Thesis - RWTH Aachen University
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ausbreiten, verkalken ebenfalls. Sie verdanken dies ihrem Gehalt an ATPase und Pyrophosphatase,<br />
welche eine lokale Phosphatanreicherung bewirken und so den Start zur extrazellulären Verkalkung<br />
freigeben.<br />
Folgende Faktoren können die dystrophische Kalzifikation beeinflussen: (a) Lokale pH-Änderungen<br />
des Hyalins oder nekrotischen Gewebes. (b) Zerfallende Produkte der Zellen und Gewebsbestandtei-<br />
le wirken sich wie Keimzentren aus. Das freigesetzte Phosphat aus den zerfallenen Nukleoproteinen<br />
ist ein denkbares Beispiel. Die starke Verkalkungstendenz des nekrotischen Fettgewebes wurde zu-<br />
nächst durch eine hohe Affinität der Calciumsalze für Fettsäuren erklärt. Dazu müsste jedoch die<br />
Kalzifikation durch eine subkutane Fettsäureinjektion induziert werden können, was nicht der Fall ist.<br />
(c) Lokale enzymatische Veränderungen: Physiologische Kalzifikation eines wachsenden Knochens<br />
findet bei einer hohen Konzentration von alkalischen Phosphat (AP) statt. Im Experiment ist eine<br />
gewisse Korrelation zwischen hohem AP-Spiegel und Calciumsalzablagerung durch eine induzierte<br />
Läsion zu beobachten, sie genügt jedoch nicht, um die dystrophe Kalzifikation beim Menschen zu er-<br />
klären [4].<br />
2.4 Modell einer Kalzifikation<br />
Für die Bildung unlöslicher bzw. geringfügig löslicher Kristalle gilt generell, dass die Ionen oder Io-<br />
nengruppe sowohl genügend Kollisionsenergie erhalten als auch die richtige Orientierung erreichen<br />
müssen, um einen "kritischen Keim" zu bilden. Dieser stellt die kleinste stabile Verbindung von Ionen<br />
mit beständiger Kristallstruktur dar. Liegt einmal der Keim vor, erfordert das Kristallwachstum gene-<br />
rell weniger Energie bei der Addition weiterer Ionen bzw. Ionengruppen. Das Wachstum kann durch<br />
verschiedene Mechanismen erfolgen. Kristallwachstum wird unterstützt, indem sich auf dessen Ober-<br />
fläche weitere kritische Keime bilden (Epitaxie). Unter Epitaxie versteht man, dass sich aus einer me-<br />
tastabilen Lösung eine Kristallschicht auf einer bereits vorhandenen bildet, die zur unteren physika-<br />
lisch ähnlich, aber chemisch verschieden ist. Durch kritische Keime, diesbezüglich ähnliche Materia-<br />
lien (Epitaxie) und bei Existenz mehrerer Keime kann die Proliferation der Kristalle gefördert wer-<br />
den. Kollagen beispielweise hat eine Kristallstruktur mit einer dem Hydroxylapatit ähnlichen Periode<br />
und kann damit eine Epitaxie bewirken [247]. In vitro können Keimbildung und Wachstum durch er-<br />
höhte Ionenaktivität, verstärkte Flüssigkeitsbewegung und Diffusionsraten und/oder durch Entfer-<br />
nung von Inhibitoren begünstigt werden. Inhibitoren sind Substanzen, die den Keimbildungs- und<br />
-wachstumsprozess durch Bindung kritischer Keime, Konkurrenz mit Ionen um die Bindungsstelle<br />
u.a. regulieren [35].<br />
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