnies 2005, S. 5). Das Wesen der <strong>Gemeinschaft</strong> ist Beständigkeit <strong>und</strong><br />
Geborgenheit Das Wesen der <strong>Gesellschaft</strong> ist Freiheit <strong>und</strong> Veränderbarkeit.<br />
Max Weber formulierte das so: "Vergemeinschaftung" soll eine soziale<br />
Beziehung heißen, wenn <strong>und</strong> soweit die Einstellung ... auf subjektiv gefühlter<br />
(affektualer oder traditionaler) Zusammengehörigkeit … beruht.<br />
"Vergesellschaftung" … soweit die Einstellung auf rational motiviertem<br />
Interessenausgleich oder … Interessenverbindung beruht" (2010, S. 29). Der<br />
reinste Typ der Vergesellschaftung ist nach Weber der "frei paktierte Tausch<br />
auf dem Markt" (ebd.).<br />
Beide Sozialformen sind nur idealtypisch trennbar. Sie kommen in der in der<br />
Wirklichkeit immer in einem Mischungsverhältnis vor. "Jede noch so<br />
zweckrationale <strong>und</strong> nüchtern geschaffene <strong>und</strong> abgezweckte soziale Beziehung<br />
(K<strong>und</strong>schaft z.B.) kann Gefühlswerte stiften, welche über den gewillkürten<br />
Zweck hinausgreifen. (…) Ebenso kann umgekehrt eine soziale Beziehung,<br />
deren normaler Sinn Vergemeinschaftung ist, von den Beteiligen ganz oder<br />
teilweise zweckrational orientiert werden (ebd. S. 30).<br />
Wir sind also Bürger zweier Welten: Bürger einer altertümlichen, beständigen<br />
<strong>und</strong> kleinen Welt <strong>und</strong> gleichzeitig Bürger einer modernen, sich permanent<br />
verändernden, einer geradezu grenzenlosen Welt <strong>und</strong> wir spüren wir die<br />
Bruchstellen immer deutlicher. Ulrich Beck hat in seinem Buch "Die Erfindung<br />
<strong>des</strong> Politischen" (1993) dieses eigenartige Phänomen, als einen Übergang<br />
unserer modernen Zeit in eine andere Moderne beschrieben: "Die Moderne (die<br />
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