Thesis - RWTH Aachen University
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1 Einleitung<br />
Seit Ende der sechziger Jahre werden Herzklappenbioprothesen aus Schweineaortenherzklappen o-<br />
der Rinderperikard entwickelt und alternativ zu mechanischen Herzklappen klinisch eingesetzt. Da-<br />
durch entfällt die lebenslängliche Einnahme von Antikoagulantien. Die Funktionsfähigkeit der<br />
bioprothetischen Herzklappen ist jedoch oftmals zeitlich begrenzt aufgrund strukturellen Klappen-<br />
versagens infolge Kalzifizierung. Die Kalzifikation kardiovaskulärer Prothesen ist klinisch bedeut-<br />
sam. Sie stellt neben der "natürlichen" Degeneration des Bindegewebes der Klappensegel die Haupt-<br />
ursache des primären Versagens von Bioprothesen dar. Die Kollagendegeneration wiederum gilt den<br />
wichtigsten pathogenetischen Faktor für die Klappenverkalkung.<br />
Es hat sich sowohl in in-vivo Untersuchungen am Tier als auch im klinischen Einsatz gezeigt, daß die<br />
Kalzifizierung eine Langzeitkomplikation darstellt und infolgedessen nur unter erheblichem zeitlichen<br />
und experimentellem Aufwand in vitro zu untersuchen ist [127]. Die Frage, warum Bioprothesen<br />
kalzifizieren und wie sich der genaue Ablauf von chemischen Vorstufen, die im Klappengewebe ak-<br />
kumulieren, bis hin zu den letzlich extrem verkalkten und immobilen Klappensegeln vollzieht, kann<br />
bis heute nicht eindeutig beantwortet werden.<br />
Das Kalzifizierungsphänomen implantierter Prothesen ist nicht nur auf Erfahrungen mit Bioprothesen<br />
beschränkt. Auch künstliche Materialien in kardiovaskulären Systemen verkalken im Langzeitverlauf,<br />
wie Erfahrungen mit Herzklappen aus Polyurethan [27,72,112,133] oder ebenfalls aus Kunststoff be-<br />
stehenden Pumpsäcken künstlicher Herzkammern zeigen [44,88]. Mit zunehmendem Gebrauch von<br />
Homografts oder fixierten gerüstlosen Xenografts wächst auch die Besorgnis um die Kalzifikation<br />
der Aortenwand in dessen Wurzelsegment [202]. Aus diesem Grund wird der Kenntnisstand zu Ho-<br />
mograftkalzifizierung im Rahmen der vorliegende Arbeit untersucht.<br />
Bei der Analyse kalzifizierter Bioprothesen stellt man fest, dass es sich bei der Verkalkung um kri-<br />
stallines Hydroxylapatit handelt und die Verkalkung prinzipiell nicht von der dystrophischen Verkal-<br />
kung menschlicher Herzklappen oder Verkalkung im Gefäßsystem unterschieden werden kann [326].<br />
Nach dem histologischen Bild unterscheidet man eine intrinsische Kalzifikation, die innerhalb des o-<br />
riginären Klappengewebes liegt, von einer extrinsischen Verkalkung, bei der oberflächlich aufgela-<br />
gerte Thromben oder Zellen bzw. nicht primär im Implantat vorhandene Strukturen innerhalb der<br />
Klappensegel kalzifizieren [296,299]. Extrinsische Verkalkungen werden häufig im Zusammenhang<br />
mit bakterieller Vegetation gesehen, führen aber seltener zu einer Beeinflussung der Klappenfunktion<br />
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