sonder-soli 2 (Page 1) - DGB-Jugend
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FORTSETZUNG VON SEITE 20<br />
politische Kabarett, begleitende Seminare wurden angeboten.<br />
Nach und nach wurden die Programme im Licht ihrer gesellschaftlichen<br />
Bedeutung betrachtet: <strong>Jugend</strong>liche sollten die aktive Gestaltung<br />
übernehmen und nicht passiv Kultur konsumieren. Sie sollten<br />
mitmachen, mitreden und ausprobieren. Vor allem war den Organisatoren<br />
wichtig, dass die Angebote nicht allein der Gewerkschaftsjugend,<br />
<strong>sonder</strong>n allen <strong>Jugend</strong>lichen zugänglich waren: Arbeitern,<br />
Auszubildenden, Studenten und jungen Arbeitslosen gleichermaßen.<br />
Nach und nach entwickelten sich die <strong>Jugend</strong>kulturtage der<br />
Gewerkschaften zu einem Forum, in dem sich <strong>Jugend</strong>liche aller<br />
Gruppierungen trafen. Daraus entstand 1961 das „junge forum“.<br />
Zunächst war das „junge forum“ in erster Linie eine Institution<br />
der Ruhrfestspiele. Junge Besucher wurden jedoch nicht nur an das<br />
Theaterprogramm der Festspiele herangeführt, <strong>sonder</strong>n eigene Inszenierungen<br />
und die Erweiterung<br />
des allgemeinen Programms<br />
sorgten mitunter für<br />
konstruktiven Aufruhr. Denn für<br />
das „junge forum“ war die Einbeziehung<br />
Andersdenkender<br />
und die Gestaltung von Kultur<br />
und Kunst in einem gemeinsamen,<br />
aktiven Prozess ausschlaggebend.<br />
Dass es dabei<br />
stets einige Klippen zu umschiffen<br />
gab, versteht sich von<br />
selbst. Die kontinuierliche Arbeit<br />
der Verantwortlichen führte<br />
1967 zum Erfolg: Das „junge<br />
forum“ erhielt mit Konrad<br />
„Conny“ Weber erstmals einen<br />
hauptamtlichen Geschäftsführer.<br />
In den Siebzigern emanzipierte<br />
sich das „junge forum“<br />
zunehmend und wurde zu einer<br />
rechtlich unabhängigen Einrichtung.<br />
Bis 1975 begleitete es<br />
regelmäßig die Darbietungen<br />
der Ruhrfestspiele, seit 1976<br />
entwickelte sich ein eigenständigeres<br />
Profil mit bundeswei-<br />
UND SPAß MACHT.“ (JUNGES FORUM)<br />
ten, unabhängigen Programmen.<br />
Heute arbeitet das „junge forum“ mit fünf MitarbeiterInnen<br />
unabhängig von den Ruhrfestspielen Recklinghausen, es existiert<br />
aber noch immer eine inhaltliche und organisatorische Bindung.<br />
Nach wie vor gibt es gemeinsame Projekte wie die Eröffnung der<br />
Festspiele am 1. Mai eines jeden Jahres (mit rund 150.000 Besuchern)<br />
sowie eine Konzertreihe während der Festspiele. Der Intendant<br />
der Ruhrfestspiele, Hansgünther Heyme, bezeichnete das<br />
„junge Forum“ als „Stachel im Fleisch der Festspiele“.<br />
Mittlerweile kennt der Wirkungsraum des „jungen forum“ keine<br />
nationalen Grenzen mehr und es ist als Veranstalter nicht nur<br />
während der Ruhrfestspiele aktiv. In Recklinghausen wurden die Aktivitäten<br />
durch „Impulse“, eine Veranstaltungsreihe der freien Theaterszene,<br />
die „Heimatklänge“, ein Festival der Weltmusik sowie<br />
durch das Programm „UnART“ erweitert, wo Musik, Theater, Co-<br />
medy, Kabarett und Literatur von artig bis unartig präsentiert werden.<br />
Ergänzt wird der Spielplan durch zahlreiche bundesweite Projekte,<br />
wo sich junge Menschen der verschiedensten Gruppierungen<br />
kulturell produzieren und weiterentwickeln sollen. Mit klassischen<br />
Elementen, aber auch mit modernen Gestaltungsformen drücken sie<br />
sich und ihre Vorstellungen für jeden Menschen hör-, seh-, und fühlbar<br />
aus, sei es durch Radio/Videoproduktionen, multimediale Installationen<br />
oder in Kooperation mit Künstlern.<br />
Zu den Aktivitäten gehört die Herausgabe des „Kulturinfo“, einer<br />
umfassenden Übersicht über die freie Musik- und Theaterszene<br />
in Deutschland, ebenso wie die Präsenz bei der Love Parade in Berlin,<br />
das <strong>Jugend</strong>kulturprojekt „Bilder aus der Zukunft“, das gemeinsam<br />
mit der <strong>Jugend</strong> der IGBCE auf der EXPO in Hannover präsentiert<br />
wird, oder der kulturelle Einsatz bei Veranstaltungen des <strong>DGB</strong> oder<br />
der Einzelgewerkschaften. Hervorgegangen aus der <strong>Jugend</strong>bewegung<br />
des <strong>DGB</strong> produziert das „junge forum“ seine Ideen natürlich<br />
auch für gewerkschaftliche Kreise. Allerdings grenzen sich die Verantwortlichen<br />
dabei klar ab: „Dabei ist das „junge forum“ keinesfalls<br />
das kulturelle Sprachrohr des <strong>DGB</strong>. Denn gerade Kunst und Kultur<br />
dürfen auf keinen Fall für tarif- oder gesellschaftspolitische Zwecke<br />
missbraucht werden. Der klassische Begriff der Arbeiterkultur ist<br />
überlebt und gehört auch beim „jungen forum“ der Vergangenheit<br />
an. Weder Show noch Effekte, noch Starkult oder agitatorische Einstimmung<br />
sollten so tief in die Erlebniswelt der Zuschauer eingreifen<br />
dürfen, dass die persönliche Handlungsfähigkeit und Urteilsfähigkeit<br />
verloren geht. Diese Verantwortung liegt natürlich in erster Linie<br />
beim Künstler – aber auch beim Veranstalter – also bei uns.“ ■<br />
Das „junge forum“ im Internet: www.kulturinfo.de<br />
„HASTE TÖNE“–<br />
ERSTES BUNDESWEITES<br />
TREFFEN FÜR ENGA-<br />
GIERTE MUSIK, 1980<br />
„DAS NIVEAU EINER BEGEGNUNG, DIE AUSEINANDERSETZUNG MIT DER KUNST, IST DAS RESULTAT EINES DEMOKRATISCHEN UND<br />
EMANZIPATORISCHEN LERNPROZESSES. DIESEN IM SINNE DER GEWERKSCHAFTSBEWEGUNG ZU ORGANISIEREN, IST EINE SCHWIE-<br />
RIGE AUFGABE. DIE DARAN BETEILIGTEN KÖNNEN SICH NICHT SICHER SEIN, OB SIE ES RICHTIG MACHEN. ABER GERADE DAS IST<br />
ES, WAS UNS ZWINGT NACHZUDENKEN, NEU ZU ÜBERLEGEN, ZU FRAGEN UND ZU TRÄUMEN – FÜR EINEN WEG, DER ÜBERZEUGT