Bitte hier klicken, um Sie aufzurufen! - E-stories

Und dann wieder an Vlad gewandt: „Wir Kreateure haben uns jeder auf eine
bestimmte Spezies eingearbeitet. Früher waren wir einmal eine sehr geachtete und
geschätzte Gilde, aber seit Ĉszudrac die meisten von uns in seine Dienste gepresst
hat, sind wir gemieden bei der Bevölkerung. Kein Wunder, du kannst das
wahrscheinlich selbst am besten verstehen. Schließlich hast du mit einer dieser
Missgeburten gekämpft, die aus des Grafen dunklen Laboratorien kam. Ja, dieser
Hexenmeister hat viele meiner Ex-Kollegen gezwungen, ihr Wissen in seinen
schlechten Dienst zu stellen und Kreaturen zu erschaffen, die nicht mehr dem
Wohle der Menschen dienen, wie es der Sinn unserer Kunst war, sondern sie mit
allem Bösen und Schlechten zu versehen, das hinter seiner umwölkten Stirn brütet.
Gerade die Wer-Tiere sind das Ergebnis solcher Lästerung der Natur. Einer meiner
besten Freunde hatte sich darauf spezialisiert, die Tiere des Waldes zu
modifizieren, und mit diesem Wissen und Können ausgestattet war es ihm natürlich
möglich, unter Ĉszudracs blutiger Anweisung aus harmlosen Kreaturen diese Wer-
Bestien zu schaffen. Zum Glück bin ich der einzige Kreateur, der sich mit so
großen und eventuell gefährlichen Tieren wie Drachen beschäftigt.
Ja, um deiner Frage zuvorzukommen, natürlich ist Ĉszudrac auch hinter mir her,
denn es gibt eben nur zwei Möglichkeiten, Drachen zu züchten: entweder man
kennt die geheimen Formeln wie ich, oder aber man besitzt die Jahreszeiten-Steine.
Nun, über beides kann Ĉszudrac zum Glück nicht verfügen. Und dass er meiner
noch nicht habhaft geworden ist verdanke ich zum einen der Tatsache, dass er hier
im Herrschaftsgebiet des Landbewahrers noch keinen großen Einfluss hat, und zum
zweiten, dass ich seinen Suchtrupps und Kreaturen bisher immer erfolgreich
entkommen konnte, auch dank meiner kleinen Lieblinge.“
Unterdessen war Vladimir körperlich satt und geistig sogar übersättigt. Zuviel
Neues und Unverständliches war in den letzten Minuten auf ihn eingestürmt. Der
Alte hatte ein Pfeifchen aus seiner Tasche gekramt, stopfte es mit einem gut
riechenden Tabak von einem Regal hinter dem Tisch, entzündete es und reichte es
fragend Vlad. Dieser nahm die Gabe dankbar an, und so saß er nun paffend vor
dem großen Tisch mit den halbleeren Schüsseln und Karaffen und hörte weiter zu,
immer wieder prüfend einen Blick auf den in seiner Nähe kauernden Drachen
werfend.
„Und nun, mein Freund, bitte ich dich, mir sehr gut zuzuhören und nichts zu
vergessen von dem, was ich dir nun sagen werde.
Du wirst dir sicherlich schon Gedanken gemacht haben, wie du mir für deine
Rettung danken sollst. Aber keine Sorge, du brauchst mir nicht zu danken, das
Leben eines zukünftigen Helden zu retten ist etwas Selbstverständliches für
unsereinen. Nein, jetzt bitte keine Einwände, frag mich später, hör mir einfach nur
zu.
Ich habe dich sofort erkannt, als du nach diesem imposanten Kampf im Dickicht
hingst, mehr tot als lebendig. Und obwohl ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht
wusste, welches Schicksal unsere Pfade kreuzen ließ, so weiß ich jetzt Bescheid,
und nun pass auf, was sich zugetragen hat.
Während du noch mit dem Tode rangst muss etwas Entsetzliches geschehen sein,
etwas, das die Stabilität des mentalen Raumes zerrissen und irreparabel zerfetzt
hat. Es müssen mehrere Ereignisse auf einmal gewesen sein. Über eines dieser
Geschehnisse bin ich mir im Klaren, ich habe es mit furchtbarem Schmerz gefühlt -
ein Hüter ist getötet worden, ein Händler der Jahreszeiten-Steine. Gleichzeitig ist
35