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veranstaltungen<br />
POLITISCHE KULTUR<br />
10. märz - tag der chinesischen schande<br />
Von Urs Haller – Zum 48. Jahrestag des tibetischen Volksaufstands in Lhasa (Bild: zVg.)<br />
■ Jedes Jahr am 10. März gedenken die weltweit<br />
im Exil lebenden Tibeterinnen und Tibeter<br />
des Volksaufstands von Lhasa. Am 10. März 1959<br />
und in den folgenden Tagen ermöglichten 30‘000<br />
Protestierende in Tibets Hauptstadt die Flucht des<br />
Dalai Lama nach Indien und damit die Entstehung<br />
von Exiltibet. Die Niederschlagung des Aufstands<br />
durch die chinesische Armee bezahlten danach<br />
rund 87’000 Tibeterinnen und Tibeter mit dem<br />
Leben. Man schätzt, dass ein Fünftel aller sechs<br />
Millionen Tibeter in den folgenden Jahrzehnten<br />
zu Tode gekommen sind: durch Exekutionen, in<br />
Gefängnissen, Arbeitslagern, durch Kämpfe und<br />
durch Hungersnot. Fast alle der 6000 Klöster sind<br />
durch die Kulturrevolution zerstört worden. Heute<br />
leben über 130’000 Tibeter/-innen ausserhalb ihres<br />
Landes, die meisten in Indien und rund 2500<br />
in der Schweiz. Für sie alle ist der 10. März ein Tag<br />
der Trauer, des Widerstands und der Hoffnung; der<br />
Hoffnung darauf, dass Tibet wieder die Selbstbestimmung<br />
erhält, sei es als unabhängiges Land<br />
oder als autonomer Teil Chinas. Für China ist der<br />
10. März ein Tag der Schande, wie der Gedenktag<br />
des Massakers am Tienanmen-Platz in Peking (4.<br />
Juni 1989).<br />
Zu Hoffnung besteht derzeit nur wenig Anlass.<br />
Ihre wichtigste Stütze ist der feste und selbst<br />
durch Folterungen nicht zu brechende Wille vieler<br />
Tibeterinnen und Tibeter, sich zum Dalai Lama als<br />
Oberhaupt zu bekennen, ihre Religion, Sprache<br />
und Kultur zu erhalten und sie in ihrer Heimat zu<br />
leben. Es gibt zwar seit fünf Jahren Gespräche<br />
zwischen Vertretern des Dalai Lama und chinesischen<br />
Unterhändlern. Greifbare Resultate sind<br />
jedoch ausgeblieben. Mehr und mehr wird vermutet,<br />
dass China mit den folgenlosen Gesprächen<br />
die Tibeter ruhig stellen und die Weltöffentlichkeit<br />
glauben machen will, es bewege sich etwas. Nichts<br />
bewegt sich, ausser dass der Dalai Lama von den<br />
chinesischen Behörden noch systematischer verunglimpft<br />
wird. Auch hat die Repression in Tibet<br />
in den letzten Jahren zugenommen. Trotz grosser<br />
Risiken fl iehen jedes Jahr rund 2500 Menschen<br />
über den Himalaya nach Nepal und Indien. Die<br />
Zahl der tibetischen Asylsuchenden in der Schweiz<br />
ist 2006 massiv gestiegen. Diese Zahlen sind ein<br />
Spiegel dessen, was sich in Tibet tatsächlich ereignet.<br />
Besonders schwerwiegend ist die stetig zunehmende<br />
chinesische Zuwanderung und Zivilisation,<br />
die den tibetischen Charakter des Landes platt<br />
zu walzen droht. Für diese Entwicklung steht u.<br />
a. die Eisenbahn nach Lhasa, die letzten Sommer<br />
in Betrieb ging. Offi ziell dient sie zum Nutzen der<br />
«westlichen Schatzkammer» (Übersetzung des<br />
chinesischen Namens für Tibet), in Tat und Wahrheit<br />
verfolgt sie strategische und ökonomische<br />
Zwecke: Sie transportiert tibetische Bodenschätze<br />
nach China sowie chinesisches Militär, Han-Siedler<br />
und Touristen. Kommerzieller Nutzen kommt<br />
praktisch ausschliesslich Chinesen in China oder<br />
in Tibet zugute. Eine verarmende tibetische Bevölkerung<br />
steht einem durch Zuwanderung wachsenden,<br />
ökonomisch besser gestellten chinesischen<br />
Bevölkerungsteil gegenüber.<br />
Viele Tibeterinnen und Tibeter haben unter der<br />
chinesischen Diktatur eine unbeugsame Widerstandskraft<br />
und tief verwurzelte Treue zu Religion<br />
und Kultur bewiesen. Dies nötigt uns Anerkennung<br />
und Respekt ab. Und Solidarität! Jeder 10.<br />
März schafft Gelegenheit, diese Solidarität öffentlich<br />
zu zeigen und das Unrecht klar zu benennen,<br />
welches die Kolonialmacht China Tibet angetan<br />
hat und täglich antut.<br />
Musik der Welt in Bern präsentiert<br />
Tibetabend zum Gedenktag des 10. März. In<br />
Zusammenarbeit mit der GSTF (Gesellschaft<br />
Schweizerisch-Tibetische Freundschaft):<br />
Samstag, 10. März 2007<br />
La Cappella, Allmendstr. 24, Bern<br />
16:00 Film: Widerstand des Geistes von Clemens<br />
Kuby<br />
18:00 tibetisches Essen<br />
18:30 Konzert:<br />
Loten Namling (dranyen, vocal)<br />
Gilbert Päffgen (perc., santoor)<br />
20:00 Podiumsgespräch: Mit Dr. Bernhard Müller,<br />
alt Nationalrat, Projektleiter in Asien;<br />
Wangpo Tethong, ehem. Präsident GSTF;<br />
Urs Haller, Redaktor. Gesprächsleitung:<br />
Thomas Künzi, Radiojournalist.<br />
21:00 Konzert:<br />
Ani Choying Drolma (voc). Die bekannte<br />
Sängerin aus Nepal / Tibet. Buddhistische<br />
Lieder der tibetischen Chö-Tradition.<br />
Vorverkauf<br />
Transa Travel & Outdoor, Aarbergergasse 21 und<br />
Kalisha, Rathausgasse 47, Bern<br />
Abendkasse 16:00 h / 18:00 h<br />
Abendk<strong>art</strong>en nach Kategorie: 28.-, erm. 18.- /<br />
35.-, 25.- / 50.-, 35.-<br />
Reservation und Info: www.musikderwelt.info<br />
Zusatzkonzerte Ani Choying<br />
Sonntag, 11. März, Kirche Erlach BE, 19:30 h (in<br />
Zusammenarbeit mit der Kirchgemeinde Erlach-<br />
Tschugg). www.musikderwelt.info<br />
ensuite - kulturmagazin Nr. 51 | März 07 11