sonder-soli 2 (Page 1) - DGB-Jugend
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24<br />
‘ran<br />
12 ’87<br />
K LEINE C HRONIK DER ‘ RAN A UFMÜPFIGE<br />
‘ran<br />
10 ‘89<br />
Die Entstehung (197O)<br />
Die 70er Jahre begannen so turbulent, wie die 60er endeten.<br />
Nach den Studenten schlossen sich immer mehr arbeitende <strong>Jugend</strong>liche<br />
zur Lehrlingsbewegung zusammen und revoltierten<br />
gegen Missstände in der Ausbildung. Die damalige <strong>DGB</strong>-<strong>Jugend</strong>zeitschrift<br />
„Aufwärts“ nahm davon kaum Notiz. Als ihr Leiter Hans<br />
Dohrenbusch 1970 mit 66 Jahren in Pension ging, fand <strong>DGB</strong>-Vorstandsmitglied<br />
Franz Woschech, zuständig für <strong>Jugend</strong>, einen wesentlich<br />
jüngeren Mann für seine Nachfolge: den damals 33-jährigen<br />
Dieter Schmidt. Schmidt, seit 1965 Pressereferent in der Düsseldorfer<br />
<strong>DGB</strong>-Zentrale und Fernseh-, Hörfunk- und Buchautor,<br />
zeigte jedoch an der Fortführung des „Aufwärts“ kein Interesse.<br />
Schmidt wollte ein <strong>Jugend</strong>-Magazin als „Anti-Bravo“ konzipieren,<br />
das durch eine Mischung aus Pop und Politik auch <strong>Jugend</strong>liche ansprechen<br />
sollte, die mit den Gewerkschaften noch keine Berührung<br />
hatten. Vierfarbig, mit neuem Namen, ohne feste Ressorts und mit<br />
starkem Akzent auf Alltags- und Freizeitthemen sollte es sich formal<br />
an kommerziellen <strong>Jugend</strong>magazinen orientieren. Erst am Schluss<br />
sollten die Leser merken: Die sind irgendwie anders.<br />
Woschech unterstützte das Konzept und wider Erwarten akzeptierte<br />
es auch der <strong>DGB</strong>-Vorstand. Im Oktober 1970 erschien die erste<br />
Ausgabe der ´ran mit 66.000 Exemplaren, bis Ende des Jahres<br />
noch unter dem Namen „Aufwärts“. Äußerlich unterschied sich das<br />
Magazin jedoch deutlich von seinem Vorgänger: in Magazingröße,<br />
Farbigkeit, mit neuem Layout und auf Hochglanzpapier.<br />
Der Start<br />
‘ran erschien im gewerkschaftseigenen Bund-Verlag und wurde<br />
zweigleisig vertrieben: Einzelgewerkschaften kauften Großkontingente,<br />
die sie an ihre jugendlichen Mitglieder kostenlos verteilten.<br />
Einzelpersonen konnten das Magazin für den Preis von einer Mark<br />
direkt abonnieren. Um von gewerkschaftlichen Subventionen unabhängig<br />
zu sein, akquirierte der Verlag kommerzielle Anzeigen.<br />
Außerdem wurde ‘ran mit Mitteln des Bundesjugendplans gefördert.<br />
Als Herausgeber fungierte der <strong>DGB</strong> Bundesvorstand, nicht die<br />
Abteilung <strong>Jugend</strong>. ‘ran<br />
erhielt eine eigene Redaktion,<br />
die nur zum<br />
Teil aus Funktionären<br />
bestand und von freien<br />
Mitarbeitern unterstützt<br />
wurde. Damit<br />
war ‘ran die einzige Publikation<br />
des <strong>DGB</strong>, die<br />
sich ausdrücklich an<br />
Nichtmitglieder wandte<br />
und von einer unabhängigen<br />
Redaktion<br />
gemacht wurde.<br />
Bereits im ersten<br />
Jahr häuften sich die<br />
Proteste: Lehrlingsausbilder,<br />
Eltern und Gewerkschaftsfunktionäre<br />
waren geschockt von<br />
Bildern barbusiger<br />
Mädchen, freizügigen<br />
‘ran<br />
8 ’00<br />
A NTI-BRAVO<br />
‘ran<br />
1 ’87<br />
Ratschlägen und Kritiken, in denen der Papst als „Pillen-Paul“ bezeichnet<br />
wurde. Beim <strong>DGB</strong>-Vorsitzenden Heinz-Oskar Vetter und<br />
Vorstandsmitglied Franz Woschech stieß ‘ran auf Aufgeschlossenheit.<br />
Die Gegner aber wollten dem Blatt die gewerkschaftlichen Vertriebskanäle<br />
verschließen. Obwohl ´ran bei den Lesern eine hohe<br />
Akzeptanz fand, sorgten die Inhalte in den Reihen von Gewerkschaftern<br />
und Betriebsräten immer wieder für Empörung.<br />
Unterstützung und Kritik (1972–1979)<br />
Trotz aller Kritik forderten 1972 die Delegierten des <strong>DGB</strong>-Bundeskongresses<br />
den Vorstand auf, das Erscheinen von ‘ran sicherzustellen<br />
und finanziell zu unterstützen. Sie begrüßten das Magazin<br />
als „Möglichkeit für den <strong>DGB</strong>, die Bewusstseinsbildung jugendli-